Die Grossbanken fürchten die harte Hand des Regulators wie der Teufel das Weihwasser. Darum verpflichten sie neuerdings ehemalige Terroristen-Jäger und Abhörspezialisten vom Militär – auch die UBS macht das. Die «Spürnasen» sollen das Fehlverhalten von Mitarbeitern aufdecken, bevor es zu spät ist. 

Während gut zwei Jahren jagte der US-Amerikaner Bryon Linnehan Terroristen quer durch den Irak. Nun ist er nicht mehr auf den Schlachtfeldern der Welt tätig, sondern im Kontrollzentrum der Barclays Bank, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Dienstag berichtete.

Seit letztem Mai ist der 37-Jährige für die britische Grossbank tätig und setzt seinen Spürsinn gegen Händler ein, die aus der Reihe tanzen – so genannte Rogue Trader. 

Abhör-Spezialistin der US-Armee bei der UBS

Laut dem Bericht haben in den letzten eineinhalb Jahren diverse Banken, darunter die Deutsche Bank, HSBC oder J.P. Morgen, einige ehemalige Agenten des britischen und amerikanischen Militärs und von Geheimdiensten abgeworben.

Auch die UBS hat laut dem Bericht seit Ende 2014 eine Abhör-Spezialistin in den eigenen Reihen. Dabei soll es sich um Emily Trageser handeln. Sie arbeitete einst für die US-Armee im Bereich «Austere Tactical Environments» als «Signals-Intelligence Specialist and Cryptologic Linguist», wie aus ihrem LinkedIn-Profil hervorgeht. Gegenüber «Bloomberg» wollte die UBS zur Personalie keine Stellung nehmen.

Wie einst in der DDR

Die ehemaligen Agenten wie Linnehan oder Trageser wenden bei ihrer Arbeit Methoden an, die an die Stasi in der ehemaligen DDR erinnern. Sie folgen den Händlern auf Schritt und Tritt – nicht physisch, aber virtuell. 

Sie halten mitunter fest, wie lange ein Trader in der Zigarettenpause oder im Lunch verweilt, welche Gebäude-Zugänge er benutzt, oder ob er sich in Backoffice-Programmen einloggt, die für seine Arbeit irrelevant sind, und welche Websites er im Internet häufig besucht. 

Das Ziel dieser umfassenden Überwachung: Weitere Marktmanipulationen vermeiden, welche die Banken bislang milliardenteure Bussen gekosten haben (siehe Grafik).

Fines 500

Überwachung auf «nächst höhere Stufe stellen»

Spione sind Meister darin, diverse Datenfetzen miteinander zu kombinieren und so möglichen Terroranschlägen zuvorzukommen. «Genau das brauchen wir, um die Überwachung auf die nächst höhere Stufe zu stellen», sagt Ben Bair, Leiter Whistle-Blowing and Investigations bei Barclays.

Der Einsatz von Ex-Agenten zeigt eindrücklich, wie sehr sich die Banken vor weiteren milliardenteuren Finanzskandalen fürchten. Dabei sind die professionellen «Spürhunde» nur ein Element eines umfassenden Überwachungsapparates, den die Banken seit der Finanzkrise auf die Beine gestellt haben und weiter ausbauen. Dabei kommen unterschiedlichste Praktiken zum Einsatz.

  • Einsatz von Schnüffel-Software: Die Credit Suisse (CS) und Goldman Sachs halfen vor eineinhalb Jahren bei der Finanzierung eines  Software-Programms, das sämtliche Kommunikationswege der Mitarbeiter überwacht, wie auch finews.ch berichtete. Mittlerweile ist die Schnüffel-Software ausser bei der CS und Goldman Sachs auch noch bei 50 anderen Finanzinstituten im Einsatz.
  • Abhören von Gesprächen: Neben modernen Technologien setzen Banken auch auf Altbewährtes: das menschliche Ohr. Laut einem am Sonntag publizierten Bericht in der «Financial Times» haben Finanzinstitute zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt, welche Telefongespräche von Tradern abhören sollen.
  • Compliance-Abteilungen aufgestockt: Die UBS hat vor knapp einem Jahr angekündigt, ihre Compliance-Zentrale in Krakau und Nashville mit 350 zusätzlichen «Kontrolleuren» zu verstärken. Insgesamt ist nun ein Heer von 1'500 Überwachern im Einsatz, welches das Verhalten der eigenen Mitarbeiter überprüft, wie auch finews.ch berichtete.

Massnahmen möglicherweise auch kontraproduktiv 

Die totalitäre Überwachung der Mitarbeiter am Arbeitsplatz ruft indessen auch Kritiker auf den Plan. So sei es naiv zu glauben, mit Spionen könne man Fehlverhalten von Mitarbeitern vermeiden, behauptet Mark Williams, Dozent an der Bosten University, gegenüber «Bloomberg». Zudem würde eine so umfassende Überwachung falsche Signale an hart arbeitende und gesetzestreue Händler aussenden. 

 

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