Mitten in der aktuellen Disketten-Affäre wird bekannt, dass ein älteres Leck zu einem Schlag gegen einen Julius-Bär-Kunden führte.

Vergangenen Dezember gab es offenbar eine Razzia bei Robert Schuler-Voith. Der verschwiegene Münchner Industrielle erhielt ungebetenen Besuch von Steuerfahndern aus Nordrhein-Westfalen.

Der Vorwurf: Schuler-Voith habe auf den Cayman Islands einen Trust aufgebaut und damit Steuern am Fiskus vorbeigeschleust. Dies sei via die Julius Baer Bank & Trust Company auf Grand Cayman geschehen.

Die Fahnder stützten sich auf Material, das ihnen Rudolf Elmer übergeben hatte. Elmer, 54, war bis 2002 COO bei Julius Bär auf den Cayman Islands. Nachdem er entlassen worden war, bot er eine Diskette mit Daten diversen Steuerbehörden an und veröffentlichte Teile davon über die Website «Wikileaks». Wie die «Financial Times Deutschland (FTD)» nun meldet – ausgerechnet am Tag der Bilanz-Pressekonferenz –, arbeitet Elmer mittlerweile mit der Steuerfahndung in Düsseldorf zusammen.

Boris Collardi, CEO der Bank Julius Bär, wollte heute Freitag an der Bilanzpressekonferenz in Zürich aus Rücksicht auf das Bankgeheimnis keine Angaben zu einzelnen Kunden machen. Er wies jedoch darauf hin, dass die in der «FTD» erwähnten Daten nichts mit dem aktuellen Fall der gestohlenen CD in Deutschland zu tun habe. Bis jetzt gebe es keine Indikationen darauf, dass auf dieser CD Kunden von Julius Bär gespeichert seien.

Trusts zum Yacht-Kauf

Die Daten, die Elmer vorlegt, zeichnen oft ein ähnliches Bild: Auf den Cayman Islands wurden Trusts geschaffen, deren eigentlicher Zweck nicht erkennbar war, deren Gelder aber zur freien persönlichen Verfügung einer einzelnen Person oder Familie standen. Das heisst: Der Verdacht liegt nahe, dass sie lediglich als Tarnung für Schwarzgeld dienten.

In Elmers Datenmaterial fanden sich zahlreiche Fälle, in denen dieses Muster nachgezeichnet war – so bei einem mexikanischen Polizeioffizier, bei einer griechischen Reederin oder einem brasilianischen Politiker. Die Trusts auf den Cayman Islands hatten zwar einen bestimmten Zweck, aber wenn es der Gründer wünschte, kaufte man mit den Geldern auch eine Luxusjacht.

Manipulierte Daten

Ähnlich war das Vorgehen offenbar auch im Fall von Robert Schuler-Voith: «Auf die Spur von Schuler-Voith kamen die Fahnder durch den Eintrag 'Dr. Robert Schuler' als Gründer eines Trusts mit dem Namen 'Moonstone'», schreibt die «Financial Times». «Die Steuerermittler gehen davon aus, dass diese Person mit Robert Schuler-Voith identisch ist. Zweifelsfrei geklärt ist dies allerdings noch nicht.»

Die Bank Bär betont jeweils, dass Elmer die Daten gestohlen (und in einzelnen Fällen auch manipuliert) habe und dass sich die Bank stets an die örtlichen Gesetze und Regulierungen halte.

Elmer wiederum unterscheidet sich von Daten-Lieferanten wie Hervé Falciani, Heinrich Kieber oder dem unbekannten Schäuble-Zuträger dadurch, dass er kein Geld verlangt. Er meldete sich bereits beim IRS oder letztes Jahr beim damaligen deutschen Finanzminister Peer Steinbrück.

Kunden sollen Experten beiziehen

Julius-Bär-CEO Collardi kritisierte am Freitag das Vorgehen der deutschen Regierung, gestohlene Bankdaten zu erwerben. Dem für die Schweiz zunehmend drohenden automatischen Informationsaustausch mit EU-Staaten hielt er die andiskutierte Abgeltungssteuer entgegen und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass möglichst rasch eine entsprechende Lösung gefunden werde. Denn nur so liessen sich weitere Fälle wie der aktuelle vermeiden.

Weiter sagte Collardi, dass es auch bei Julius Bär das Ziel sei, mittelfristig keine undeklarierten Vermögen zu haben. Den entsprechenden Kunden empfehle man heute, sich mit ausgewiesenen Steuerexperten in Verbindung zu setzen, um eine Legalisierung der Vermögen zu erreichen.

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