Chairman Lloyd C. Blankfein über gute Banker, seine Kriterien bei der Personalsuche und seine Erfahrungen als Getränkeverkäufer und Chef.

Über Goldman Sachs kann man geteilter Meinung sein. Die Bank mag von ihrem weit verzweigten Beziehungsnetz bis in die höchsten Ämter immer wieder profitieren und dadurch möglicherweise auch die Finanzkrise besser bewältigt haben als andere Institute.

Dem Unternehmen ist gleichzeitig aber auch eine sehr eigenständige Firmenkultur zu attestieren, die extrem leistungsorientiert ist, aber auch auf gesunden Kriterien beruht, wie Engagement, Beharrlichkeit, Teamfähigkeit, Flexibilität und eine umfassende Sicht der Dinge.

Erfahrungen als Getränkeverkäufer

In einem selten offenen Video-Interview mit der «New York Times» spricht Lloyd Blankfein für einmal nicht über TARP, Eigenkapitalquoten oder High-Frequency-Trading, sondern über seine Einstellung zum Berufsleben. Er verrät, worauf er achtet, wenn er neue Leute einstellt, und welche Erfahrungen ihn in seiner Karriere weitergebracht haben.

Seine allerersten beruflichen Erfahrungen sammelte Blankfein 13-jährig als Getränkeverkäufer im Yankee-Baseball-Stadion, wo er die Ränge auf und ab lief, um seine Drinks für 25 Cents an den Mann zu bringen. Dass er dabei auch mit den Baselball-Spielern ins Gespräch kam, war ein zusätzlicher Ansporn in seinem Job.

Kleine Gesten sind entscheidend

Damals machte er bereits auch eine wichtige Erfahrung: «An jene Baseball-Stars, die mir Hallo sagten oder mir die Tür aufhielten, erinnere ich mich selbst vierzig Jahre später noch genau», sagt Blankfein und unterstreicht damit, welchen Eindruck selbst kleinste Gesten hinterlassen können – und gerade dies sei auch im Job entscheidend.

Vor diesem Hintergrund achtet Blankfein bis heute, dass er seiner Vorbildfunktion innerhalb der Bank absolut gerecht wird. Umgekehrt verleiht ihm das auch die nötige Autorität, um bei der Personalwahl hohe Ansprüche zu haben.

Teamplayer anstatt Performer

Leute, die allzu sehr auf ihre eigene Performance fixiert seien, können gemäss Blankfein durchaus Karriere machen, aber nicht bei Goldman Sachs. Hier seien Teamplayer gefragt, die Rücksicht auf die gesamte Bank nähmen.

Blankfein mag Leute, die tief schürfen und ihre Arbeit richtiggehend meistern. Wer eine Arbeit gemeistert habe, sei in der Lage einen neuen Auftrag zu erfüllen, und zwar selbst dann, wenn der nächste Job ein ganz anderer sei, betont der CEO von Goldman Sachs.

Einfach spannende Leute

Blankfein räumt auch ein, dass er ein absolutes Engagement für die Firma fordert, gleichzeitig aber am liebsten Leute um sich habe, die sich durch, weitläufige Interessen auszeichneten. Denn nur solche Leute seien ausgeglichen und spannend, was letztlich wieder dem Unternehmen zugute komme.

In dem Interview unterstreicht Blankfein auch, wie selbst schwer fassbare Kriterien wichtig seien, etwa das äussere Auftreten. Dabei erzählt er, wie ihn einmal ein Vorgesetzter aufgefordert habe, sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu benetzen, weil er so mies ausgesehen habe und deswegen eine schlechte Stimmung ausgestrahlt habe.

Traum vom Staatsanwalt geplatzt

«Über die Jahre habe ich erfahren, wie zentral das äussere Auftreten ist und in entscheidenden Situationen wesentlich über Erfolg oder Niederlage entscheidet.» Als Konsequenz fordert Blankfein denn auch weniger Verbissenheit im Job, und statt dessen mehr Lockerheit, weil der Gang der Dinge im Leben ohnehin nicht planbar sei. Er habe einst gedacht, sagt Blankfein, ein grosser Staatsanwalt zu werden. Daraus sei aber nichts geworden.

Das ganze Interview findet sich auf diesem Link.

Goldman Sachs hat in der Schweiz derzeit keine Stellen ausgeschrieben.

 

 

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