Mehr als 1’000 Schweizer UBS-Mitarbeitende können sich in agilen Arbeitsmethoden ausbilden lassen, wie finews.ch erfahren hat. Gerät damit das militärisch straffe Betriebsklima bei der Grossbank in Bewegung?

In der am vergangenen Dienstag eröffneten UBS Digital Factory hat’s noch Platz. Die über drei Stockwerke verteilte Digitalfabrik im Zürcher Westquartier verfügt über 600 Arbeitsplätze, um an Apps, Robotern und zukunftsweisenden Prozessen zu tüfteln.

Das Personal dazu kommt aus der ganzen Schweiz zusammen, denn das ist der Clou der Übung: Kaum jemand arbeitet hier fix, sondern nur solange, wie es seine Expertise braucht. «Agil» eben, wie es bei der grössten Schweizer Bank heisst.

Rückwärtige Dienste zuerst

Agilität – zweifellos das Modewort der Stunde auch unter Bankmanagern – will jedoch gelernt sein. Die Arbeitsweise wurde 2001 von Informatikern für ihre spezifischen Bedürfnisse entwickelt und ist dem Banking schon deshalb recht fern. Dies dürfte für die UBS, deren Betrieb weiterhin als beinahe militärisch getaktet gilt, wohl im besonderen Masse der Fall sein.

Doch die straffe Ordnung kommt in Bewegung. Karin Oertli, (Bild unten) die operationelle Leiterin (COO) der UBS, hat für die Mitarbeitenden ihres Bereichs die so genannte «agile academy» ins Leben gerufen.

Dort kann jede und jeder die agile Arbeitsweise in eigens dafür geschaffenen Programmen erlernen, wie zu erfahren war. Und dafür kommen gleich Hunderte Personen infrage: Der COO-Bereich zählt in der Schweiz rund 1'300 Mitarbeitende, die vorab in rückwärtigen Funktionen tätig sind.

Oertli 502

Erwünschte Ansteckung

Diese Masse könnte demnächst die Prinzipien des «Agile Manifesto» in die UBS hinein tragen. Diese lauten erstens, Individuen und Interaktionen stehen über Prozessen und Werkzeugen. Des Weiteren: Funktionierende Software steht über einer umfassenden Dokumentation, ebenso wie die Zusammenarbeit mit Kunden über den Vertragsverhandlungen steht. Und schliesslich: Reagieren auf Veränderung steht über dem Befolgen eines Plans.

Dass Absolventen der Programme das Gelernte in ihrem Umfeld einbringen, ist geradezu erwünscht. Sie qualifizieren sich damit auch für die so genannten «speedboat»-Einheiten, die in Oertlis Bereich ebenfalls reihenweise von Stapel laufen – und für welche die Factory in Zürich-West als Beispiel gilt.

Nirgends ein Schlips oder Nadelstreifen

Wie der Augenschein vom vergangenen Dienstag zeigte, ist der militärische Betrieb dort schon ein gutes Stück erodiert. Wie selbstverständlich reden sich Angestellte mit Vornamen an, Manager und Mitarbeitende sitzen an einem Tisch, und auch die bei der UBS legendär rigorose Arbeitsuniform ist hier selten zu beobachten. Nirgends ein Schlips oder Nadelstreifen. Dafür Pullis, Turnschuhe, modischer Hipster-Look.

Das alles werde keine Modeerscheinung bleiben, beteuert man bei der UBS. Die Akademie für Agilität und die digitalen Schnellboote sollen die Arbeitsweise bei der Grossbank nachhaltig verändern. Das lebt nun nicht zuletzt die Unternehmensspitze vor: Zur Eröffnung der Digital Factory liess UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann seine Krawatte zuhause.

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