Dass das Investmentbanking brandgefährlich ist, weiss man. Nun aber kommt die Bank für internationalen Zahlungsausgleich zum vernichtenden Befund: Es rechnet sich nicht.

«Regenmacher» werden sie ehrfürchtig genannt. Selber fühlten sie sich zuweilen als «Masters of the Universe»: Die Investmentbanker, die mit dicken Deals, Millionen-Boni und gewaltigen Verlusten in den vergangenen zwanzig Jahren das Geschick der ganzen Bankbranche bestimmten.

Seit der Finanzkrise, die bezeichnenderweise bei den grossen Investmentbanken ihren Anfang nahm, ist der Ruf der Überflieger in Nadelstreifen zumindest stark ramponiert. Nun droht ihm gar der Todesstoss. In einer kürzlich publizierten Studie kommt nämlich die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zum Schluss, dass das Investmentbanking nicht nur risikoreich ist, sondern auch schlicht zu wenig rentiert.

Retail rentabler

Zu diesem Befund gerät die als «Bank der Zentralbanken» geltende BIZ nach umfangreichen Untersuchungen ihrer Experten. Wie die deutsche Zeitung «Die Welt» nämlich schreibt, hat ein dreiköpfiges Autorenteam bei der BIZ dazu 222 Banken aus 34 Ländern untersucht und deren Jahresergebnisse zwischen 2005 und 2013 analysiert.

Dabei schauten die Experten nicht zuletzt auf die Eigenkapitalrendite – ein klassisches Mass für die Profitabilität einer Bank, und eine Grösse, mit der sich nicht zuletzt Investmentbanken gerne brüsten.

Doch die Durchschnittswerte, welche die BIZ-Fachleute errechneten, haben wenig Glorioses an sich. Im Gegenteil: Bei Banken, die stark im Wertpapierhandel tätig seien, betrug der Studie zufolge die Eigenkapitalrendite im Schnitt 8 Prozent. Das ist deutlich weniger als der Wert, den die Autoren für im Privatkundengeschäft tätige Banken errechneten: Dort liegt die Eigenkapitalrendite bei 12,5 Prozent.

Wahre Geldvernichter

Noch schlechter sieht die Sache für die Investmentbanker aus, wenn ihre Gewinne ins Verhältnis zum Risiko gesetzt werden. Der Studie zufolge steht die risikogewichtete Eigenkapitalrendite im Privatkunden-Geschäft bei 8,8 Prozent – im Handel mit Wertschriften aber bei Minus 9,6 Prozent.

Damit wird deutlich: Die Investmentbanken erleben nicht nur manchmal «schlechte Zyklen», die schnell wieder durch erfolgreiche Deals wett gemacht werden. Vielmehr waren sie in dem gemessenen Zeitabschnitt – in den allerdings auch die Finanzkrise fiel – wahre Geldvernichtungsmaschinen.

Retail-Banker freuen sich über den Bericht

Vor diesem Hintergrund kritisiert die Studie denn auch die hohen Vergütungen, die im Investmenbanking weiterhin gang und gäbe sind. Angesicht der Resultate erscheine die Entlöhnung «überzogen», so der lapidare Befund der Autoren.

Diese Erkenntnis dringt nun offenbar zunehmend auch bei den Banken durch, wie die BIZ-Experten bei ihren Untersuchungen feststellten. So gelte in die Branche zunehmend das relativ stabile, auf Privatkunden fokussierte Retail-Banking als das bevorzugte Geschäft. Auf Grund der Erfahrungen der vergangenen Jahren sei das eigentlich wenig überraschend, finden die Autoren.

Gerade bei den Schweiz-Einheiten der Grossbanken UBS und Credit Suisse, wo das «amerikanische» Investmentbanking seit jeher ein Politikum ist, dürfte sich aber so mancher Banker insgeheim über den BIZ-Befund freuen.

Rückbau bei UBS und Credit Suisse

Dabei fokussieren auch die beiden Schweizer Grossbanken schon länger auf die in der BIZ-Studie gelobten Geschäftszweige. So hat die UBS ihr Investmentbanking stark zurückgebaut und positioniert dieses als eine Art Zulieferer für ihr Kerngeschäft, die Vermögensverwaltung. Dennoch wirkte sich die Sparte zuletzt belastend auf das Geschäft der Grossbank aus.

Auch die traditionell stark im Investmentbanking aufgestellte Credit Suisse – dort macht die Sparte noch immer 60 Prozent der Erträge aus – will seit Neuestem ihrem Private Banking mehr Gewicht innerhalb der Bank verleihen.

Wie nun auch die BIZ-Studie nahelegt, könnte das am Ende eine lohnende Entscheidung sein.

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