Zwei von drei Führungskräften im Schweizer Finanzsektor hoffen 2020 auf einen höheren Bonus, besagt eine neue Studie. Das zeigt, wo die Prioritäten der Kader liegen.

Da mag alles von gesünderem Leben, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit reden – an den Prioritäten der Aufsteiger in der Schweizer Finanzbranche ändert das wenig. Das geht aus einer neuen Studie des Personalvermittlers Robert Walters hervor, der dazu 2019 über diverse Sektoren hinweg 300 Führungskräfte in der Schweiz befragte.

Interessante Arbeit weniger wichtig

Fast alle Befragten im Bereich Banken und Finanzdienstleistungen – ganze 96 Prozent – gaben dort an, dass sie Gehalt und Sondervergütungen als Faktor betrachten, der die Abeitszufriedenheit unterstützt. Erst mit einigem Abstand folgen eine gute Work-Life-Balance (89 Prozent), eine interessante Arbeit (85 Prozent) sowie die Aussicht auf Status mit 81 Prozent der Antworten (siehe Grafik unten).

Damit zementiert sich das Klischee des Vielverdiener-Sektors. Im Schnitt ging nämlich aus den Befragungen über mehrere Branchen hervor, dass die Ausgewogenheit von Arbeit und Freizeit mit 53 Prozent am wichtigsten ist, deutlich vor dem Gehalt mit 38 Prozent. Die Umfrageteilnehmer gewichteten im Durchschnitt auch einen spannenden Job höher als den reinen Verdienst.

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Meister im Verdrängen?

Anders im Finanzwesen. Dort hoffen jetzt 77 Prozent der befragten Finanzkader auf noch mehr Zufriedenheit – sprich Geld – in diesem Jahr. Sie sehen ihren Bonus steigen, während immerhin jeder und jede zweite noch mit einem höheren Fixlohn rechnet. Dies steht in einem deutlichen Gegensatz zum Zustand des Sektors: Gerade im Banking sind die Margen unter Druck, wie sich jüngst auch am Resultat der grössten Bank des Landes, der UBS, zeigte.

Derweil sind die Personalausgaben zumeist der grösste Posten im Banking. Es liegt also auf der Hand, dass eine Korrektur der Lohnkosten und der Beschäftigtenzahl die Budgets der Institute wesentlich entlasten würde. Doch das wird trotz Kündigungswelle im restlichen Europa, wo der Abbau von rund 70'000 Bankjobs angekündigt worden ist, offensichtlich verdrängt.

Sessel wenig in Gefahr

Und das nicht mal ganz zu unrecht: Die durchschnittliche Verweildauer beim Unternehmen beträgt Robert Walters zufolge in der hiesigen Finanzbranche 2,4 Jahre – das ist wesentlich länger als bei allen anderen untersuchten Sektoren.

Besonders sicher ist der Finanz-Job in der Compliance und der Risikoanalyse, wo die meisten Stellen ausgeschrieben und auch hochbezahlt sind (siehe Grafik unten). Grosszügig vergütetet werden auch Headquarter-Aufgaben – in der Analyse fehlen allerdings die oft extrem gut gehalten Kundenberater. Hier sind laut Insidern Spitzensaläre bis zu 2 Millionen Franken möglich.

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