Die Co-Chefs der Investmentbank bemühten sich offenbar eifrig, den Libor-Händler Tom Hayes zu halten. Jetzt kann man den Mailaustausch nachlesen.

Bild: Alex Wilmot-Sitwell vor dem britischen Libor-Ausschuss, 10. Januar 2013

Es ist vielleicht ein wirtschaftsgeschichtliches Detail, aber es trägt kaum dazu bei, dass der versprochenen Bereinigung im Investmentbanking mehr Vertrauen geschenkt wird. Denn das «Wall Street Journal» (Paywall) legt nun Dokumente vor, die den Verdacht wecken, dass Alex Wilmot-Sitwell vor dem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments – sagen wir mal – eher unpräzise Angaben machte.

Ein grosses Thema dort war die Vernetzung und Aufsicht von Tom Hayes, jenem UBS-«Starhändler», der im Libor-Abspracheskandal eine führende Rolle gespielt haben soll. Wilmot-Sitwell, einst Chairman der UBS-Investmentbank, gab im Januar zu Protokoll, er könne sich an Hayes nicht erinnern, sei ihm persönlich nie begegnet, er könne sich auch nicht an dessen Abgang bei UBS erinnern, und Hayes' Engagement sei wohl vor seiner Zeit als Co-Chef der UBS-Investmentbank erfolgt.

«…und meinen Zuspruch wiederholen»

Ein Mailwechsel zwischen Wilmot-Sitwell und Carsten Kengeter, dem anderen Co-Chef der UBS-Investmentbank in jener Zeit, deutet nun etwas anderes an. Der Austausch, nachzulesen auf dem «Moneybeat»-Blog, fand im Juli 2009 statt. UBS-Händler Hayes wurde damals von der Citigroup umworben; und Kengeter wie Wilmot-Sitwell bemühten sich offenbar, den jungen Trader mit Arbeitsort Tokio zu halten. 

Am 10. Juli schrieb Carsten Kengeter an Wilmot-Sitwell:

«Könntest du bitte Tom Hayes in Tokio anrufen und ihm gegenüber meinen Zuspruch wiederholen. Er soll bleiben und nicht zu Citi gehen. Ich rufe dich an und erkläre dir genau, was ich ihm gesagt habe. Thanks.»

In den nächsten Stunden folgten drei weitere Mails, in denen UBS-Kaderleute an Kengeter und Wilmot-Sitwell berichteten, wie sie Kontakt mit Hayes in Tokio aufgenommen hätten und ihm die Einigkeit bekundeten im Willen, ihn zu halten.

«Pretty fanciful»

Mehrere UBS-Leute sagten nun gegenüber dem «Wall Street Journal», dass Wilmot-Sitwell auch tatsächlich jenes Telefongespräch geführt habe; Wilmot-Sitwell selber wiederholte, er erinnere sich nicht. Hinzuzufügen ist tatsächlich, dass der Brite zu jenem Zeitpunkt noch relativ neu im Job als Co-Chef war und durch diverse andere Aufgaben absorbiert war.

Mark Garnier, ein Tory-Abgeordneter, der Wilmot-Sitwell im Untersuchungsausschuss mit Frage nach Hayes konfrontiert hatte, beurteilte dessen Erinnerungslücken jetzt als «ziemlich fantasievoll», pretty fanciful. Der Banker – inzwischen Europachef bei Merrill Lynch – müsse nun wohl einige andere Fragen beantworten.

 

 

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