Stuttgart ist Deutschlands drittreichste Stadt. Der Private-Banking-Markt in der Region ist in Bewegung. Gewinner sind angeblich Julius Bär und die Bank Berenberg.

Während die Credit Suisse in Deutschland derzeit enormen Pressionen ausgesetzt ist und auch die Schweiz wegen der Steuerthematik regelmässig gebrandmarkt wird, sind einige Schweizer Banken im nördlichen Nachbarland trotzdem erfolgreich am Werk.

Vor allem Stuttgart entpuppt sich dabei als Eldorado, wo einiges in Bewegung ist. Wie finews.ch hinter vorgehaltener Hand erfuhr, geht es vor allem Julius Bär «bei den Schwaben» prächtig. Die Zürcher Bank soll eine ganze Reihe von zusätzlichen Kundenberatern suchen. Der Grund dafür: ein starkes Wachstum der verwalteten Vermögen.

Niemand lässt sich in die Karten schauen

Bei der Bank in Zürich gibt man sich diesbezüglich verschlossen. «Wir kommentieren weder die Entwicklung der verwalteten Vermögen noch die des Personals an einzelnen Standorten», sagt ein Mediensprecher. Die, die es also wissen, lassen sich nicht in die Karten schauen. Das gilt auch für andere Institute in Suttgart.

Wie es vor Ort aber heisst, liefere Julius-Bär-Niederlassungsleiter Björn Seemann seit einigen Jahren hervorragende Ergebnisse. Zudem sei in diesem Jahr ein weiterer Mitarbeiter von der UBS abgeworben worden.

Tendenziell hätten in jüngster Zeit sogar mehrere UBS-Berater die Bank verlassen und dabei zur Commerzbank, zur Hypovereinsbank sowie eben zu Julius Bär gewechselt. Ist der Standort Stuttgart für die UBS nun in Gefahr, fragt sich manchereins in der Branche? Wohl kaum.

Reiche Schwaben im Speckgürtel

Tatsache ist, dass Stuttgart ein interessanter Markt für Private Banking ist. Die Metropole belegt auf der Rangliste der reichsten deutschen Städte den 3. Platz hinter Hamburg und München. Das jährliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen beträgt etwas mehr als 22'000 Euro.

Auch der «Speckgürtel» und das Umland sind attraktiv: Weltkonzerne wie Audi, Daimler oder Porsche befinden sich in der Gegend. KMUs, die zu einem grossen Teil in Familienbesitz sind, florieren im Bundesland Baden-Württemberg ebnfalls. Mit anderen Worten: Ein hervorragendes Jagdrevier für (Schweizer) Private-Banker.

Private Wealth der Deutschen Bank dominiert

Allerdings sind es zunächst einmal zwei einheimische Institute, die in der Gegend dominieren: die Deutsche Bank mit ihrer Abteilung Private Wealth Management sowie die BW Bank, wie eine Untersuchung der Stephan Unternehmens- und Personalberatung GmbH ergeben hat. Die Berater haben 1'080 Personen aus der Branche befragt.

Die beiden Institute werden denn auch als die eigentlichen Gewinner angesehen, gemessen an den Neugeldzuflüssen in jüngster Zeit. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Deutsche Bank konnte es sich im Private Wealth Management sogar leisten, mehrere Mitarbeiter im Rahmen der Übernahme von Sal. Oppenheim freizustellen, wie es in der Branche heisst.  Ob sich vor diesem Hintergrund der Standort Stuttgart von Sal. Oppenheim inskünftig halten lässt, ist daher alles andere als sicher.

Private-Banking-Markt in Bewegung

Gut schlägt sich nach Auskunft von Branchenkennern in Stuttgart auch das deutsche Bankhaus Berenberg, während die Credit Suisse wohl mit Mittelabflüssen zu kämpfen habe; nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten Razzien in sämtlichen Filialen der CS in Deutschland.

Obendrein soll die Schweizer Grossbank seit geraumer Zeit nach einem lokalen Leiter Ausschau halten, nachdem der ehemalige Chef zu einem Mitbewerber wechselte.

Tatsächlich ist der deutsche Private-Banking-Markt spürbaren Veränderungen ausgesetzt, seit die Finanzkrise die Anleger tüchtig durchgeschüttelt hat. Im vergangenen Jahr sei das Geschäft in Deutschland um etwa 40 Prozent eingebrochen, verglichen mit den goldenen Zeiten vor der Krise, hat eine Analyse der Strategieberatung Booz & Company ergeben.

Gewinner sind die Kleinen

Für viele Private-Banker war 2009 das schlimmste Jahr seit je. Die Verwerfung hätten zu einer markanten Verschiebung der Marktanteile zwischen den Anbietern geführt, heisst es weiter.

Verlierer im Vermögensverwaltungsgeschäft seien vor allem grössere Institute und Universalbanken, während die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie die klassischen Privatbanken tendenziell besser abschnitten. Wobei festuzhalten ist, dass die Kleinen eher von der Schwäche der Grossen als auf Grund ihrer eigenen Leistung profitiert hätten, erklären Branchenkenner.

Top-Shot soll's richten

Das ist Ansporn genug für manche Schweizer Vermögensverwaltungsbanken, jetzt aus eigener Kraft einen Gang höher zu schalten. «Deutschland bildet zusammen mit Italien den Kern unseres Europageschäfts», sagte denn auch der CEO von Julius Bär, Boris Collardi, unlängst an der Halbjahreskonferenz in Zürich.

«Wir streben in Deutschland mittelfristig an, profitabel zu sein und wollen dafür die kritische Grösse auch über Akquisitionen oder organisch erreichen», erklärte Collardi.

Für den deutschen Markt hat die Bank Anfang Juli Heiko Schlag verpflichtet. Er soll ab Januar 2011 die Leitung des Private Banking Geschäfts in Deutschland übernehmen, wie finews.ch bereits berichtet hat.

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