Die steile akademische Karriere als Finanzprofessorin brachte sie schon früh auf den Radar von Schweizer Instituten. Ihre Laufbahn findet nun bei der grössten französischen Bank eine Fortsetzung.

Frauen in der Schweizer Hochfinanz sind auch im 21. Jahrhundert massiv untervertreten. Im Top-Management und in den Verwaltungsräten der grossen Schweizer Finanzinstitute leuchten Namen wie Isabelle Romy, Beatrice Weder di Mauro (beide UBS-Verwaltungsrat), Iris Bohnet (Credit Suisse) oder Monica Mächler (Zurich, GAM) weiterhin relativ einsam in der den von Männern dominierten Gremien.

Zu den weiblichen Lichtgestalten gehört sicher auch Rajna Gibson Brandon, die diesen Frühling nach 18 Jahren im Verwaltungsrat des Rückversicherers Swiss Re ihren Rücktritt gegeben hat.

Mit 28 Jahren die erste Professur

Die 55-Jährige gilt aufgrund ihrer akademischen Meriten als «Finanzwunder», bereits im jungen alter von 28 Jahren hatte sie in Lausanne ihre erste Professur im Bereich Finanzen erhalten. Ihre Spezialitäten liegen in den Bereichen Asset Pricing, experimentelle Finanzierung, Corporate Governance und nachhaltige Finanzierung.

Nun hat sie die französische Grossbank BNP Paribas in den Verwaltungsrat geholt. Ihre Wahl soll an der nächsten Generalversammlung bestätigt werden, wie das grösste Finanzinstitut im Nachbarland mitteilte. Sie ersetzt Laurence Parisot, die in einen operativen Job bei der Citigroup wechselt. Gibson Brandon wird die sechste Frau im zwölfköpfigen BNP-Paribas-Gremium.

Mitglied der damaligen EBK

Gibson Brandon darf als Ausnahmeerscheinung tituliert werden. Ihre steile akademische Karriere erweckte früh die Aufmerksamkeit der «Praktiker» in der Finanzbranche. 1997 wurde sie das damals jüngste Mitglied der Eidgenössischen Bankenkommission (die heutige Finma), wo sie bis 2004 tätig war. Swiss Re holte sie im Jahr 2000 in den Verwaltungsrat.

Die mit einem Amerikaner verheiratete Genferin ist aber keine Ämter-Sammlerin. Ihre Leidenschaft gilt der Forschung. Und dem Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis, ist sie doch Präsidentin des Wissenschaftlichen Ausschusses der AZEK sowie Verwaltungratsmitglied der Natixis Foundation for Quantitative Research, einer Einrichtung des französischen Asset Managers zur Förderung von Forschung und Innovation.

Starkes Wirken auf dem Genfer Finanzplatz

Gibson Brandon lehrte zwar auch an der Universität Zürich im Bereich Finanzen, doch hat sich ihr Wirken am stärksten in Genf gezeigt, wo sie an der Universität seit 2008 Professorin für Finanzen ist. Kurz nach ihrem Start dort gründete sie das Geneva Finance Research Institute, das sich auf zwei Forschungsgebiete konzentriert: Portfolio Management sowie Finanzen und Gesellschaft. 2016 gab sie die Leitung des Institutes ab, übernahm dafür aber das Direktorium des Geneva Institute of Wealth Management.

Sie habe die akademische Laufbahn bewusst gesucht, sagte Gibson Brandon einst. In der Forschung habe sie Zeit zum Denken und zum Entwickeln von Modellen, die sich in der Praxis bewähren. Das wird sich nun bei BNP Paribas zeigen.

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