Für Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank, ergibt es keinen Sinn, wenn alle Banken gleich reguliert werden. Darum fordert er für die inlandorientierten Häuser liberalere Bestimmungen. 

Die Konsolidierung auf den Schweizer Finanzplatz hat sich jüngst wieder beschleunigt. Kürzlich gab die dänische Jyske Bank ihren Rückzug aus Zürich bekannt. Mitte Februar ging das Basler Traditionshaus La Roche an die Privatbank Notenstein, wie auch finews.ch berichtete hier, hier und hier.

Im vergangenen Dezember trat auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) als Integrator auf. Die Zürcher Staatsbank übernahm mit Swisscanto das viertgrösste Fondshaus der Schweiz. Damit gelang der ZKB im Asset Management ein grosser Sprung nach vorn. Gemäss Daten von Swiss Fund Data belegten Swisscanto und ZKB bisher die Plätze 4 und 5 im Schweizer Fonds-Ranking – nach Pictet, Credit Suisse und UBS.

Martin Scholl hebt den Warnfinger

Interessant ist nun, dass gerade ZKB-CEO Martin Scholl (Bild) vor einer zu starken Konzentration auf dem hiesigen Bankenplatz warnt. «Der Trend läuft in Richtung Monokultur. Das macht den Finanzplatz Schweiz nicht sicherer», sagte er in einem Interview mit der Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» am vergangenen Wochenende.

Weiter tritt er für die Vielfalt im Bezug auf Eigentümerstrukturen und Geschäftsmodelle ein und warnt zugleich: «Eine zunehmende Konzentration im Bankgeschäft halte ich für gefährlich.»

Kapital ist ein Engpassfaktor geworden

Das Zürcher Staatsinstitut plant vorerst keine Übernahmen mehr, wie der 54-jährige CEO weiter erklärte. Der Zukauf einer Retailbank mit Schwergewicht im Zinsdifferenzgeschäft, mache für die ZKB keinen Sinn, weil das Kapital ein Engpassfaktor geworden sei. Und im internationalen Private Banking wolle man abwarten, bis das Steuerproblem gelöst sei.

In der Tat tut sich im Schweizer Banking ein Graben auf: Hier die Grossen um UBS, Credit Suisse, Julius Bär, Lombard Odier, Pictet, Vontobel oder Notenstein. Da die Kleinen, die den verschärften Aufsichts- und Eigenmittelbestimmungen enorm ausgesetzt sind.

Grossbanken-Argument lässt Scholl nicht gelten

Die anhaltende Regulierungsflut weitet den Graben noch zusätzlich. Für Scholl macht es keinen Sinn, wenn «die Regulierung die Existenz vieler Banken gefährdet». Deshalb plädiert er für eine liberalere Aufsicht für inlandorientierte Banken.

Das Argument der Grossbanken, es sei unrealistisch gleichzeitig zwei Standards anzuwenden – einen strengeren für die internationale Kundschaft und einen liberaleren für die Schweizer – lässt Scholl nicht gelten.

«Wer etwas anderes behauptet, macht reine Interessenspolitik», sagt Scholl und ergänzt: «Schon heute arbeitet die (ZKB-)Filiale Hombrechtikon im Private Banking anders als das Private Banking International in Zürich.»

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