Die Credit Suisse hält entgegen einem breiten Branchentrend eisern an ihrer Strategie fest, eine Vollservice-Investmentbank zu führen. Ein CS-Manager nennt einen einleuchtenden, wenn auch eigenwilligen Grund dafür.

Marco Illy ist die grosse Figur im Schweizer Investmentbanking. Unter ihm ist die Credit Suisse hierzulande unangefochtene Marktführerin im Emissions- und Transaktionsgeschäft. Der 54-Jährige lebt sein Metier – abseits der eigentlichen Investmentbanking-Metropolen London und New York.

Die Credit Suisse will dort weiterhin im Konzert der grossen Investmentbanken mitspielen und nimmt dafür auch mehr Risiken in Kauf als Regulatoren teilweise lieb ist.

Möglicher Interessenskonflikt

Im Gegensatz zu einer gängigen Branchenansicht und vielen Investoren sieht die Credit Suisse darin auch keinen Interessenskonflikt zu ihrem zweiten Standbein, dem Wealth Management.

Management und Verwaltungsrat werden nicht müde, die Vorteile einer Investmentbank für die anspruchsvolle Kundschaft im Private Banking hervorzustreichen. So auch Marco Illy in einem Interview mit «One», dem Mitarbeitermagazin der Credit Suisse.

Dabei taucht der Investmentbanker auch tief in die Geschichte der Credit Suisse ein. Auf die Frage, wie er damit umgehe, dass im Land des Private Bankings seine Disziplin als grosse Unbekannte gelte, antwortete er: Es stimme, die Kernkompetenz der Schweiz liege eher in der Vermögensverwaltung, während die grossen Finanzplätze in London und New York eher fürs Investmentbanking bekannt seien.

Vor 150 Jahren als Investment Bank gegründet

Und weiter sagt Illy: «Was die meisten nicht wissen, ist, dass die Credit Suisse vor mehr als 150 Jahren als Investment Bank gegründet wurde.» Tatsächlich ist die Bank als Schweizerische Kreditanstalt (SKA) von Alfred Escher mit dem Zweck gegründet worden, grosse Infrastrukturprojekte wie den Eisenbahnnetzbau zu finanzieren.

Was damals noch eine Kreditanstalt war, gilt heute im modernen Banker-Jargon als Investmentbank. Angesichts der heutigen Geschäftsaktivitäten solcher Institute ist dies eine etwas eigenwillige Interpretation.

Stark amerikanisiert

Aber Illy liefert mit dieser Aussage möglicherweise auch den Hauptgrund für das Beharren der Credit Suisse auf ihrem Investmentbanking: Es gehört zu ihrem Selbstverständnis, ist ihr Erbe und spiegelt den Ursprung ihrer Geschichte. Nur hat sich im Verlaufe des späteren 20. Jahrhunderts das Investmentbanking der Credit Suisse von ihren Schweizerischen Wurzeln immer stärker in Richtung Wall Street entfernt.

So wurde die Bank 1978 das erste nicht-amerikanische Finanzinstitut mit einer Mehrheitsbeteiligung an einer US-Investmentbank, der First Boston.

Gipfel war 2000 erreicht

Es folgten die wilden Jahre an der Wall Street mit der Expansion der Handelsaktivitäten und der Erfindung neuer Produkte und als der Boom seine Spitze erreicht hatte, kaufte die Credit Suisse die Investmentbank Donaldson Lufkin & Jenrette zu einem fantastisch hohen Preis.

Spätestens ab dem Jahr 2000 war das Investmentbanking der Credit Suisse rein amerikanisch geprägt – die Wurzeln der SKA wurden so verdeckt, wenn auch nicht ganz vergessen.

Es ist die DNA

«Investmentbanking liegt tief in unserer DNA», sagt denn auch Illy. Die Credit Suisse erfülle somit eigentlich immer noch die gleiche Aufgabe wie vor 150 Jahren: Dank des M&A-Geschäfts könnten Kunden ihre strategischen Ambitionen erfüllen und Schweizer Unternehmen würden mit Eigen- und Fremdkapital versorgt.

Das sind zwar unzureichende Gründe zu erklären, warum die Credit Suisse weiterhin ihre Eigenmittel im riskanten Handels-Geschäft aufs Spiel setzt. Aber eben: Es liegt tief in ihrer DNA.

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