Charles Prince, Richard Fuld, Stanley O'Neal: Die gescheiterten Wall-Street-Grössen haben neue Jobs. Wo stehen ihre Schweizer Schicksalskollegen?

Da denkt man sich zwangsläufig: Typisch Amerika – wer strauchelt, kriegt eine zweite Chance, und Pleite machen ist dort keine Schande. Jedenfalls häufen sich die Meldungen über gescheiterte Wallstreet-Manager, die wieder auftauchen (beziehungweise unterkommen). Anfang April wurde bekannt, dass Richard Fuld (Bild links) sich einen neuen neuen Job geangelt hat: Der Ex-CEO von Lehman Brothers wurde von Matrix Advisors engagiert, einer Hedge-Fund-Firma in New York.

Und nun war zu erfahren, dass Charles Prince zum Vice Chairman von Stonebridge International ernannt wurde – nachdem der gefeuerte Citigroup-Chef bereits seit September im Beirat der auf Strategiefragen spezialisierten Consulting-Firma gewesen war.

Wieder gefragt sind auch die Kenntnisse von Stanley O'Neal (Bild oben rechts): Der Mann, der bei Merrill Lynch einen unrühmlichen Abgang hatte (allerdings mit einem goldenen Fallschirm im Wert von 161 Millionen Dollar), arbeitet künftig für American Beacon Advisors. Auch dies eine Beratungsfirma, welche vor allem Finanzfirmen und institutionelle Anleger als Kunden hat.

Der Junk-Bond-König als Vorbild

Lernen aus den eigenen Fehlern? Die Comebacks geben selbst in den USA zu denken. In einem Editorial ging die «New York Times» jetzt auf Abstand: Es sei bedenklich, dass solche Leute wieder im Schoss der Finanzwelt landen, «während es normalen Sterblichen überlassen bleibt, unter den ökonomischen Niederschlägen zu leiden, die sie verursacht haben».

Nehme man die ungeschminkten Gefühle, so wünschte man, dass einige aus der Gruppe der arbeitslosen Banker nach Afrika gingen, um Malarianetze zu verteilen, oder dass sie in Problemschulen Mathematik unterrichten: «Sie könnten dafür sogar etwas von ihrem Geld benutzen.» Der Text nannte Michael Milken als Vorbild, den gestürzten Junk-Bond-König der Achtzigerjahre, der es durch ein intensives Engagement als Stifter schaffte, seinen Ruf zu wenden – vom Haifisch zum Philantropen.

In der Schweiz ist das Bild bislang zwiespältig: Beispielsweise hat Peter Wuffli (Bild links) – als UBS-Konzernchef in den entscheidenden Jahren vor 2008 unter erheblichem Verdacht – bereits neue (Teilzeit-)Jobs: Er ist im Verwaltungsrat des Spezial-Vermögensverwalters Partners Group, und er sitzt im Aufsichtsgremium des Generalunternehmers Karl Steiner. Zugleich jedoch kommt er der Malarianetz-Forderung recht nahe. Denn immerhin widmet sich Wuffli hauptamtlich seiner Stiftung Elea, die sich um Opfer der Globalisierung kümmert. Auf der anderen Seite scheint Marcel Ospel immer noch wenig gefragt.

Auch auf längere Sicht zeigt sich hierzulande kein klares Bild: Die einen kommen nach einer Anstandsfrist wieder nach oben – das aktuellste Beispiel ist LTCM-Opfer Mathis Ciaballavetta, der bei Swiss Re heute wieder eine starke Rolle spielt. Und die anderen gehen langsam vergessen – zum Beispiel Lukas Mühlemann.

Kehrt man zurück zum Anfangsbeispiel von Richard Fuld, der mit Lehman Brothers immerhin eine historische Pleite hinlegte, so lässt sich ahnen: Die Schweiz reagiert schon noch ungnädiger, wenn einer versagt. Oder können Sie sich vorstellen, dass Philippe Bruggisser so rasch wieder untergekommen wäre?

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