Immer mehr Banker versuchen, vor Gericht noch nicht ausbezahlte Boni zu erstreiten. Das erlebt die UBS in Frankreich gerade am eigenen Leib.

Die Fakten liegen so: Der Banker war drei Jahre lang im Aktienhandel einer Investmentbank tätig. Dann kündigte er. Einen Monat später hatte er ein neue Stelle. Drei Jahre später steht der Mann vor Gericht – weil die Investmentbank ihm seiner Meinung nach noch den Bonus schuldig ist.

Was reichlich absurd klingt, spielt sich gerade vor einem Pariser Arbeitsgericht ab. Dort klagt ein ehemaliger Angestellter gegen die Schweizer Grossbank UBS – und fordert von dieser Lohnbestandteile von nicht weniger als 1 Million Dollar ein, wie die Agentur «Bloomberg» berichtete.

Opfer einer Intrige?

Denn ungeachtet der Fakten sieht sich der Banker nicht nur um seinen Lohn geprellt, sondern gar als Opfer einer internen Intrige. Seine Vorgesetzten bei der UBS hätten ihn ohne Erklärung herabgestuft und intern versetzt; zu Treffen mit seinen Kunden bei der Bank sei er plötzlich nicht mehr eingeladen worden.

Das, findet der Ex-UBS-Mann, laufe ja eigentlich auf eine Kündigung hinaus. Er sei deshalb gezwungen gewesen, seine Stelle beim Schweizer Institut gleich selber zu quittieren.

Abenteurliche Argumentation

Das mutet als Argumentation recht abenteuerlich an. Doch der ehemalige UBS-ler ist mit seinem Vorgehen kein Einzelfall, wie «Bloomberg» weiter berichtete. Gerade in Europa, wo derzeit Investmentbanker zuhauf entlassen werden, häuften sich die vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten über ausstehende Banker-Boni.

Der bekannteste Fall ist jener des Ex-Traders Jérôme Kerviel, der derzeit die französische Société Générale wegen ungerechtfertigter Entlassung verklagte. Der Investmentbanker hatte mit seinen Fehlspekulationen bei der Grossbank einen Schaden von knapp 5 Milliarden Euro verursacht.

Was den Fall vor den Pariser Arbeitsgericht angeht, wehrt sich die UBS mit Händen und Füssen. Der Kläger habe die Bank für die Konkurrenz verlassen und dazu noch während seiner Zeit bei der Schweizer Grossbank an Jobinterviews teilgenommen. Ebenfalls habe er in seinen letzten Monaten bei der UBS «strategisch» auf eine spätere Klage hingearbeitet.

Kein Mitleid

Es mag zutreffen, dass da mit der UBS und anderen Banken zuweilen ein übles Spiel getrieben wird. Mitleid mit der Branche kommt trotzdem keines auf. Dass die Bonus-Exzesse der letzten Jahre sich zuweilen rächen, haben sich die Institute selber zuzuschreiben: denn sie trugen und tragen dieses System weiter.

Damit sorgen sie dafür, dass Banker auf die Idee kommen, Boni seien ihr gutes Recht – ganz unabhängig von Verhalten und Leistung.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.56%
pixel