Sergio Ermotti: «Das war ziemlich aussergewöhnlich»

Nach guten Quartalszahlen bei der UBS will bei den Kommentatoren und den Investoren trotzdem keine rechte Begeisterung aufkommen. Beim Blick nach vorn ist die Rechnung gleich mit einer ganzen Reihe von Variablen gespickt. CEO Sergio Ermotti will sich dabei auf das konzentrieren, was man selbst beeinflussen kann.

Zollstreit, Handelskrieg und nicht zuletzt die Aussicht auf eine Neuregelung der Eigenkapitalvorschriften. Die Liste der Unsicherheiten, mit denen die UBS umgehen muss, ist lang.

Und dabei sind die Herausforderungen bei der weiteren Umsetzung der Credit-Suisse-Integration noch nicht einmal enthalten. Bis Ende des Jahres soll die Migration der CS-Kundinnen und Kunden über die Bühne gehen.

Anleger schichten Portfolios um

Doch insbesondere ein Aspekt der Unsicherheit und der damit verbundenen höheren Volatilität treibt das Geschäft der Grossbank auch an. Die Aktivität hat deutlich zugelegt, was auch in den Gebühreneinnahmen abzulesen ist.

Die durch die Trump-Administration hervorgerufene Unsicherheit hat die Anleger dazu veranlasst, ihre Portfolios umzuschichten, was den Handelsabteilungen der globalen Banken einen Geschäftsschub beschert hat.

Schon im ersten Quartal hat die UBS von der deutlich höheren Kundenaktivität profitiert. Das hat sich seit Anfang April im zweiten Quartal fortgesetzt, nachdem US-Präsident Donald Trump mit seinem Hin-und Her im Zollstreit so richtig losgelegt hatte.

Hohe Volatilität

«Wir haben in den ersten Apriltagen einen kurzfristigen enormen Anstieg der Kundenaktivität und der Volatilität erlebt», sagte UBS-CEO Sergio Ermotti am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Das Volumen sei um 30 Prozent höher gewesen als auf dem Höhepunkt der Pandemie. «Das war ziemlich aussergewöhnlich.» Inzwischen habe sich das Umfeld wieder normalisiert. Er rechnet jedoch damit, dass die Volatilität auch weiter erhöht bleiben wird, mit Ausschlägen an den Märkten sowohl nach oben und unten.

Unsicherheit hat einen Preis

Für die Unternehmen, und damit auch für ihre Banken, bedeuten die Unsicherheiten aber auch ernsthafte Probleme. Der UBS-Chef warnte, dass die zunehmende Besorgnis über die Handelspolitik dazu führen könnte, dass Unternehmen Investitionen aufschieben und die Gebühren für Geschäftsabschlüsse sinken könnten.

«Es wird von den Entwicklungen an der Zollfront abhängen», sagte Ermotti weiter. «Unsicherheit hat einen Preis. Investoren und Unternehmen könnten ihre Investitionspläne zurückschrauben.»

Faktenbasierte Entscheidung

Mit Blick auf die Regulierung und die bald beginnende Diskussion um die Eigenkapitalvorschriften gab sich Ermotti abwartend.

«Es ist sehr wichtig, dass jede Entscheidung auf der Grundlage von Fakten getroffen wird und nicht auf der Grundlage von Mythen oder anderen ideologischen Fragen», sagte er. «Die Folgen der Änderungen sind viel tiefgreifender für die Wettbewerbsfähigkeit, nicht nur der UBS, sondern des Schweizer Finanzplatzes», wiederholte er seine bekannte Position.

Der Ausgang des politischen Prozesses sei unsicher und auch hier werde «eine lange Zeit der Unklarheit etwas kosten.»

Ermotti will pragmatisch bleiben und nicht über mögliche Ergebnisse am Ende des Prozesses spekulieren. Priorität habe die Integration und dass die UBS für ihre Kundinnen und Kunden da ist und gute Leistungen bietet. «Wir werden uns auf das konzentrieren, was wir selbst in der Hand haben.»

Die UBS-Aktie hat bis zum Mittwochnachmittag Anfangsgewinne wieder eingebüsst und notiert bei 25.02 Franken (+0,2 Prozent).