Die führende europäische Neobank ist für ihre beinharten Arbeitsbedingungen bekannt. Inzwischen hat Revolut das Personalwesen auf eine Plattform gebracht – und andere Firmen reissen sich darum.

Wenn der Chef von 8 Uhr früh bis 10 Uhr Abends – inklusive Wochenenden – arbeitet, kann man sich denken, was es für die Angestellten geschlagen hat. Bei Revolut, der britischen Neobank und dem zeitweilig wertvollsten Fintech Europas, galt jedenfalls lange die Losung: Wer die Leistung nicht bringt, fliegt.

Wer durchhält, wird Millionär

Das zeigte Wirkung. Die Mitglieder des Kernteams von Co-Chef Nik Storonsky arbeiteten Berichten zufolge bis zu 13 Stunden pro Tag. «Wer die Welt verbessern will, muss Wände einreissen», erklärte Storonsky gerne über seine Ansprüche. «Und Wände-Einreissen bedeutet viel Arbeit – und beansprucht leider auch viel Zeit.»

Wer das mehrere Jahre durchgehalten hat, konnte aber dank Anreizsystemen zur Millionärin oder zum Millionär werden, und erst noch von einer extrem flexiblen Fernarbeit-Regelung profitieren.

«Performance Management» inbegriffen

Dennoch war der Turnover an Personal beim Fintech lange hoch und gab auch ausserhalb des Unternehmens zu reden. Als entsprechend wichtig erwies sich das Hiring. Allein im vergangenen Jahr hat die Firma nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Bewerbungen entgegengenommen. Das schreit nach digitalen Hilfsmitteln, und tatsächlich hat Revolut für das Personalwesen eine eigene Plattform entwickelt.

Diese gelangt nicht nur beim Onboarding von neuen Mitarbeitenden zum Einsatz, sondern auch beim «Performance Management» der Kräfte.

Mehr als 300 Anmeldungen

Seit vergangenen Dezember ist die «Revolut People» genannte Technologie nun auch Drittfirmen zugänglich. Und wie das britische Branchenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, erweist sich das neue Angebot seither als Kassenschlager. Auf der Plattform haben sich Angaben von Revolut zufolge nicht weniger als 325 Unternehmen aus Grossbritannien und Irland angemeldet.

Im Januar soll der Dienst nun auch im europäischen Wirtschaftsraum zur Verfügung stehen, wobei die sensiblen Personaldaten offenbar bei den Firmen bleiben. Auch so klingt das Versprechen eines Revolut-Managers an künftige Kunden einigermassen ominös: «Wir betrachten das Leistungsmanagement als Ganzes. Wir stellen die Leute auf die gleiche Weise ein, wie wir sie intern beurteilen», sagte dieser gegenüber dem Portal.