Es muss nicht immer St. Moritz sein. Wer es diskreter, weniger ostentativ und trotzdem trendig und sportlich mag, besitzt sein Feriendomizil in Silvaplana – wie UBS-Konzernchef Sergio Ermotti und viele andere prominente Leute.

Von Artur K. Vogel, freier Mitarbeiter

Wer an das Engadin, an Pelzmäntel, auffälligen Luxus und Partys ohne Ende denkt, denkt an St. Moritz. «Top of the World» halt, wie sich der Ferienort in den Bündner Bergen unbescheiden nennt. Doch wer mehr Wert auf genussvolle Lebensqualität legt und gern etwas diskreter auftritt, der besitzt sein Feriendomizil in einer der Nachbargemeinden, vor allem in Silvaplana. Das behauptet jedenfalls Daniel Bosshard (Bild unten), und der muss es wissen.

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Zwar ist Bosshard Partei: Als Hotelier – er besitzt das Viersternehaus Albana zusammen mit seiner Frau Malvika, die es leitet – und als Gemeindepräsident von Silvaplana ist er ein Botschafter seines Ortes. Aber er kann die Behauptung mit vielen Namen unterstreichen: UBS-Chef Sergio Ermotti besitzt eine Zweitwohnung in Silvaplana, auch der grosse Automobilmanager Bob Lutz, Pirelli-CEO Marco Troncchetti Provera oder der weltberühmte französische Klangkünstler Jean-Michel Jarre. Der italienische Mode-Clan Prada hat vor Ort gar eine ganze Alp umgebaut.

Alle vom Tourismus abhängig

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(Bild: Tourismus Silvaplana)

Tatsächlich ist Silvaplana ein typischer Engadiner Ferienort am Beginn des Inntals und an der Verzweigung zum Julierpass, malerisch an einem See und zwischen immensen Bergen gelegen. Dieser See, gepaart mit den Winden, die hier fast immer wehen, übt seit langer Zeit eine magische Anziehungskraft auf Wind- und Kitesurfer, Segler und andere Wind- und Wassersportler aus und lädt auch im Winter zum Snowkiting.

Seit vor einem guten Jahr die Umfahrungsstrasse eröffnet wurde, hat der Ort seinen malerischen, jetzt vom Durchgangsverkehr entlasteten Kern zu einer attraktiven Begegnungs- und Flanierzone aufgewertet. Und trotz vergangener Bautätigkeit hat Silvaplana den Charakter behalten können: Strikte Bauvorschriften lassen nur Bauten im typischen Engadiner Stil zu. Die Höhe von 1815 m.ü.M. garantiert Schneesicherheit im Winter und angenehme Abkühlung im Sommer.

Vernünftige Wertschöpfung

«Der Tourismus ist die einzige wirtschaftliche Branche mit einer vernünftigen Wertschöpfung. Alle Bereiche sind vom Tourismus abhängig, Gewerbe, Handel, Bergbahnen, Bauwirtschaft», sagt Hotelier Bosshard: «Leider sind in den vergangenen 30 Jahren viele Hotels zu Zweitwohnungen umgebaut worden. Deshalb ist die Dichte an Ferien- und Zweitwohnungen mit über 8000 Betten in Silvaplana so hoch wie kaum in einem anderen Schweizer Kurort. Hingegen zählt Silvaplana momentan nur noch zwölf Hotelbetriebe, die rund acht Prozent der Ferienbetten anbieten.»

Da hat doch sicher die 2012 angenommene Zweitwohnungsinitiative Schaden angerichtet? «Ja und nein», sagt Bosshard: «Das Engadin hat schon lange vorher eine Kontingentierung eingeführt. Silvaplana konnte nur noch 800 m2 Zweitwohnungen pro Jahr bauen. Jetzt haben wir eine Nulllösung.»

Teure Parkplätze

Das heisst einerseits, dass keine Zweitwohnungen mehr gebaut werden können. Anderseits können jetzt aber erstmals wieder neue Hotels projektiert werden, «etwa ein Gesundheitshotel und eine Lodge mit einem Bed & Breakfast-Angebot», so Bosshard. Die Nachfrage nach Ferienwohnungen «ist aber kaum gesunken», erklärt der Gemeindepräsident. Deshalb seien die Wohnungspreise in Silvaplana hoch und stabil geblieben.

Wie hoch, zeigt ein Blick in die Immobilienplattform homegate.ch: 50-Quadratmeter-Wohnungen sind ab etwa 600‘000 Franken zu haben, 100 Quadratmeter ab anderthalb Millionen Franken. Ein 165-Quadratmeter-Appartment mit Seesicht wird für 2,7 Millionen Franken angeboten, inklusive eines Parkplatzes in der Tiefgarage. Ein weiterer kann dazugekauft werden – für 90’000 Franken.

Preise wie in St. Moritz

Eine 6,5-Zimmer-Wohnung mit vier Nasszellen, 260 Quadratmeter gross, ist für 4,9 Millionen Franken auf dem Markt; das sind 18‘800 Franken pro Quadratmeter. Und ein Chalet mit 270 Quadratmeter Wohnfläche auf einem 1'150 Quadratmeter grossen Grundstück steht für 7,9 Millionen Franken zum Verkauf.

Daraus lässt sich unschwer folgern: Das sind Preise, wie sie auch in St. Moritz bezahlt werden. Sie garantieren, dass die diskreten Reichen in der diskreten Gemeinde Silvaplana mehr oder weniger unter sich bleiben (Travelcontent).