Die Transformation der Finanzbranche macht sich auch in der bankfachlichen Aus- und Weiterbildung bemerkbar. Das Angebot muss mit der Dynamik mithalten, sagt Daniela Stehli von der Fachschule für Bankwirtschaft.


Frau Stehli, was sind die aktuellen Themen in der bankfachlichen Ausbildung?

Zum einen stelle ich fest, dass sich die Fachthemen rasch ändern respektive neue Themen praktisch über Nacht entstehen. Das entspricht dem Zeitgeist. Nehmen Sie das Thema Cyber-Risiken: Vor Jahresfrist hat in der Finanzbranche noch kaum jemand darüber gesprochen. Seit dem Auftauchen des Schadprogramms WannaCry ist der Schutz der Daten plötzlich in aller Munde.

Nun stellen Banken die Frage, wie sie ihre Daten schützen können, welche Rolle das Outsourcing von Daten spielt, und wie eine dementsprechende Strategie aussieht. So schnell, wie die Themen ändern, veraltet bestehendes Wissen und erfordert die Vermittlung ständig neuen Wissens – und das möglichst praxisorientiert, also unmittelbar ein- und umsetzbar.

Gibt es neben der Ausbildung «to go» auch längerfristige Themen?

Natürlich. Dazu gehört die Ausbildung der Kundenberater, auch über die Personenzertifizierung SAQ hinaus. Im Fidleg-Seminar geht es etwa darum, wie eine solche Ausbildung im Zusammenwirken zwischen physischer Beratung und Systemunterstützung – Stichwort Client Product Suitability und Beratungsprotokolle – respektive im Hinblick auf die Fintech-Entwicklungen gestaltet sein muss.

Wo liegen die Schwerpunkte in Ihrem Bildungsangebot?

Das Fundament bildet die bankfachliche Basisausbildung. Hier ist vor zwei Jahren die SAQ hinzugekommen. In Zusammenarbeit mit der Kalaidos Fachschule bieten wir institutsspezifische Seminare zur Prüfungsvorbereitung an.

«Sehr am Herzen liegt mir die Ausbildung von Bankverwaltungsräten»

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Regulierungsseminare. Fidleg und FinfraG sowie Crossborder, Fintech und Cyber Risk liefern dazu ein breites Themenspektrum. Am Herzen liegt uns ausserdem die Ausbildung der Bankverwaltungsräte insbesondere im Bereich Risikomanagement – und das institutsübergreifend ebenso wie institutsspezifisch und personenbezogen.

Was machen Sie anders als die Konkurrenz?

Uns ist es ein grosses Anliegen, Wissen praxisorientiert zu vermitteln. Im Sinne des Best-Practice-Ansatzes setzen wir darum überwiegend Referierende mit hoher Fachkompetenz aus der Praxis ein, die ihr Erfahrungswissen mit den Teilnehmenden teilen.

Insofern geht es bei unserem Bildungsangebot auch nicht nur um reine Wissensvermittlung, sondern ebenso um den Austausch und die Vernetzung – ein wesentlicher Aspekt wenn die Halbwertszeit von Wissen immer kürzer wird.

«Wissen entfaltet seinen Wert nicht, wenn es in den Köpfen der Lernenden bleibt»

Wir verstehen uns darum auch weniger als Wissensakademie, denn vielmehr als Erfahrungsplattform, wo die Teilnehmenden von den Besten lernen können. Dazu schliessen wir auch vermehrt Kooperationen, zuletzt beispielsweise mit dem Verband Swiss Fintech Innovation und SIX Interbank Clearing (Harmonisierung Zahlungsverkehr).

Ist denn eine 1:1-Wissensvermittlung im digitalen Zeitalter noch zukunftsfähig?

Der Einsatz digitaler Lernmedien macht dort Sinn, wo es um die reine Vermittlung von theoretischem Wissen geht. Seinen wahren Wert entfaltet Wissen aber nicht, wenn es in den Köpfen der Lernenden bleibt. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist Wissen umso wertvoller, wenn es in der Praxis angewendet sowie mit Mitarbeitenden und anderen Marktteilnehmenden geteilt wird.

«Ständig kommen neue Themen hinzu wie jüngst die Cyber-Risiken»

Dieser Austausch und das Vernetzen von Praxiswissen erfolgt nach unserer Erfahrung immer noch lieber und effizienter im persönlichen Kontakt denn anonym hinter Bildschirmen. Es lohnt sich also für Finanzinstitute, nicht nur in das Theoriewissen sondern insbesondere in das Erfahrungswissen ihrer Mitarbeitenden zu investieren.

Eine Ihrer Zielgruppen sind Bankverwaltungsräte. Warum sollten sich diese Fachleute noch weiterbilden?

Die Komplexität des Bankgeschäfts steigt laufend. Ständig kommen neue Themen hinzu wie jüngst die Cyber-Risiken. Für Verwaltungsräte wird es damit immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Die stufengerechte Aus- und Weiterbildung in Fachthemen kann den einzelnen Gremien helfen, die Komplexität zu reduzieren und die anspruchsvolle Funktion verantwortungsbewusst wahrzunehmen – vor allem, wenn sie wenig oder keinen Banking-Hintergrund haben.

Neben den bedürfnisspezifischen Inhouse-Schulungen haben wir mit dem VR-Fokus-Seminar ein Format für den Wissens- und Erfahrungsaustausch von Verwaltungsräten geschaffen.

Können Sie uns dazu ein konkretes Beispiel für ein Thema geben, über das sich die Teilnehmenden austauschen?

Einer der Schwerpunkte des jüngsten VR-Fokus-Seminars war das Rundschreiben der Finma zur Corporate Governance. Da tauschten sich die Verwaltungsräte darüber aus, wie sich die jeweiligen Institute organisieren.

«Viele Finanzinstitute betreten hier Neuland»

So diskutierten sie beispielsweise die Vor- und Nachteile der Bildung der diversen Komitees, dies im Zusammenhang mit der Trennung von Risk und Audit Commitee, wie es die Finma von Banken der Aufsichtskategorien 1-3 verlangt und wie sie die Banken der übrigen Aufsichtskategorien freiwillig vorsehen können.

Was bedeuten Cyber-Risiken auf Stufe Verwaltungsrat?

Basierend auf einer IT-Prüfung oder einer Sonderprüfung zum Thema Cyber Risk durch Externe sollte der Verwaltungsrat konkrete What-if-Szenarien besprechen, etwa anhand von Verwundbarkeitsanalysen und Penetration Testing.

Da viele Finanzinstitute hier Neuland betreten, haben wir ein pragmatisches Inhouse-Angebot geschaffen, dass das erforderliche Wissen vermittelt und sie individuell in diesem Prozess unterstützt.


Daniela Stehli-Wiederkehr ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Fachschule für Bankwirtschaft (FSB). Sie verfügt über eine breite Bankfacherfahrung. Die ausgebildete Betriebsökonomin FH und Finanz- und Anlageexpertin (AZEK) ist ebenfalls als Referentin in den Bankfach-Basisausbildungen der FSB tätig.

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