Wie würde die Antwort denn erfolgen? Welche Behörde könnte und müsste reagieren?

Ich wüsste nicht, wie eine Nationalbank oder eine Finma eine Übernahme verhindern könnten. Wir haben keine gesetzliche Grundlage, um solche Übernahmen zu verhindern. Dies könnte nur durch einen dringlichen Bundesbeschluss geschehen, wie wir es auch schon erlebt haben. Der Bundesrat müsste einen solchen beschliessen und später vom Parlament absegnen lassen. Einen anderen Weg gibt es nicht, da wir uns zur freien Marktwirtschaft bekennen.

Es sind ja schon verschiedentlich Schweizer Firmen von Chinesen übernommen worden. In Frankreich beispielsweise gibt es ein Gesetz, auf dessen Basis der Verkauf einer Firma ins Ausland aufgrund ihrer strategischen Wichtigkeit für das Land verhindert werden kann.

Sollte die Schweiz eine solche Regelung einführen?

Ich denke schon, dass wir uns überlegen sollten, ein solches Gesetz zu erlassen, und es gab hierzu ja auch schon Bestrebungen von politischer Seite. Wenn eine Firma aus einem kleinen Land wie der Schweiz eine Firma im Ausland übernimmt, ist es etwas Anderes, als wenn eine Firma aus einem grossen Land wie China oder den USA eine Schweizer Firma übernimmt.

Warum?

Wegen der politischen Macht dieser Länder. Mit den USA haben wir dies zur Genüge erlebt.

Müsste eine solche gesetzliche Regelung in einen Zusammenhang mit der Frage der Systemrelevanz gestellt werden?

In der Industrie sprechen wir nicht von Systemrelevanz, bei Banken aber schon. Unsere Industrie ist auf Banken angewiesen, die international eine Rolle spielen. Es geht ja nicht nur um das Vermögensverwaltungsgeschäft, sondern auch um Kredite, die an Firmen in der Schweiz vergeben werden. Diese Dienstleistung muss sichergestellt werden.

Wäre es ein gangbarer Weg, dass man vorschreibt, das Schweizer Geschäft im Übernahmefall abzuspalten und dafür den Rest freigibt?

Dies wäre theoretisch möglich, aber Sie müssen bedenken, dass auch das Schweizer Geschäft ein internationales Geschäft ist. Man kann dies nicht scharf trennen, zumindest in der Vermögensverwaltung. Die beiden Banken haben übrigens schon eine so ausgerichtete rechtliche Struktur – aber man muss sich bewusst sein, dass dies eine Fata Morgana ist.

«Wir sind zweifelsohne eines der wenigen Länder, das die reine Lehre pflegt»

Wenn beispielsweise die UBS in den USA ein Problem mit ihrer Investmentbank hätte und dort vor dem Untergang stünde, muss man nicht glauben, dass die USA nicht auf den UBS-Konzern zurückgreifen würden – dies ist blauäugig. Wenn es ernst wird, hält diese Trennung nicht stand.

Wenn die Schweiz ein Gesetz erlassen würde, um Übernahmen aus dem Ausland zu verhindern, wäre dies ja ein Eingriff in die freie Marktwirtschaft…

Nur in unserem Verständnis. Wir sind eines der wenigen Länder, die die reine Lehre pflegen und sich danach richten. Die meisten Länder hingegen kennen dies so nicht. Dort stehen immer die nationalen Interessen im Vordergrund, und gerade die Chinesen agieren primär aus nationalen Interessen. Wenn eine chinesische Bank eine schweizerische schluckt, ist dies pure Politik.

Hat denn ein Gesetz, das eine Übernahme aus dem Ausland untersagt, nicht eine negative Auswirkung auf den Aktienpreis der betroffenen Firmen?

Wenn der Bund auf ordentlichem Weg ein solches Gesetz beschliesst, würde man das kaum spüren, weil man ähnliche Regeln auch im Ausland kennt.

«Es ist nicht attraktiv, eine Bankaktie zu kaufen»

Aber wenn man mittels dringlichem Bundesbeschluss handeln müsste, würde die Aktie natürlich abstürzen. Aber dies wäre kurzfristig nicht tragisch. Man muss ja auch noch das Geschäft anschauen: Das Problem ist schlicht so, dass die Banken nicht genug verdienen.

Inwiefern?

Ich mache mir immer einen Sport daraus, die «Cost-Income-Ratio» der Banken zu analysieren, also das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Es ist verheerend! Dieses dümpelt schon seit mehr als zehn Jahren bei einem Verhältnis meist über 80 Prozent vor sich hin. Früher hatten die Grossbanken eine «Ratio» von oft unter 50 Prozent! Deshalb ist es auch nicht attraktiv, eine Bankaktie zu kaufen.

«Die Zeiten, als die Banken Geld wie Heu verdienten, sind endgültig vorbei»

Die Aktien werden so lange nicht steigen, bis die Profitabilität sich nicht verbessert hat. Dafür ist aber heute auch die Umwelt nicht besonders günstig, denken wir etwa an die Negativzinsen. Hinzu kommen die dauernden, rechtlichen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt. Man muss nicht glauben, dass der französische Fall der letzte sein wird. Danach kommt wieder ein Neuer.

Ihre Erwartungen an die Grossbanken sind also eher gering im Moment?

Es kann immer mal ein besseres Quartal oder sogar Jahr kommen – ich sehe dies in der longue durée. Die Zeiten, als die Banken Geld wie Heu verdienten, sind vorbei.

Was müssten die Banken Ihres Erachtens tun?

Sie müssten die Strukturen verändern. Das fängt beispielsweise bei den teilweise unanständigen Bonuszahlungen an, wobei man immer nur vom Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung spricht. Aber es gibt buchstäblich Tausende von sogenannten «Managing Directors», die Unsummen verdienen, eine Inflation von Managern, die keine echten Führungsfunktion ausüben.

Früher hat ein Direktor oft Hunderte von Leuten geführt. Diese Milliarden könnte man einsparen. Gut zahlen sollte man nicht beim Sonnenschein, sondern wenn es stürmt, wenn die Zeiten schwierig sind.


Robert U. Vogler war Mediensprecher der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG, heute UBS), danach Leiter Historical Research und bis 2009 Senior Politicial Analyst bei Public Policy der UBS. Heute arbeitet er als unabhängiger Historiker und publiziert periodisch auf finews.ch.

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