Mit der Integration des internationalen Wealth Management von Merrill Lynch gelang Julius Bär ein Quantensprung. Doch jetzt will ausgerechnet die Verkäuferin in dieses Geschäft zurückkehren. Was bedeutet das für die Schweizer?

Merrill Lynch Bull©Shutterstock

Vielleicht hat CEO Boris Collardi seine Arbeit zu gut gemacht: Innert zweier Jahre schluckte die von ihm geführte Zürcher Privatbank Julius Bär das gesamte internationale Vermögensverwaltungsgeschäft der amerikanischen Bank of America/Merrill Lynch mit zuletzt 52 Milliarden Franken an Kundengeldern.

Nur das Indien-Geschäft ist derzeit noch pendent. Ein rechter Sprung nach vorne also für die «Bären» – und einer, der in der Branche weltweit Beachtung findet. Jedenfalls scheint dadurch die ehemalige Verkäuferin wieder auf den Geschmack gekommen zu sein.

Planspiele, die Früchte tragen

Wie nämlich das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) jüngst aus einem internen Memo zitierte, plant John Thiel, der Chef für das Wealth Management bei Merrill Lynch, tatsächlich die Rückkehr ins internationale Private Banking.

«Der Verkauf an Julius Bär hat uns dazu bewogen, unsere internationalen Lizenzen neu zu überdenken», so Thiel im internen Schreiben. Die Planspiele tragen nun ganz offensichtlich Früchte: Das Geschäftsmodell der in den USA operierende Merrill-Lynch-Einheit Private «Banking & Investment», die Kunden ab zehn Millionen Dollar Vermögen bedient, soll künftig auf die internationale Vermögensverwaltung umgelegt werden.

Rekrutierung hat bereits begonnen

Dazu zielt Merrill Lynch anfänglich auf 29 Ländermärkte weltweit. Der Fokus liegt dabei auf Südamerika. Laut Medienberichten sind aber auch Asiens Superreiche wieder ins Blickfeld der «Bullen» von Merrill Lynch gerückt. Dem Memo zufolge hat die Rekrutierung von Kundenberatern bereits begonnen.

Thiel stösst damit genau in jene Märkte vor, in denen auch Julius-Bär-Chef Collardi das Wachstum forcieren will. So vermeldete die Schweizer Privatbank im vergangenen Juli eine Parnterschaft mit einem mexikanischen Vermögensverwalter. In Asien rangieren die «Bären» derweil auf Platz 7 der grössten Privatbanken nach verwalteten Kundengeldern – Asien gilt bekanntlich als der «zweite Heimmarkt» von Julius Bär.

Mit Handycap ins Rennen

Doch Merrill Lynch kommt mit einem Handycap ins Rennen zurück. Bis auf Weiteres bedient die Bank nämlich die ausländische Kundschaft nur aus den USA heraus – in klassischer «Offshore»-Manier also.

Das kommt nicht von ungefähr, wie gute Kenner des Verkaufsvertrags mit Julius Bär berichten. Der Deal mit den Schweizern sieht demnach eine Sperrfrist vor, während der die amerikanische Partnerin keine Private-Banking-Filialen im Ausland mehr eröffnen darf. Und diese Frist ist jenen Quellen zufolge noch längst nicht abgelaufen.

«Wir betrachten das gelassen»

«Wir rechnen nicht damit, an unseren internationalen Niederlassungen wieder in direkte Konkurrenz zu Merrill Lynch zu treten», sagt denn auch ein Julius-Bär-Sprecher auf Anfrage von finews.ch.

Zudem spreche die Offshore-Betreuung wohl ganz andere Kundenbedürfnisse an, als jene, welche die Bank Julius Bär mit ihrer globalen Onshore-Präsenz zu befriedigen suche, gibt die Zürcher Bank weiter zu bedenken. «Insofern betrachten wir die Initiative von Merrill Lynch gelassen.»

Zumindest so lange, wäre hier wohl anzufügen, bis die Sperrfrist der Amerikanern abgelaufen ist.

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