An der Zürcher Bahnhofstrasse mögen Gnome unterwegs sein. Aber sicher keine Hobbits.

Das kalifornische Tech-Mekka macht auch den in Modebelangen stockkonservativen Schweizer Bankern Beine. Ihre Socken und Poschettli werden bunter, die Gesichtsbehaarung kann sich zuweilen mit der von Sezessionskriegs-Generälen messen, der Bentley weicht dem Fixie – und die Krawatte ist definitiv zu Grabe getragen worden.

Der von der Coronakrise erzwungene Gang ins Homeoffice hat den Trend zu mehr Lockerheit mit Nachdruck bestätigt.

Dennoch dürfte es eine neue Mode, die das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» im Silicon Valley observierte, im Swiss Banking schwer haben: das Barfüssertum.

Radikaler als Mark Zuckerberg

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zeigte sich gern in Adiletten, aber die Mitarbeitenden von Software-Startups wie Gusto oder Notion gehen noch weiter, indem sie sich des Schuhwerks ganz entledigen. Dort parkt das Personal die Schuhe gleich zu Anfang in extra dafür vorgesehenen Fächern (Bild unten) und geht dann in Socken oder auf blossen Sohlen dem Tagwerk nach.

Dahinter steckt Kalkül. Indem die Jungfirmen die Tenuevorschriften um einen Tick mehr lockern, hoffen sie Talente anzuziehen, die es so informell wie möglich mögen. Insofern ist das auch konsequent, weil die Büros mehr und mehr WG-Wohnzimmern gleichen. Und es ziemt sich ja nicht, mit den Stiefeln aufs Sofa zu steigen.

BI Barfuss 500

(Bild: Business Insider)

Bis zur Farbe der Unterwäsche

Dass in der altehrwürdigen UBS-Schalterhalle an der Zürcher Bahnhofstrasse 45 oder im Credit-Suisse-Hauptquartier am Paradeplatz 8 bald alles barfuss unterwegs ist, bleibt dennoch schwer vorstellbar.

Einerseits ist es noch nicht allzu lange her, als dieselbe UBS den hauseigenen Dresscode bis zur Farbe der Unterwäsche diktierte; Bankmanagern wie Ex-CS- und -UBS-Chef Oswald Grübel wird nachgesagt, dass sie Entgleisungen wie Sandalen oder Shorts bei Untergebenen harsch zu korrigieren pflegten.

Leinenhosen? Yoga-Tenue?

Anderseits stehen dem Trend im Swiss Banking auch praktische Überlegungen im Weg (mal abgesehen von der Alltagserfahrung, dass das hiesige Wetter nicht immer dem kalifornischen Vorbild folgen will). Nämlich die Frage: Was trägt Banker denn zu baren Füssen? Nadelstreifen passen nicht. Shorts gehen nicht. Vielleicht Leinenhosen? Yoga-Tenue?

Am Ende könnten aber alle Vorbehalte schwinden. Dann nämlich, wenn die Chefs ohne Schuhe zur Arbeit kämen. Im Silicon Valley ist das schon so. Begründet wurde der Barfuss-Trend dort oftmals von Firmengründern, die als Kinder zuhause nie Finken tragen mussten.