Weil sich in der Schweiz alles um die grossen Banken drehe, kämen kleinere Institute und Vermögensverwalter zu kurz, heisst es beim neuen Branchenverband «alliancefinance». Was kann er erreichen? 

Kleine Vermögensverwalter sehen sich wegen der grassierenden Regulierungswut in ihrer Existenz offenbar bedroht. Deshalb erhebt Tamara Lauber (Bild), Geschäftsführerin des im vergangenen Dezember in Bern gegründeten Branchenverbands «alliancefinance» den Mahnfinger.

«Die Schweiz gibt dem Druck aus dem Ausland allzu oft in vorauseilendem Gehorsam nach», sagt Lauber im Gespräch mit finews.ch.

Vorauseilend und hinterherhinkend

Lauber spielt dabei auch auf die derzeitige Diskussion um die Einführung des automatischen Informationsaustauschs (AIA) an.

Statt abzuwarten, bis andere Länder den AIA implementiert hätten, presche die Schweiz vor und wolle diesen als eines der ersten Länder einführen. «Damit setzt die Schweiz leichtfertig die Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes und die Existenz der kleineren Branchenvertreter aufs Spiel», warnt Lauber.

Gleichzeitig kritisiert die auch als Stadtzürcher FDP-Gemeinderätin aktive Finanzexpertin, dass die Schweiz bei der Umsetzung international zwingender Regulierungen um Jahre hinterherkinke, wie bei der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid II). Zudem würde die Schweiz das Regelwerk mit eigenen Vorschriften noch zusätzlich verschärfen. Mit diesem Vorgehen «wird der Zutritt zu internationalen Märkten nicht mehr sichergestellt», so die Geschäftsführerin von «alliancefinance».

Gegen unnötige Regulierungen

Die beiden Problemfelder verdeutlichen die Anliegen der jungen Branchenvereinigung. Der Verband sieht sich nicht als Bewahrer alter Zustände und stellt sich auch nicht gegen gesetzliche Veränderungen. Er setzt sich aber gegen Regulierungsverschärfungen ein, die seiner Ansicht nach unnötig und wettbewerbsgefährdend für den Finanzplatz Schweiz sind.

«Deshalb erheben wir bei allen Gesetzesvorlagen, die den Finanzplatz betreffen, und die im Parlament beraten werden, den Mahnfinger», so Lauber. Der Verband nimmt dabei den Weg über die Parlamentarier, denen «wir aufzeigen, welche Konsequenzen die neuen Regelungen für die Branche haben werden», erklärt Lauber.

Grossbanken zu sehr im Fokus

Aktuell hat «alliancefinance» die Vorschläge des Bundesrates zur Umsetzung der Empfehlungen 2012 der «Groupe d’action financière» (Gafi) ins Visier genommen. Über diese wird der Nationalrat am 18. Juni 2014 beraten.

Der Verband lehnt die Vorlage ab, weil seiner Ansicht nach die vorgeschlagenen Regelungen zur Lösung möglicher Probleme im Bereich Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung kaum etwas dazu beitragen. Eine Annahme der Vorlage hätte für die Finanzdienstleister zudem einen massiven administrativen Mehraufwand sowie zusätzliche Kosten zur Folge.

Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen würden durch solche neuen Vorschriften in ihrer Existenz gefährdet. Deren Interessen und Anliegen würden in der Politik, wo man zu stark auf die grossen Bankinstitute fokussiert sei, zu wenig berücksichtigt, ergänzt Lauber.

Viele Politiker bereits sensibilisiert

In der vergleichsweise kurzen Zeit seit der Gründung des Verbands sei es gelungen, schon eine Vielzahl von Politikern zu sensibilisieren. Das hänge auch damit zusammen, dass die Organisation unabhängig und rasch in der Lage sei, eine Stellungnahme zu einer Vorlage zu erarbeiten, unterstreicht Lauber. Präsidiert wird «alliancefinance» von alt Nationalrat Arthur Loepfe aus Appenzell.

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