Die Versprechen sind luftig, die Technologie ist für den Laien undurchsichtig. Entsprechend gross die Gefahr, beim Investieren in Kryptowährungen Betrügern auf den Leim zu kriechen.

Jordan Belfort kennt sich mit Betrügereien aus – schliesslich erschwindelte er von Anlegern einst selber Millionen. Für den «Wolf of Wall Street», dessen Leben mit Stardarsteller Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle verfilmt wurde, ist klar: Die überall aus dem Boden spriessenden Initial Coin Offerings (ICO) riechen nach Betrug.

5 bis 10 Prozent der ICO-Anbieter wollen die Anleger bloss abzocken, warnte Belfort kürzlich in der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). Kryptowährungen seien gar der schlimmste Betrug aller Zeiten. Schlimmer als alles, was er selbst je gemacht habe.

Und richtig: Der Run auf Kryptowährungen hat auch in der Schweiz die ersten Schwarzen Schafe zutage gefördert. Wie finews.ch berichtete, fuhr die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hierzulande den Anbietern der so genannten E-Coins in die Parade. Die Basler Herausgeber der digitalen Währung haben nun ein Enforcementverfahren am Hals. Gegen eine Handvoll andere Krypto-Unternehmen hat die Finma Ermittlungen eingeleitet.

Die Suche nach dem X-Faktor

Das sind jedoch nur Nadelstiche. In der Schweiz gibt es bezüglich ICO kaum Vorschriften und einen Verbraucherschutz schon gar nicht. Da bleibt den Anlegern nichts anderes übrig, als selber über die aus dem Boden spriessenden digitalen Devisen zu befinden. Der Profiinvestor Bruce Fenton, ein Kryptowährungs-Aficionado der ersten Stunde, hat dazu nun eine einfache Nutzerwertanalyse ins Netz gestellt.

Frei nach den zehn Fenton-Kriterien lässt sich nun dem Kryptoboom auf den Grund gehen:

  1. Sicherheit Kryptowährungen haben ihren Namen von der Verschlüsselungssoftware, der sie vor Manipulation schützt. Enstprechend ist die Sicherheit das A und O bei einem ICO. Dazu gilt es abzuklären, welche Blockchain-Technologie verwendet wird, wo die Daten zentralisiert sind, und welche Coins oder Tokens alles in Umlauf gegeben werden.
  2. Gegenwert Woran partizipieren Sie eigentlich mit dem ICO? Werden damit Wertschriften, ein Anteil an zukünftigen Erträgen erworben – oder wird bloss an eine Technologiestiftung gespendet?
  3. Rechtliches Wurde ein privater oder ein öffentlicher Code für die digitale Währung verwendet? Wer sind die Macher hinter dem Angebot, wie ist deren Unternehmen strukturiert – und von welchem Land aus arbeiten die eigentlich?
  4. Track Record Unternehmen menscheln – das ist bei hochfliegenden Kryptoinitiativen nicht anders. Gerade weil bei ICO so viel versprochen wird, sollte das Team hinter dem Angebot auf Herz und Nieren geprüft werden. Etwa, wie erfahren das Management ist und ob dieses zuvor schon grosse Summen verwaltet hat.
  5. Einkünfte Sicher eine relevante Frage: Wie lässt sich mit dem Geschäftsmodell, welches der ICO finanzieren soll, überhaupt Geld verdienen?
  6. Angebot und Nachfrage Der rasante Anstieg des Bitcoin auf über 6'000 Dollar ist von der riesigen Nachfrage getrieben – das Angebot an der Kryptowährung ist bekanntlich gedeckelt. Auch bei anderen digitalen Devisen stellt sich die Frage nach dem Umlaufvolumen und einer allfälligen Unterlegung Werten.
  7. Nutzen Wozu sind die Coins gut – und ist das Projekt, das damit finanziert wird, überhaupt zu etwas nütze?
  8. Rückhalt in der Industrie Für die Etablierung einer Kryptowährung kann es entscheidend sein, ob grosse Unternehmen oder einflussreiche Investoren mit im Boot sind, und ob die digitalen Devisen über eine anerkannte Plattform gehandelt werden.
  9. Technologie Einer muss kein ETH-Abgänger sein, um die relevanten Fragen zu stellen. So die Folgenden: Gelangt eine erprobte Software zum Einsatz? Welche Sicherheit und Anonymität bietet der Code, und wiegen die Vorteile der Coin die Nachteile der Blockchain-Technologie (relativ langsame Transaktionen, hohe Energiekosten) auf?
  10. X-Faktor Welches sind die Risiken und Chancen, die Sie persönlich mit dem ICO in Verbindung bringen?

In jeder der zehn Kategorien kann ein ICO bis zu 10 Punkte erreichen (die Gewichtung kann auch variiert werden). Dann wird zusammengezählt – und fertig ist die Analyse. Auf diese Weise lässt sich relativ rational entscheiden, ob ein ICO, der insgesamt 75 Punkte holt, aber nur deren fünf punkto Sicherheit, wirklich das Geld wert ist.

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