MiCAR-Lizenz: Wer hatte in der Schweiz tatsächlich die Nase vorn?
Es handelt sich um einen wichtigen Schritt auch für Schweizer Kryptounternehmen, die ihre Dienstleistungen im EU-Raum anbieten wollen: die Lizenzierung gemäss der auf Anfang 2025 eingeführten Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR).
Das Regelwerk schafft einen einheitlichen Rahmen für das Geschäft mit Bitcoin & Co in der EU und soll Transparenz, Sicherheit und Innovation sichern. Wer in der EU bestimmte Kryptodienstleistungen anbieten will, muss bei einer nationalen Behörde eines Mitgliedstaats (oder in Liechtenstein) für eine im jeweiligen Land domizilierte Tochter eine entsprechende Lizenz beantragen, die dann für ganz Europa gilt (Passporting).
Nationale Behörden vergeben Pass für die ganze EU
Entsprechend stolz hat die Zuger Cryptonow vergangene Woche bekanntgegeben, als erstes Schweizer Unternehmen eine solche EU-Lizenz erhalten zu haben. Auch finews.ch hat darüber berichtet. Im Fall von Cryptonow erteilte die österreichische Finanzmarktaufsicht der Cryptonow GmbH (Österreich) die begehrte Bewilligung.
Auch andere Institute aus der Schweiz, darunter die beiden Kryptobanken Sygnum und Amina, stecken im Verfahren, haben aber bisher den EU-Pass noch nicht erhalten.
Deutsche Tochter einer Schweizer Gesellschaft mit einer deutschen Mutter
Doch ist Cryptonow wirklich das erste Schweizer Kryptounternehmen, das die Lizenz ergattern konnte? Ende Januar vermeldete finews.ch nämlich, dass Crypto Finance (Deutschland) als einer der ersten Anbieter überhaupt von der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) eine MiCAR-Lizenz erhalten hat. Crypto Finance (Deutschland) GmbH wiederum ist ein Tochterunternehmen der in Zürich domizilierten Crypto Finance AG.
So betrachtet hat also Crypto Finance, und nicht Cryptonow, die Nase im Rennen um die MiCAR-Lizenz vorne gehabt. Allerdings gibt es auch eine andere Sichtweise: Die Schweizer Crypto Finance AG gehört nämlich zur Crypto Finance Group, die wiederum Teil der Deutschen Börse Group ist.
MiCAR-Lizenz hin oder her: Entscheidend ist das Geschäftsmodell
Wird also auf das Domizil des Mutterkonzerns abgestellt, ist die Aussage, dass Cryptonow als erstes Schweizer Unternehmen eine MiCAR-Lizenz bekommen hat, durchaus zutreffend.
Natürlich ist es aus Marketingsicht für Kryptounternehmen schön, wenn sie zu den ersten zählen, die einen EU-Pass in den Händen halten können. Mittel- und langfristig entscheidend ist aber, was sie daraus machen und ob ihre Geschäftsmodelle in der rauhen Wirklichkeit auch aufgehen.