Die herkömmliche Börsenanalyse steckt in der Krise. Das hat die UBS erkannt – und zu unkonventionellen Mitteln gegriffen, um dem Research wieder mehr Pep zu verleihen.

Das simple Buy, Hold und Sell zieht nicht mehr: angesichts volatilerer Börsen und schmalerer Renditen zeigen sich die Anleger immer weniger bereit, für die «Nullachtfünfzehn»-Prognosen von Banken teures Geld auszugeben. Entsprechend steckt das «Sell Side»-Research in Schwierigkeiten – und muss sich neu erfinden, wenn es überleben will.

Das weiss auch Juan-Luis Perez, Chef des weltweiten Research der Schweizer Grossbank UBS. Für ihn ist klar: es wurde in den letzten Jahren viel zu wenig in die Erneuerung der Prognose-Abteilungen investiert, wie er gegenüber der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) ausführte.

Bessere Fragen stellen

Deshalb tut der Experte, den die UBS vor rund drei Jahren von der amerikanischen Konkurrentin Morgan Stanley abwarb, nun genau das. So ergänzte er seine Anlayse-Abteilungen um Daten- und Pricing-Spezialisten. Und nicht zuletzt holte Perez Psychologen an Bord.

Denn den Service verbessern ist das Eine, findet der Research-Veteran mit über 30 Jahren Erfahrung. Mindestens so wichtig ist für ihn Grundsätzliches. Etwa, das seine Analysten «bessere Fragen» stellen.

Unwort «Risikoreich»

Hier kommen die Kenner der menschlichen Psyche ins Spiel. Sie sollen helfen, präzisere Themenfelder und Fragestellungen für die Finanzexperten an der Front zu formulieren. Dabei wird offenbar ums einzelne Wort gerungen. «Risikoreich» etwa gilt unter Perez als neues Unwort, weil es ein zentrales Thema viel zu schwammig widergibt.

Neuerdings nimmt das UBS-Research auch Ideen seiner Kunden entgegen – auch dieses soll im Rahmen des Projekts Evidence Lab, in dem die Research-Expertise des Hauses gebündelt wird, in die Analysen einfliessen.

Experiment auf Zeit

Ob die Klientel dafür extra zahlt, weiss Perez allerdings noch nicht. «Dazu müssen wir noch einige Jahre warten», sagt der Top-Banker. Immerhin: Die Leserschaft von Research-Berichten hat sich laut der UBS gegenüber früher verdoppelt.

Doch Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner hat es kürzlich klar ausgedrückt: Die UBS muss sich auf das konzentrieren, war Erträge bringt. Dass da auch Perez nicht zu lange Geld verbrennen darf, das würden Psychologen wohl als Selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnen.

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