Milliardäre und Wissenschaftler auf der Jagd nach dem Jungbrunnen


Es ist grau und regnerisch in Gstaad. Die Wolken hängen tief, und die Stadt scheint irgendwo zwischen Himmel und Erde zu schweben – eine stimmige Kulisse für eine Longevity-Konferenz. Im alpinen Luxushotel «Le Grand Bellevue» in Gstaad versammelt sich zur Longevity Investors Conference 2025 ein Gipfeltreffen von Wissenschaftlern und bio-optimierter Elite.

Die Gästeliste liest sich wie ein Who’s Who der Altersrevolution: Mit dabei sind Joe Betts-Lacroix, der gemeinsam mit OpenAIs Sam Altman seine Biotech-Firma Retro Sciences führt, um den Fortschritt von Alzheimer aufzuhalten; Aubrey de Grey, einer der Väter der Longevity-Bewegung; und der Schweizer Investor Tobias Reichmuth, der gerade 18 Monate lang die Weltmeere auf der Suche nach dem Jungbrunnen bereist hat.

(Bilder: zVg)

Die Wissenschaft, die biologische Uhr zu stoppen

Die Vorträge im exklusiven Yachtclub des Hotels präsentieren eine Vielzahl technologischer Durchbrüche. Die Produktpalette reicht von ambitionierten Projekten wie Senolytika – Medikamente, die sogenannte «Zombie-Zellen» bekämpfen – bis hin zur Kryokonservierung, dem umstrittenen Verfahren, menschliche Körper nach dem klinischen Tod einzufrieren. Weitere Therapien umfassen Stammzellbehandlungen und frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel wie NAD+.

Während der Veranstaltung wird schnell klar, dass es verschiedene Denkansätze in Bezug auf Langlebigkeit gibt. Einige glauben, dass Langlebigkeit durch Gen-Editing oder die gezielte Beeinflussung des mTOR-Signalwegs erreicht wird, während andere davon ausgehen, dass ewige Jugend durch Manipulation der Mitochondrien möglich ist.

Stimmen wie die von de Grey tendieren eher zu der Auffassung, dass der Schlüssel zur Langlebigkeit im regelmäßigen Entfernen von zellulären und molekularen Schäden im Körper liegt. Eine solche Methode stammt von CEO Lisa Patel, deren Firma Istesso eine tägliche Pille entwickelt hat, die Gewebeschäden sicher repariert und die Gesundheit wiederherstellt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Anti-Aging-Medikament Rapamycin, das vielversprechende Ergebnisse bei der Verbesserung der Immunfunktion und der Verringerung altersbedingter Abbauprozesse gezeigt hat.

Bemerkenswert ist, dass die Innovationen auf der Konferenz nicht nur auf ältere Menschen abzielen, sondern auch auf diejenigen, deren Leben durch Krankheiten verkürzt wird. Dazu gehören neuartige Therapien, die die Haltbarkeit von gespendeten Organen verlängern sollen.

Organe im Weltraum und Maschinen aus Fleisch

An anderer Stelle wirken die Innovationen fast wie aus der Welt der Science-Fiction: 3D-gedruckte Lungen, in der Schwerelosigkeit im Weltraum gezüchtete Organe, die das Schweben in der Gebärmutter nachahmen, oder die Regeneration von Lebern aus Lymphknoten. Manche, wie Sergey Young, Autor und Gründer des Longevity Vision Fund mit 100 Millionen Dollar Kapital, glauben sogar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Mensch zum Teil Maschine oder KI wird.

Auch wenn manche dieser Ideen ambitioniert klingen, geben die Teilnehmer selbst einen Vorgeschmack darauf, was heute bereits möglich sein könnte. Beim Blick durch den Konferenzsaal liegt ein Hauch von Unheimlichkeit in der Luft. Viele der Anwesenden sind offensichtlich älter – und wirken dennoch verblüffend jung. Man fragt sich unweigerlich, wie viele Hautpflegehersteller wohl in Schwierigkeiten geraten würden, kämen ihre Geheimnisse ans Licht.

Ein Vortrag von Marc P. Bernegger gibt Aufschluss darüber, warum das so sein könnte. Chronologisch ist er 53 Jahre alt, biologisch sagt er, liegt sein Alter irgendwo zwischen 34 und 46 Jahren.