Immer mehr Menschen steigen auf den Zug mit Kryptowährungen auf. Die Traditionsbanken schauen meist nur zu, wie ihnen Krypto-Anbieter mit cleveren Strategien die Kundschaft für immer abspenstig machen.

Wie wäre es mit einem Lamborghini, dem neuesten iPhone – oder einfach mit fünf Bitcoin? Mit solchen Gewinnen winken Krypto-Firmen, um Neukunden den Einstieg in die Welt der digitalen Währungen schmackhaft zu machen.

Am Anfang steht praktisch fast immer die Gier. Der Bitcoin als bekannteste Kryptowährung erklimmt immer neue Höhen. Viele fragen sich, wieso sie eigentlich nicht selbst investiert sind – und wollen daraufhin mehr über das Thema wissen.

Schnell auf der Plattform gelandet

Dann startet meist eine Internet-Suche. Die Interessierten stossen bei der Eingabe von Wörtern wie «Crypto» oder einfach Bitcoin auf viel Material und zahlreiche Webseiten, die das Investieren in Krypowährungen näherbringen. Bereits dort haben sich Krypto-Plattformen positioniert und leiten die Suchenden auf ihre Angebotsseiten.

Ein Beispiel dafür ist die Plattform «crypto.com», die viel Geld für diesen Namen ausgegeben hat und damit bei fast allen Suchplattformen oben aufliegt.

Doch die Krypto-Firmen tun noch mehr, um an Neukunden heranzukommen, und gehen zunächst einen einfachen Weg. Sie versuchen nämlich, bestehende Nutzer dazu zu bewegen, ihre Plattformen zu empfehlen. Das lassen sie sich oftmals einiges kosten und zahlen Werbern und Geworbenen stattliche Prämien.

Hoher Werbebonus

Damit sind selbstverständlich keine Lockvogelangebote gemeint, wie sie auch in der Schweiz zu finden sind: Da werden «bis zu 300 Euro» versprochen, und dann häufig nur ein paar Euro gutzuschreiben. Es geht vielmehr um 50 oder 100 Dollar pro Nase.

Mit diesem Startguthaben können Neukunden herumprobieren, also Coins kaufen und verkaufen, auf andere Plattformen transferieren oder sich das Geld einfach auf ihr Konto auszahlen lassen. Damit sammeln sie Erfahrungen in der neuen Krypto-Welt, aber die Neulinge riskieren praktisch kein eigenes Geld. Gerade in den Anfangsmonaten passieren häufig Fehler, so dass mit den Gutschriften dabei aber kein «richtiges» Geld verloren geht.

Quiz als Einstieg

In den USA haben Krypto-Firmen die Werbetrommel stark gerührt, als die US-Regierung wieder einmal Schecks an die Bevölkerung verteilt hat. Das Geld sollten die Menschen direkt in Kryptowährungen investieren, um einen Ausgleich für die anziehende Inflation zu haben. Bei zahlreichen Menschen hat das gewirkt, und die US-Plattformen erhielten regen Zulauf.

Coinbase, ein namhafter börsenkotierter Kryptoanbieter, hat neben der Neukundenwerbung über Empfehlungen noch einen weiteren Weg gefunden, auf einfache Weise Nutzer anzulocken. Auf der Plattform können Interessenten Quizfragen beantworten und werden dafür in Coins belohnt, die sie sich auch auf ihr Privatkonto auszahlen lassen können. Im Vordergrund steht dabei der spielerische Umgang mit dem virtuellen Geld.

Einfache Apps

Neben alldem versuchen die Kryptofirmen mittlerweile, die Komplexität der Materie zu reduzieren, um für breite Bevölkerungsschichten attraktiver zu sein. So sind zum Beispiel die Adressen der digitalen Geldbörsen regelmässig ein Ärger- und Hindernis für Neueinsteiger. Daher versuchen viele Plattformen, die Adressen zu vereinfachen. Auch die technischen Lösungen werden immer ausgefeilter. Krypto-Anbieter bieten meist einfache Apps mti weniger Funktionen für Beginner. Den Profis wird hingegen empfohlen, auf ausgefeiltere Web-Angebote auszuweichen.

Eine neue Methode, Interessenten für digitale Investments zu gewinnen, haben in jüngster Zeit amerikanische Krypto-Anbieter gefunden. Es ist das Storytelling. Dabei schildern Investoren mit herzzerreisende Geschichten, wie sich ihr Leben seit dem Einstieg in die Krypto-Welt geändert hat. Dies soll logischerweise dafür sorgen, dass sich eine Sogwirkung hin zu Kryptowährungen entfaltet.

Den CEO direkt fragen

Bei so genannten Ask-Me-Anything-Runden (AMA) wird die Story gleich «live» erzählt.  Chefs von Krypto-Plattformen stellen sich online zum Gespräch und erläutern ihr Geschäftsmodell oder versuchen, Unsicherheiten bei Interessierten zu beseitigen. Solche Veranstaltungen geben in der sonst rein virtuellen Welt einen realen Touch und schaffen nachhaltig Vertrauen.

Auch die essenzielle Frage, wie Krypto-Investoren wieder an ihr Geld kommen, beantwortet so manche Kyptofirma proaktiv. Die Unternehmen kooperieren nämlich mit Kreditkarten-Anbietern wie Visa oder Mastercard; auf diese Weise lassen sich praktisch weltweit Kryptowährungen ganz normal für Einkäufe einsetzen. Solche Zusammenarbeiten schaffen nicht nur Vertrauen in die Kryptowelt, sie sind auch eine gute Möglichkeit, das digitale Geld ins tägliche Leben der Menschen zu integrieren und sie somit von den Traditionsbank ein Stück weit zu entfernen.

Visa-Karten senken die Hemmschwelle

Natürlich versäumen es die Anbieter von virtuellem Geld auch nicht, auf Lizenzen von Aufsichtsbehörden zu verweisen, um einen seriöseren, regulierten Eindruck zu erwecken. Allerdings müssen Neukunden da meist sehr genau hinschauen, um die tatsächliche Lizenz und deren Nutzen zu verstehen.

Sind die Interessenten dann aber auf die ganzen Angebote einmal spielerisch und ohne grössere Verlustrisiken auf die digitale Währungswelt eingestiegen, läuft das Muster ihrer Erfahrungen laut zahlreichen Analysen praktisch immer gleich ab (siehe Abbildung unten).

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Zunächst nähern sich Neulinge dem Krypto-Investment mit Stablecoins, also digitale Währungen, welche direkt an Fiat-Geld gebunden sind und damit zu diesem nicht im Wert schwanken. Beispiele hierfür sind USDC oder Tether, die sich – mehr oder weniger – eins zu eins mit dem US-Dollar bewegen.

Danach startet das eigentliche Investment in Bitcoin, gefolgt von Käufen und Verkäufen auf bei bekannten Altcoins wie Ethereum. Sobald weiteres Vertrauen entstanden ist, wagen sich die angehenden Krypto-Experten in neue Gefilde vor und investieren in weitere Projekte. Danach gehen die meisten allerdings wieder auf Bitcoin oder Stablecoins zurück.

Selbst Haus-Finanzierung möglich

Mittlerweile haben die Krypto-Firmen auch die ganze Palette der Finanzprodukte im Angebot, und niemand ist mehr auf Traditionsbanken angewiesen. Haus-Finanzierung? Kein Problem. Geld für hohe Zinsen investieren? Kein Problem. Sekundenschnelle Zahlungen auf die andere Seite der Welt? Kein Problem. Auch die ureigene Funktion von Bitcoin & Co., der Zahlungsverkehr, funktioniert über Krypto immer besser.

Und was machen die etablierten Geldhäuser gegen diesen Trend? Statt sich aktiv um die Kundschaft zu bemühen, versuchen viele Traditionsbanken, Angst vor dem Totalverlust mit Krypto-Investments zu schüren. Zudem bauen sie nicht selten Barrieren auf, wenn sich etwa Kunden für die neue Welt des digitalen Geldes interessieren. Banken und so manche Kreditkartenfirma führen dann zum Beispiel Einzahlungen für Krypto-Plattformen einfach nicht aus. Damit riskieren sie allerdings, ihre Kunden zu verärgern – und erst recht von sich weg zu treiben.

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