Der Umbau bei der CS wurde von Börsen und Experten eher ungnädig aufgenommen. Immerhin wagen einige Medien und Analysten mutige Deutungen.

Es war abzusehen: Die Restrukturierung bei der Credit Suisse wurde in Zürich wie London wie New York am Vorbild UBS gemessen – und dabei als schmalbrüstig beurteilt. Die enttäuschte Reaktion der Börsen, wo die CS-Aktie absanken, liess ja ebenfalls ahnen, dass man nach der Steilvorlage der UBS von der Paradeplatz-Bank weitaus mehr erwartet hatte.

So wurden denn unter den führenden angelsächsischen Wirtschaftsstimmen die Feinheiten der CS-Restrukturierung kaum weiter und en détail analysiert.

Ging es der CS auch darum, sich vor der UBS abzusichern?

Einzig die «Financial Times» wagte die Interpretation, dass es der CS-Spitze hier wohl auch um die Absicherung gegenüber der Lokalrivalin UBS gegangen sei. Genauer: Die schärfere Abtrennung der Investmentbank, so die Interpretation, könnte der CS auch helfen, die Private-Banking-Kundenbasis gegenüber einer erstarkten UBS zu sichern; denn immerhin trage die neue Organisation dazu bei, das restliche Kundengeschäft vor den Volatilitäten der Investmentbank abzusondern.

Auf der anderen Seite – so schränkt die «Financial Times» ein – dürfte dieser «Move» das Geschäft in Asien kaum erleichtern. Denn für die dortigen Erstgenerations-Unternehmer sei eine enge Verbindung von Investment- und Private-Banking immer noch selbstverständlich.

Schon komisch: Meister und Shafir bewegen sich parallel

Im übrigen standen bald die Personalien im Vordergrund der Berichterstattung. Bemerkenswert eine Interpretation, die «Reuters» – unter Berufung auf Eingeweihte – kolportierte: Die Doppel- und Miteinander-Besetzung im Wealth Management und Private Banking durch Robert Shafir und Hans-Ulrich Meister könne kaum ein Zufall sein. Oder genauer: «Die beiden Namen, die am häufigsten (als Nachfolger von Brady Dougan) genannt werden, sind Meister und Shafir», so eine Quelle zu «Reuters». «Darum überholt keiner den anderen, denn wenn einer plötzlich vorne liegt, dann ist die Chance gross, dass der andere das Haus verlässt.»

In ersten Analystenreaktionen beliess Vontobel die Aktie auf «Hold» und das Kursziel auf 22,5o Franken. Im Produktebereich werde der Konzern durch die Konzentration auf eine Plattform effizienter, so der leicht positive Kommentar von der Zürcher Gotthardstrasse. «Zudem werde Credit Suisse nun ihre Komplexität insgesamt reduzieren.» 

«Lärm ohne viel Wirkung»

Sarasin-Bankenexperte Rainer Skierka wiederum sagte zum «Wall Street Journal», die Management-Verschiebungen und die Kombination von Asset Management und Private Banking produzierten «eine Menge Lärm, der nicht viel Wirkung schafft.» 

Vorsichtig freundlich äusserte sich Otto Dichtl, Managing Director von Knight Capital in London. Gefragt von «Bloomberg TV», ob der Schritt Too little, too late sei, wies er darauf hin, dass Credit Suisse immerhin in den letzten Jahren erfolgreicher gewesen sei als UBS und im Private Banking erfolgreich gewirtschaftet habe – dass sie sich also mehr leisten könne.

Aber der Credit-Suisse-Umbau deute gewiss auf einen Trend in der Branche, und andere Banken dürften der Zürcher Grossbank folgen. Man könnte sich aber immer noch fragen, ob gerade die Schweizer Banken «wirklich eine Investmentbank benötigen»; Credit Suisse könne sich immerhin darauf berufen, dass ihre Investmentbank historisch einige starke Beine hab

Einen kritischen Aspekt betonte William Wright, der unabhängige Investmentbanking-Analyst in London: In einem Tweet deutete er an, dass die Absonderung der CS-Investmentbank ja vielleicht doch nur der Anfang gewesen sein könnte – ein Versuch nämlich, das Unvermeidliche hinauszuzögern:

TweetWilliamWright

Die von Wright mitgetwitterte Grafik zur Entwicklung der Rendite der CS-Investmentbank lässt jedenfalls ahnen, dass die CS-Investmentbank auch jetzt noch grosse Hürden überwinden muss…

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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