Das erste Mal in neun Jahren präsentiert die Zürcher Privatbank ein Jahresergebnis ohne den umtriebigen Boris Collardi an der Spitze. Das sind die Zahlen, die er hinterlässt.

Die Bilanzmedienkonferenz für das Geschäftsjahr ist der erste grosse Auftritt für Bernhard Hodler, der neue CEO der Zürcher Privatbank Julius Bär. Doch die Ergebnisse, die er präsentiert, stammen noch aus der Ära Boris Collardi. Der 2009 als Bär-Chef angetretene und heute 43-jährige Romand hat das Institut letzten November Knall auf Fall verlassen und wurde Partner bei der Genfer Konkurrentin-Pictet.

Sein Vermächtnis lässt sich sehen – obschon das Jahr 2017 teils hinter den Markterwartungen zurückgeblieben ist. Der adjustierte Konzerngewinn der Gruppe verbesserte sich um 14 Prozent auf 806 Millionen Franken, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Die Konsens-Schätzung für die Kennzahl lag gemäss der Agentur «AWP» bei 821 Millionen Franken.

Umklassifizierung kostet Wachstum

Ebenfalls hinter den erwarteten 398 Milliarden Franken zurück geblieben sind die verwaltete Vermögen mit 388 Milliarden Franken, was einem Anstieg von immerhin 16 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht. Die verwalteten Vermögen wurden durch eine Umklassifizierung von 6 Milliarden Franken zu den Custody-Vermögen per Jahresende beeinträchtigt, eine Folge der abgeschlossenen Einführung der neuen Kundenberatungsmodelle in der Schweiz und in Kontinentaleuropa, wie es weiter hiess.

Das Netto-Neugeld kam mit mehr als 22 Milliarden Franken oder plus 6,6 Prozent über dem Zielbereich des Unternehmens von 4 bis 6 Prozent zu liegen.

Zückerchen für die Aktionäre

Collardi kann trotzdem für seine Zeit als CEO bei Julius Bär in Anspruch nehmen, die Privatbank entscheidend nach vorne gebracht und die verwalteten Vermögen mehr als verdoppelt zu haben. Als Gesellenstück Collardis gilt die Übernahme von Merrill Lynch Wealth Management, welche im Jahr 2015 vollständig vollzogen war. Diese brachte rund 60 Milliarden Franken zusätzliche Kundengelder, was Julius Bär zu einer globalen Positionierung verhalf und insbesondere in Europa, Südamerika und auch in Indien die Marktposition der «Bären» erheblich stärkte.

Die durch Collardis Abgang verschreckten Bär-Aktionäre erhalten nun ein Zückerchen. Der Verwaltungsrat beabsichtigt, der Generalversammlung vom 11. April eine ordentliche Dividende von 1.40 Franken pro Aktie vorzuschlagen. Dies entspricht der vierten Erhöhung in Folge und einer Verbesserung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die Bank festhielt. Vorbehaltlich der Zustimmung an der Generalversammlung soll die Dividende aus den Kapital-Reserven bezahlt werden.

Eigenkapital gestärkt

Dies kann sich die Bank offensichtlich leisten, konnte doch 2017 die Bilanz weiter gestärkt werden. Die vollständig angewendete Kernkapital-Quote nach BIZ-Regeln verbesserte sich von 10,6 auf 13,5 Prozent, die vollständig angewendete Gesamtkapitalquote von 16,4 auf 21,2 Prozent. Damit liegen die Quoten laut Mitteilung deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen und den eigenen Kapital-Untergrenzen der Gruppe.

Noch nicht gelöst ist das Kostenproblem: Der adjustierte Geschäftsaufwand stieg auf 2,2 Milliarden Franken, was unter Ausklammerung von Sondereffekten eine Zunahmen von 9 Prozent bedeutet. Mit einer Zunahme von 12 Prozent (ohne Sondereffekte) erwiesen sich die Ausgaben fürs Personal einmal mehr als Hauptposten.

Mehr als 260 Stellen geschaffen

Die Bank hat letztes Jahr nochmals 266 Vollzeitstellen geschaffen, was einem Anstieg um 4 Prozent auf 6'292 Vollzeitstellen gleichkommt. Nach den erheblichen Investitionen in die Rekrutierung von Kundenberatern im Jahr 2016 lag der Fokus 2017 weniger auf Neueinstellungen als auf der Verbesserung der Qualität und der Kompetenzen der Mitarbeitenden mit Kundenkontakt, wie Julius Bär festhielt.

(folgt mehr)

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.77%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.09%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel