Agilität und weitere «in»-Konzepte der neuen Arbeitswelt wie Holacracy oder Simplicity propagieren die Selbstorganisation. Allerdings haben die Chefs damit nicht ausgedient. Von Experten wie Dietrich wird gar argumentiert, dass es sie mehr denn je braucht.

Nur funktionieren müssen sie anders. Die «neue» Führung ergibt sich nicht aus der Hierarchie und Befehlsausgabe, sondern baut auf Vertrauen und Akzeptanz. Selbstreflexion und Kommunikation werden noch wichtiger, was heutigen Führungstypen nicht unbedingt gelegen kommt.

Und dann ist da weiter die Verantwortlichkeit: Wer sonst als der Chef kann gerade stehen, wenn es im Unternehmen einmal schief läuft?

4. Mehr Freiraum für die individuelle Entfaltung

Gerade Schweizer Finanzkonzerne mit ihren vielen Linien sind von einer streng hierarchischen Kultur geprägt. Wenn da plötzlich weite Freiräume für die Angestellten geschaffen werden, besteht die Gefahr, dass das Personal zuerst recht wenig damit anzufangen vermag.

Vielmehr ist davon auszugehen, dass viele Arbeitnehmer geradezu nach Führung verlangen. Ebenso ist nicht zu unterschätzen: Mehr Rechte bringen auch mehr Verantwortung, als Pflichten mit sich. Das taugt nicht allen Angestellten.

5. Die Krux mit dem Kontext

Alteingesessene Firmen sind geneigt, den Methoden der erfolgreichen Newcomer – Google, Apple, Amazon – viel Beachtung zu schenken. Doch Vorsicht ist geboten. Es ist nicht zwingend so, dass eine gewählte Methode auch zum angestrebten Resultat führt. Vielleicht hat sich der Erfolg bei der Vorbild-Firma aus ganz anderen Gründen eingestellt, etwa durch eine verdeckte Monopolstellung.

Fazit: Ohne genaue Kenntnis der Zutaten sollten die «Erfolgsrezepte» der anderen nicht nachgekocht werden.

6. Zertifizierung macht kompetent

Diverse Schweizer Banken sind dazu übergegangen, die Kundenberater an der Front zu zertifizieren. Aus Unternehmenssicht macht dies zwar durchaus Sinn. Zertifikate stellen sicher, dass Prozesse genau eingehalten und Risiken vermieden werden. Hingegen sagt ein Zertifikat noch wenig über die Handlungskompetenz des Einzelnen Angestellten aus, ja vermag diese sogar einzuengen.

Umso wichtiger sind praxisorientierte Ausbildungen mit Alltags-Coachings. Sie stärken die Handlungskompetenz, um auch in fürs Unternehmen kritischen Situationen richtig zu reagieren.