US-Zölle drücken Schweizer Konjunkturausblick in den Keller

Die Stimmung der Finanzanalystinnen und -Analysten ist im August in den Keller gerauscht. Grund sind die am Nationalfeiertag 1. August verhängten US-Zölle gegen Importe aus der Schweiz.

Der von der UBS erhobene «CFA Society Switzerland Indikator» verzeichnete einen massiven Einbruch. Der Stimmungsindex sackte im August auf −53,8 Punkte ab, verglichen mit 2,4 Punkten im Juli.

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(Grafik/Quellen: CFA Society Switzerland, UBS)

«Dies deutet auf eine starke Verschlechterung der Konjunkturaussichten der Analystinnen und Analysten hin», schreibt die Grossbank.
Neun von zehn Analysten würden erwarten, dass sich die Dynamik der Schweizer Exporte in den kommenden sechs Monaten verschlechtern wird. Der entsprechende Indikator fiel um 54,7 Punkte auf −89,8 Punkte.

Bisher sei ein so starker Rückgang nur bei einschneidenden Ereignissen wie der Aufhebung des Mindestkurses der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Jahr 2015 (Rückgang um 62,2 Punkte), den Covid-19-bedingten Eskalationen in den Jahren 2020 und 2021 (Rückgang um 53,5 bzw. 50,6 Punkte) und der Zollankündigung im April dieses Jahres (Rückgang um 40,9 Punkte) aufgetreten, betonen die Experten.

In all diesen Fällen seien die Abschwünge jedoch im darauffolgenden Monat durch Erholungen (im Durchschnitt ein Anstieg von fast 40 Punkten) teilweise ausgeglichen worden, betont die UBS weiter.

Globale Konjunkturaussichten verschlechtert

Auch die Aussichten für die globale wirtschaftliche Entwicklung wird im August deutlich pessimistischer bewertet als zuvor. Der Anteil der Befragten, die im Zeitraum von sechs Monaten mir einer Verbesserung der Aussichten in den USA, in der Eurozone und in China rechnen, ist gesunken.

Dennoch würden die meisten Analysten die wirtschaftliche Lage in allen vier Regionen weiterhin als «normal» beurteilen. Die Inflation dürfte in den USA wieder anziehen, während sie in der Eurozone und der Schweiz voraussichtlich stabil bleibt. Trotz steigender Inflationserwartungen rechnen die Analysten in den kommenden Monaten mit niedrigeren kurzfristigen Zinssätzen in den USA.

«Dies legt nahe, dass der erwartete Inflationsanstieg auf die Zölle zurückzuführen ist und die Umfrageteilnehmenden davon ausgehen, dass die US-Notenbank Fed diesen Anstieg ignoriert und sich stattdessen auf den schwächeren Arbeitsmarkt fokussiert», so die Interpretazion der UBS.

Fast zwei Drittel erwarten keinen SNB-Schritt

Für einen unveränderten SNB-Leitzins an der September-Sitzung betrage die Wahrscheinlichkeit laut Analysteneinschätzungen 63 Prozent, heisst es weiter. Für eine Senkung um 25 Basispunkte in den negativen Bereich liege sie bei 24 Prozent.

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Zudem seien die Analysten vorsichtiger geworden bei ihrer Einschätzung von Dollar-denominierten Vermögenswerten. Sieben von zehn würden erwägen, ihre Allokationen in US-Dollar-Anleihen abzubauen, und mehr als die Hälfte denkt darüber nach, ihre Barmittel in US-Dollar zu reduzieren. Darüber hinaus deuteten 47 Prozent hätten angedeutet, dass sie an die Allokationen in US-Aktien reduzieren zu wollen; 44 Prozent beabsichtigen keine Änderung und nur 9 Prozent möchten ihr Engagement ausbauen.

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Demgegenüber beabsichtigen rund 60 Prozent, die Absicherung des US-Dollar-Wechselkursrisikos zu erhöhen. Schliesslich würde die Mehrheit der Analysten eine Erhöhung der Goldallokation in Portfolios erwägen.