Porsche: 911er bleibt Gewinn-Motor

Der deutsche Sportwagenhersteller kompensierte die Schwäche im weltgrössten Automarkt mit starken Absätzen in vier von fünf Weltregionen und unterstrich damit seine Position als führender Akteur im High-End-Automobilsegment.

CEO Oliver Blume und CFO Jochen Breckner präsentierten die Ergebnisse vor Investoren und Medien und erläuterten die strategische Neuausrichtung des Unternehmens.

China belastet das Ergebnis

Porsche erzielte ein operatives Ergebnis von 5,6 Milliarden Euro, was einen deutlichen Rückgang gegenüber den 7,3 Milliarden Euro im Vorjahr bedeutet. Der Konzernumsatz sank leicht auf 40,1 Milliarden Euro (2023: 40,5 Milliarden Euro), während die operative Umsatzrendite auf 14,1 Prozent fiel (Vorjahr: 18 Prozent). Wesentliche Ursache für diese Entwicklung war die schwache Nachfrage in China, wo das wirtschaftliche Umfeld sowie der zunehmende Wettbewerb mit lokalen Elektroautoherstellern die Verkaufszahlen belasteten.

Dennoch bewies Porsche seine Widerstandsfähigkeit. In Europa, Deutschland, Nordamerika und den Übersee- und Wachstumsmärkten erreichte das Unternehmen neue Rekordabsätze, womit der Rückgang in China nahezu ausgeglichen werden konnte. Weltweit lieferte Porsche 310'718 Fahrzeuge aus. Bestseller war der Cayenne mit 102'889 Einheiten, gefolgt vom Macan (82'795) und dem 911 (50'941).

911: Kleiner Anteil, grosse Gewinne

Der Porsche 911 bleibt eine der tragenden Säulen des Unternehmens – sowohl hinsichtlich der Markenidentität als auch der finanziellen Performance. Finanzvorstand Jochen Breckner, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, betonte im Gespräch mit finews.ch die Profitabilität der Sportwagen-Ikone: Obwohl der 911 nur 16 Prozent des gesamten Fahrzeugabsatzes ausmacht, trage er überproportional zur Marge bei. «Wir mögen den 911 sehr», erklärte Breckner.

Um die Strahlkraft des 911 weiter zu nutzen, wird Porsche sein Portfolio um margenstarke Derivate erweitern. Dazu zählt eine limitierte Heritage-Edition, die das Design der 1970er-Jahre aufgreift, sowie zusätzliche Top-Modelle, mit denen Porsche die Messlatte im Hochleistungssegment weiter anheben will. «Insbesondere in der Modellreihe 911 wird Porsche weitere hoch emotionale Derivate anbieten», kündigte das Unternehmen an.

Strategiewechsel bei der Elektrifizierung

Die Geschäftszahlen 2024 spiegeln auch eine strategische Neujustierung in der E-Mobilität wider. Porsche hat sein Ziel, bis 2030 einen vollelektrischen Anteil von 80 Prozent zu erreichen, aufgegeben und trägt damit der längeren Marktdurchdringungsphase von Elektroautos Rechnung. Stattdessen setzt das Unternehmen auf ein ausbalanciertes Antriebsportfolio. Wie es in der Pressemitteilung heisst: «Die Kunden können noch bis weit in die 2030er-Jahre hinein in jedem Fahrzeugsegment zwischen Verbrennungsmotoren, Hybriden und rein elektrischen Antrieben wählen.»

Diese Neuausrichtung umfasst den verstärkten Ausbau von Plug-in-Hybriden und Verbrennern. Der Macan wird vollständig auf Elektroantrieb umgestellt, während Porsche für eine geplante neue SUV-Modellreihe weiterhin Optionen mit Hybrid- und Verbrennungsmotor prüft, um den unterschiedlichen Kundenpräferenzen gerecht zu werden.

Massgeschneiderter Luxus als Umsatztreiber

Parallel dazu intensiviert Porsche sein hochprofitables Individualisierungsprogramm «Sonderwunsch», das wohlhabenden Kunden massgeschneiderte Fahrzeuge bietet.

Der durchschnittliche Umsatz pro Fahrzeug durch Optionen der Porsche Exclusive Manufaktur hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Angesichts der steigenden Nachfrage plant das Unternehmen eine signifikante Erweiterung der Kapazitäten, um noch mehr personalisierte Sportwagen zu realisieren.

Effizienzsteigerung durch Kostensenkungsprogramm

Angesichts der herausfordernden Marktlage hat Porsche ein umfassendes Effizienzprogramm eingeleitet. Bis 2029 sollen 1'900 Stellen sozialverträglich abgebaut werden, unter anderem durch natürliche Fluktuation und Teilruhestandsmodelle. Darüber hinaus werden 2'000 befristete Verträge nicht verlängert.

Ziel dieser Massnahmen ist es, die finanzielle Widerstandsfähigkeit von Porsche zu stärken, ohne Abstriche bei der Produktinnovation zu machen.

Investorenzweifel an der Strategie

Trotz konstanter Dividende und guten Zahlen ausserhalb Chinas reagierten die Finanzmärkte skeptisch. Die Porsche-Aktie verlor in den Stunden nach der Veröffentlichung des Jahresberichts zwischen vier und fünf Prozent an Wert – ein Zeichen dafür, dass Anleger noch nicht vollständig von der langfristigen Strategie überzeugt sind.

Mittelfristig strebt Porsche eine operative Umsatzrendite von 15 bis 17 Prozent an und will bis Ende des Jahrzehnts mindestens 15 Prozent erreichen. CFO Jochen Breckner zeigte sich dennoch optimistisch: «Wir starten bewusst in eine umfassende Rekalibrierung und stärken Porsche nachhaltig für die Zukunft.»