Es ist derzeit sehr ruhig um die Credit Suisse. Das lässt darauf schliessen, dass einiges in Veränderung ist. Aber nicht so, wie man denkt, heisst es aus der Branche.

Credit Suisse © Shutterstock

Seit eine Richterin in den USA den Schuldspruch gegen die Credit Suisse wegen früherer Steuervergehen bestätigt hat, mehren sich hierzulande wieder einmal die Spekulationen über einen raschen Abgang von Konzernchef Brady Dougan. Doch derlei Vermutungen greifen zu kurz.

Der Amerikaner wird frühestens im nächsten Jahr von seinem Posten zurücktreten, wie es aus Finanzkreisen heisst. Dougan sitzt nach wie vor fest im Sattel, und es deutet offenbar auch nichts darauf hin, dass er in einer Art Feuerübung abgesetzt werden sollte.

Zeit für Nachfolgeregelung

Dazu gibt es derzeit auch keinen Anlass mehr – wenn schon, hätte dies viel früher geschehen können. Doch nun, nachdem der US-Steuerstreit abgehakt werden kann, die Bank mit dem CS-Invest-Konzept ein neues Modell in der Kundenbetreuung lanciert hat, und die Investmentbank in diversen Disziplinen einige nennenswerte Erfolge (etwa die Beratung beim Börsengang von Alibaba) registrieren konnte, hat Dougan nun die erforderliche Zeit, um seine Situation mit Blick auf das nächste Jahr zu regeln.

Kommt hinzu, dass der Amerikaner 2015 seine 25-jährige Firmenzughörigkeit wird feiern können. Nur wenige Top-Leute können in der heutigen Zeit auf eine derart lange Loyalität zu ihrem Unternehmen verweisen. Auch vor diesem Hintergrund deutet nichts auf einen überstürzten Abgang hin. Die Nachfolgeregelung bei der CS werde im Rahmen der Generalversammlung erfolgen, ist aus dem Innern der CS zu hören.

Keine vorteilhafte Figur

Unter diesen Prämissen ist es auch müssig, über einen Abgang von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner zu spekulieren. Selbst wenn der Jurist in diesem Jahr mit seinen Aussagen im Nachgang zur Verurteilung der Credit Suisse in den USA keine vorteilhafte Figur machte, genügt das bei weitem nicht, ihm ein Ende seiner Karriere bei der CS anzudichten.

Kommt hinzu, dass es eher undenkbar ist, dass der Präsident eines Verwaltungsrats vor erfolgter Nachfolgeregelung auf operativer Ebene abtritt. Insofern bleibt Rohner der CS bis auf weiteres erhalten.

Schwarzgeld bald abgehakt

Allen medialen Unkenrufen zum Trotz bleibt zudem der Co-Chef im CS-Private-Banking, Hans-Ulrich Meister, ein aussichtsreicher Kandidat für weitere, höhere Aufgaben. Dies aus mehreren Gründen: Allmählich dürfte der Schweizer seinem Ziel sehr nahe gekommen sein, das schweizerisch geprägte Private Banking den neuen globalen Gegebenheiten und Standards angepasst zu haben.

Wie er vor zwei Wochen im Kreis einiger Medienleute verlauten liess, soll das Thema Schwarzgeld in Europa in einem Jahr abgehakt sein. Dannzumal dürfte die CS mit ihren Umstellungen sogar so weit sein, dass sie zumindest im Private Banking international wieder eine Vorreiterstellung übernehmen kann.

Ein Lackmustest für höhere Weihen

Mit ihrem kürzlich präsentierten Kundenbetreuungsmodell CS Invest hat die CS zwar nicht das Rad neu erfunden, kann sich zumindest aber mit einem zeitgemässen Dienstleistungspaket profilieren. Vor diesem Hintergrund könnte das CS-Invest-Programm durchaus zum Lackmustest für Hans-Ulrich Meister werden, dem man dann allenfalls höhere Aufgaben zuteilen könnte. Das wiederum erklärt denn auch, weshalb der Druck im CS-Private-Banking in der Schweiz, Performance zu liefern, dermassen hoch ist.

Aus dem Private Banking ist im nächsten Jahr ohnehin noch einiges zu erwarten, zumal die Credit Suisse dieses Geschäft im Vergleich zum Investmentbanking forcieren will und im internationalen Kontext, insbesondere in Asien und im Nahen Osten, durchaus noch Marktanteile gewinnen könnte.

Akquisition nicht vom Tisch

Darum bleibt auch das Thema Coutts International für die Schweizer Grossbank aktuell. Der Verkauf der Royal-Bank-of-Scotland-Tochter dürfte nun in die entscheidende Runde gelangt sein und noch vor Weihnachten zu einem Abschluss führen, wie es aus London heisst. Dass nun immer wieder hörbar wird, wer auch noch Interesse an diesem Geschäft von rund 32 Milliarden Franken an Kundengeldern interessiert ist, mag ein weiteres Indiz dafür sein, dass nun die aussichtsreichsten Kandidaten alles in die Waagschale werfen.

Für die Credit Suisse würde diese Transaktion sicherlich nicht den ganz grossen Deal darstellen. Doch ein Kauf könnte der Grossbank einen wichtigen Impuls verleihen und würde das Institut wieder in die Gruppe der wichtigsten Konsolidierer in der Branche einreihen. Das Geschäft von Coutts International würde, insbesondere auch in Asien, gut zur CS-Wachstumsstrategie passen.

Kritik verstummt

Last but not least fällt auf, wie – zumindest in strategischer Hinsicht – das Investmentbanking aus den Schlagzeilen gerückt ist. Die Kritik an diesem Geschäftszweig und den darin agierenden Primadonnen ist verstummt, während die CS etwa bei der Beratung von Grossfirmen bei Fusionen, Übernahmen und Börsengängen gleichzeitig mit einigen Erfolgsmeldungen aufwarten kann.

Damit erweist sich der Entscheid, bis auf weiteres am Investmentbanking festzuhalten, als richtig, verhilft er doch zu zusätzlichen Erträgen. Parallel dazu kann sich die CS so auch strategisch von der UBS abheben.

Eine Frage der Eigenmittel

Allerdings dürfte es über kurz oder lang auch bei der Credit Suisse zu einer eigentlichen Aufspaltung des Konzerns kommen, so dass das Investmentbanking sowie das Private Banking (mitsamt dem Schweizer Geschäft) in voneinander getrennten Bereichen funktionieren.

Das ist nichts Neues, und die UBS verfolgt ebensolche Pläne, doch allmählich reift der Zeitpunkt, dieses Vorhaben auch umzusetzen, wie aus Investorenkreisen zu hören ist. Auch der Regulator würde eine Aufspaltung begrüssen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der verschärften Eigenmittelvorschriften, die auf die Schweizer Banken in nächster Zeit zukommen.

Auslöser für Veränderungen

Eine Aufspaltung sprich rechtliche Neugliederung der Bank wäre dann auch der Auslöser für alle weiteren, eingangs erwähnten Personalveränderungen auf der Chefetage. Doch alles zu seiner Zeit. Insofern handelt es sich bei diesen Einschätzung nicht bloss um heitere Planspiele.

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