Das Blockchainunternehmen Tezos hat in der Schweiz mit einem ICO Rekorde gebrochen. Doch nun liegen sich die Macher in den Haaren um ihre Millionen-Boni. Involviert ist auch Monetas-Chef Johann Gevers.

Vor rund zwei Monaten hat finews.ch über das unkonventionelle Vorhaben des US-Blockchainunternehmens Tezos berichtet. Dessen Gründer, das Ehepaar Arthur und Kathleen Breitman, haben über eine Schweizer Stiftung einen sogenannten ICO (Initial Coin Offering) durchgeführt, mit dem Plan, eine neue Kryptowährung namens «Tezzie» in den Umlauf zu bringen.

Der ICO war ein Rekord: Der Stiftung flossen 232 Millionen Dollar in Bargeld, Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu. Das Ehepaar Breitman sicherte sich aus der Stiftung einen Bonus von annähernd 20 Millionen Dollar.

Firmensitz in Delaware, Stiftungssitz in Zug

Der Tezos-ICO hat Zug, wo die Stiftung ansässig ist, als «Cryptovalley» endgültig auf die Landkarte gebracht – allerdings auch Fragen bezüglich der Regulierung solcher Transaktionen aufgeworfen.

Der Kniff mit der Stiftung: Tezos wollte das geistige Eigentum – also den Code für den «Tezzie» – vom Firmensitz im US-Staat Delaware zur Stiftung in die Schweiz transferieren. Nach dem ICO wäre geplant gewesen, dass die Stiftung als Gegenleistung die Firma der Breitmans kauft.

Drei Monate operativ, bevor der Bonus ausbezahlt wird

Die Breitmans hatten dabei Johann Gevers (Bild) als Präsidenten ihrer Schweizer Stiftung gewinnen können. Der Südafrikaner ist eine der führenden Figuren im Zuger Cryptovalley und bekannt als CEO von Monetas, einer auf der Blockchain basierenden Transaktionsplattform mit ihrer eigenen, gleichnamigen Kryptowährung.

Johann GeversDie ICO-Bedingungen hatten vorgesehen, dass nach dem Fundraising die Tezos-Blockchain drei Monate lang operativ sein müsse, bevor die Breitmans ihren Bonus von 20 Millionen Dollar kassieren würden. Diese Regeln hatten die Breitmans selber aufgestellt und dabei gezielt das Schweizer Stiftungsrecht genutzt. Dieses hätte es theoretisch erlaubt, die Millionen an Aufsicht und Regulatoren vorbei aus der Schweiz abzuziehen.

Um eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, haben die Breitmans in der Stiftung keine Funktionen inne. Neben Gevers sitzen Diego Pons, ein IT-Wissenschafter und Unternehmer, sowie der deutsche Anwalt Guido Schmitz-Krummacher, der bereits ICO-Erfahrung mitbrachte, im Stiftungsrat.

Breitmans wollen Gevers loswerden

Soweit die Vorgeschichte. Nun haben verschiedene Medien über einen heftigen Streit zwischen den Breitmans und Stiftungspräsident Gevers berichtet. Das französisch-amerikanische Ehepaar möchte den Südafrikaner loswerden und mehr Kontrolle über die Stiftung erlangen.

Gevers ist zwar laut den Breitmans suspendiert. Er weigert sich jedoch, abzutreten und beschuldigt die Breitmans, sie würden sich über das Schweizer Stiftungsrecht hinwegsetzen wollen, indem sie durch ihren erzwungenen Einfluss die Unabhängigkeit der Tezos-Stiftung korrumpieren.

Die Anwälte sind in Stellung

Im Konflikt bleiben sich die Akteure mit gegenseitigen Anwürfen nichts schuldig. Gevers, so behaupten die Breitmans, habe sich selber einen Bonus aus den ICO-Einnahmen auszahlen wollen. Zudem habe er seinen Stiftungsratskollegen Pons und Schmitz-Krummenacher falsche Angaben zur Höhe der geplanten Auszahlung gemacht.

Während die die Parteien ihre Anwälte längst in Stellung gebracht haben, nutzten die Breitmans auch öffentliche Kanäle, um Gevers anzuschwärzen. Dieser war für finews.ch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Wäscheliste von Lügen?

Der Nachrichtenagentur «Reuters» sagte Gevers jedoch, er werde nicht zurücktreten. «Arthur (Breitman) betreibt Rufmord, was er schon mit vielen anderen vor mir getan hat. Die 46 Seiten langen Vorwürfe an ihn seien nicht anderes als «eine lange Wäscheliste mit irreführenden Behauptungen und platten Lügen». Die Breitmans planten einen illegalen Coup.

«Reuters» schrieb zudem, Tezos habe im Vorfeld des ICO eine PR-Agentur benutzt, welche eine Anzahl von Firmen nannte, welche die Tezos-Technologie bereits einsetzten. Diese Angaben, zur Werbung für den ICO verbreitet,  haben sich als übertrieben und falsch erwiesen.

Inzwischen 400 Millionen Dollar

Die vom Tezos-ICO eingenommenen 232 Millionen Dollar sind inzwischen 400 Millionen Dollar wert, dank markanter Kurssteigerungen des Bitcoin und anderer Kryptowährungen.

Doch hat das Blockchain-Projekt seit letztem Juli praktisch keine Fortschritte gemacht. Der Konflikt lässt offen, wann der erste «Tezzie» ausgegeben wird. Die Breitmans haben nun auf den Februar 2018 vertröstet, bis die Technologie wirklich operativ wird.

Mit dem Streit tut sich niemand ein Gefallen

Allerdings sei auch dies nur eine Prognose. Geplant ist ausserdem, dass die Stiftung eine weitere Tochtergesellschaft gründen wird, in welcher die Breitmans vertreten sein werden. Ausserdem versprachen sie, die Projektentwicklung zu beschleunigen.

Der Krypto-Gemeinde und ihren Investoren, der Schweiz und auch dem Standort «Cryptovalley» tun die Tezos-Akteure mit ihrem Streit um das liebe Geld keinen Gefallen.

Wo ist das Geld?

Denn es steht völlig in den Sternen, ob die Tezos-Investoren für ihre 400 Millionen Dollar irgendwann eine Gegenleistung in Form von «Tezzies» erhalten werden. Unklar ist auch, wo sich die beim ICO eingenommenen Dollars und Bitcoins befinden. 

Juristisch gesehen werden die Mittel von der Stiftung kontrollier. Im Normalfall wären sie wohl auch einem Bankkonto gesichert.

Was macht die Stiftungsaufsicht, was die Finma?

Doch handelt es sich hier auch um Bitcoin, eine virtuelle Währung. Gevers sagte zu «Reuters», die beim ICO eingenommenen Bitcoin und Ether seien in mehrere digitalen Safes gesichert. Er habe damit begonnen, die Kryptowährungen in Dollar umzutauschen, rund 10 Millionen Dollar pro Woche.

Der Streit hat nun aber die Eidgenössische Stiftungsaufsicht auf den Plan gerufen. Sie stehe bezüglich Tezos in Kontakt mit der Finma, hiess es. Die Finma, die vor Monatsfrist Untersuchungen gegen eine Anzahl von in der Schweiz durchgeführten ICOs gestartet hat, kommentierte den Fall Tezos nicht.

Reagiert hat aber die Tezos-Gemeinde: Der Future auf den «Tezzie» rasselte 75 Prozent in die Tiefe.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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