Die Schweizer Grossbank Credit Suisse will mit ihrer Schwarzgeld-Vergangenheit abrechnen. Bei diesem Plan zieht der Ex-Finma-Chefjurist Urs Zulauf die Fäden.

Striclty confidental», steht auf dem Dokument, und «Internal Use Only». In dem Dokument finden sich Details zu einer Weissgeld-Strategie der Credit Suisse: «Client Tax Policy», zu Deutsch Steuerpolitik für Kunden.

Mit dieser Strategie will die Grossbank vom Standort Schweiz aus weltweit ihre Schwarzgeld-Vergangenheit bereinigen, wie die Wochenend-Zeitung «Schweiz am Sonntag» (Artikel kostenpflichtig) schreibt.

Land für Land wird abgearbeitet

Dabei trennt man sich von Kunden, die ein zu geringes Vermögen haben. Kunden, die im Ausland leben, aber in der Schweiz ein Konto haben, werden von einer eigenen Abteilung systematisch angegangen.

Etwa 50 Banker arbeiten die Kundenbeziehung ab, und zwar global, Land für Land, wie die Zeitung weiter schreibt. Die Grossbank habe für fast jedes Land der Welt eine eigene Strategie, selbst für karibische Inselstaaten wie Trinidad und Tobago.

Hohe Strafgebühren angedroht

Die Kunden sollen der Bank bestätigen, dass sie ihr Geld tatsächlich versteuern. Ab einem gewissen Vermögen wird zusätzlich von einer Drittperson eine Bestätigung verlangt. Sonst wird die Beziehung mit ihnen beendet. Notfalls werden die Konten mit hohen Strafgebühren belastet.

Mehrere hundert Franken zieht die Bank ab – monatlich, so die «Schweiz am Sonntag» weiter. Nun würden die Banker noch schnell einmal «strictly confidential» auf ein Dokument schreiben. Und sei es nur, um sich gegen Vorwürfe der Aufpasser-Kollegen aus dem «Controlling» zu schützen.

Jahr der Entscheidung: 2018

Doch die Aufräumaktion hat für die CS tatsächlich hohe Priorität, wie es weiter heisst. Die Zeit dränge: In den Industriestaaten greift in den nächsten Jahren der automatische Informations-Austausch (AIA). Die «Early Adopter»-Staaten werden bereits Anfang des Jahres 2017 damit beginnen, untereinander Steuerdaten des Jahres 2016 auszutauschen.

Im Jahr 2018 werden weitere Staaten folgen. Das mit der OECD verbundene Global Forum wird dannzumal prüfen, ob sich die Schweiz an die dann geltenden Standards hält.

Klare Vorgaben der Credit Suisse

Die Grossbank will sich für die neue Zeit rüsten und die Risiken für sich und die Angestellten möglichst klein halten, so die «Schweiz am Sonntag». Konkret will man nicht mit «Steuerstraftaten der Kunden» in Verbindung gebracht werden, heisst es in dem Dokument.

Im erwähnten Schriftstück findet sich unter den Leitprinzipien auch die klare Vorgabe, die «Client Tax Policy» müsse so bald als möglich abgeschlossen werden: «Auf jeden Fall bevor der AIA in Kraft tritt.»

Anwerbung als Signal in der Finanzbranche

Um die Umsetzung der Strategie zu überwachen, hat die Credit Suisse ein «Regulatory Strategy Meeting» eingerichtet, das global über die Strategie entscheiden soll. Für die Steuerung der ganzen Strategie ist im Dokument der ehemalige Chefjurist der Schweizer Finanzmarktaufsicht, Urs Zulauf, angegeben.

Als die Credit Suisse ihn 2013 abwarb, galt dies als Signal. Die Grossbank meinte es ernst mit dem Abschied vom Schwarzgeld. Damals hiess es, Zulauf übernehme die Verantwortung für die Steuerpolitik gegenüber Kunden.

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