Die Examen zum im Banking hoch angesehenen CFA-Titel sind knochenhart. Mehr noch – die Durchfall-Quote nimmt stetig zu.

Nicht weniger als eine Viertelmillion Prüflinge war vergangenen Juni weltweit angetreten, um die Prüfung zum Financial Analyst (CFA) abzulegen. In der Schweiz allein gingen für alle drei Levels des CFA-Programmes 1'833 Anmeldungen ein, 7 Prozent als im Jahr zuvor.

Anfang Woche wurden nun rund um den Globus die Ergebnisse eröffnet, was wohl Tausende jubeln liess: 21'000 Prüflinge haben das letzte Level erfolgreich gemeistert. Allerdings dürften auch viele Tränen geflossen sein, erwies sich doch auch die Durchfall-Quote erneut als hoch.

Zwei von drei Anfängern scheiterten

Laut einer Mitteilung des CFA Institute lag diese heuer auf dem dritten und letzten Level bei weltweit 44 Prozent, auf Level II bei 56 Prozent und auf dem Level I gar bei 59 Prozent. Zwei von drei «Anfängern» gingen demnach trotz wochenlangem Büffeln bei den Prüfungen leer aus. Pro Stufe werden 250 bis 300 Lernstunden veranschlagt.

Mit Blick auf eine vom CFA Institute mitgereichte Zeitreihe zeigte sich zudem, dass die Durchfall-Quote in der Geschichte stets zugenommen hat. Passierten in den ersten Examen im Jahr 1963 noch rund 94 Prozent die Prüfung, waren es 1990 noch 64 Prozent und heuer nur 46 Prozent.

Indes ist es nicht so, dass Banker immer dümmer werden, wie das CFA Institute auf Anfrage beruhigte. Schuld ist demnach eher jugendlicher Erfahrungsmangel.

Immer jünger, immer komplexer

Das erste Examen von 1963 wurde mit 284 (!) Kandidaten durchgeführt, die allesamt schon lange im Finanzwesen tätig gewesen waren. Der Kandidaten-Pool war damals also sehr selektiv. Ganz anders heute: Die derzeit 365'000 registrierten Prüfungskandidaten sind im Schnitt zwischen 27 und 28 Jahre jung; bei vielen handelt es sich noch um Studenten ohne grosse Berufserfahrung.

Demgegenüber steht ein Curriculum, das immer komplexer geworden ist. In den 1970er-Jahren mussten sich Prüflinge plötzlich mit den neu aufgekommenen Derivaten auskennen. In den Nullerjahren sollten sie Strukturierte Produkte verstehen. Und nun sind jüngst auch noch Fintech und Nachhaltigkeit als neue Trendthemen hinzugekommen. Stoff also, der wohl auch die Alumni von 1963 stark fordern würde.