Avantgardistische Finanzkunst: Erste Art-backed Credit Note in Franken

An den Gedanken, dass man Kunst auch als Anlageklasse (wenngleich eine mit speziellen Eigenschaften) betrachten kann, hat man sich in den letzten Jahrzehnten gewöhnt. Entsprechend gibt es bereits auch etliche Finanzprodukte (Beispiele hier und hier), mit denen man in den Kunstmarkt bzw. bestimmte Segmente davon investieren kann.

Aber die Struktur, für die derzeit der 2001 gegründete Zürcher Vermögensverwalter Finanz Konzept die Trommel rührt, ist doch ziemlich aussergewöhnlich. Es handelt sich um eine (nicht börsenkotierte) Verbriefung, die durch Kunst besichert ist – oder im Jargon um eine Art-backed Credit Note, also einen Zweig der mit Aktiven bzw. Forderungen hinterlegten Wertpapiere (Asset-backed Securities, ABS).

Investieren in die Anlageklasse Art Loans

Hintergrund der Transaktion ist, dass der Markt für Art Loans in den letzten Jahren gewachsen ist. Als Sicherheit für den Kredit dienen der Bank dabei nicht wie üblich Wertpapiere, sondern die Kunstsammlung der Kunden. Xeno Marugg, Finanzchef von Finanz Konzept, bestätigt im Gespräch mit finews.ch, dass sein Institut schon etliche solcher «Kunstkredite» vermittelt hat, also für Kunden mit Kunst und Liquiditätsbedarf die passende Bank gefunden hat.

Mit der Art-backed Note wird nun diese Anlageklasse erstmals auch in Franken Investoren zugänglich gemacht.

Längere Schwangerschaft

Aufgrund der Komplexität nimmt der Prozess allerdings recht viel Zeit in Anspruch. Derzeit sondiert Finanz Konzept das Interesse bei Versicherungen, Family Offices und vermögenden Kunden, die idealerweise eine gewisse Affinität zur Kunst aufweisen. Die eigentliche Lancierung ist Anfang 2026 geplant, wobei eine Spezialzweckgesellschaft (Art Secure Capital) als Emittentin fungiert.

«Wir wollen keinen Blindgänger, Gründlichkeit kommt vor Geschwindigkeit», hält Marugg fest. Bisher sei er mit der Produktidee auf eine gute Resonanz gestossen.

Rating im Bereich der Anlagequalität erwartet

Die Note soll eine Laufzeit von 7 Jahren aufweisen, variabel verzinst (Saron mit einem Zuschlag von 2,5 Prozentpunkten) und zu 100,50 Prozent ausgegeben werden. Das maximale Volumen beträgt 250 Millionen Franken. Sie soll auch ein Rating der Agentur DBRS Morningstar aufweisen, das nach der Analyse und Bewertung im Bereich A bis AA liegen dürfte und damit eine anständige Anlagequalität signalisieren würde.

Spätestens seit der globalen Finanzkrise ist allgemein bekannt, dass die Sicherheit von ABS-Strukturen in Stresssituationen von der Güte der Deckung (Collateral) abhängt. Für die darin gebündelten Kunstkredite bzw. die zugrundeliegenden Kunstsammlungen gelten strenge Zulassungsregeln.

Umfassende Prüfungen, Lagerung in der Schweiz

Qualifizieren kann sich nur hochklassige Kunst (in der Regel mit einem Objektwert von über 500'000 Dollar), der Belehnungswert muss zwischen 40 bis 60 Prozent liegen, die Kreditnehmer werden umfassend durchleuchtet, die Kunstsammlungen müssen versichert sein und werden ausschliesslich in der Schweiz gelagert. Die Werthaltigkeit des Collateral wird jährlich intern und extern überprüft.

Und im allerschlimmsten Szenario greift eine Ausfallversicherung der Münchner Rück. Muss eine Kunstsammlung verwertet werden, weil der Kreditnehmer z.B. sein Darlehen nicht zurückzahlen kann, und ergibt sich daraus ein Erlös, der den ausstehenden Kredit nicht deckt, gleicht die Münchner Rück die Differenz zugunsten des Investors aus.