Ein Investmentbanker übernimmt bei Barclays das Zepter. Auch in der Schweiz leiten Investmentbanker die Grossbanken. Was machen sie besser?

Das Sagen in der Hochfinanz haben heute eindeutig die Investmentbanker. Wohin man schaut, die meisten Chefposten sind mit Leuten besetzt, die den gleichen Background haben. Sie machten ihre Karriere im Investmentbanking.

CS-Chef Brady Dougan (Bild links) kam vom Bankers Trust zur Credit Suisse First Boston (CSFB), bevor er oberster Mann bei der zweitgrössten Schweizer Bank wurde; und auch UBS-CEO Oswald Grübel (Bild Mitte) absolvierte den Grossteil seiner Berufskarriere im Handel der CS, also ebenfalls in einer Abteilung, die zum Investmentbanking zählt.

Viele Gründe

Nicht anders bei Josef Ackermann, dem heutigen Chef der Deutschen Bank; er war bei der CS (ehemals Schweizerische Kreditanstalt) ebenfalls nicht in der Vermögensverwaltung tätig; und der am heissesten gehandelte Nachfolger an der Spitze der Deutschen Bank ist mit Anshu Jain ebenfalls ein Investmentbanker. Doch es geht weiter: Mit Bob Diamond (Bild rechts) an der Spitze von Barclays übernimmt nun ebenfalls ein Investmentbanker das Zepter.

Gründe für diese Tendenz gibt es viele: Das Investmentbanking ist global ausgerichtet, es verheisst im Idealfall sehr schnell, sehr hohe Erträge, was wiederum die Position des Verantwortlichen stützt und verbessert. Und wer in der Welt gut vernetzt ist, hat einige Vorteile.

Bloss eine Wette

Gleichzeitig wirkt sich das Scheitern in dieser Sparte weniger dramatisch aus; man hat sich daran gewöhnt; Investmentbanker machen daraus auch keine Tragödie, sondern ziehen weiter zur nächsten Bank. Wer scheitert, scheitert in einem Deal, in einer Wette sozusagen.

Mit langjährigen Kundenbeziehungen hat das weniger zu tun als in der Vermögensverwaltung. In der Regel sind Investmentbanker auch näher am Markt – eine Sensibilität, die sich oftmals oder zumindest eine Zeit lang positiv auf den Aktienkurs der jeweiligen Bank auswirkt. Im Gegensatz dazu sind Private Banker zumeist weniger trading-orientiert, was durchaus normal ist.

Trends kamen aus New York und London

Trotzdem erstaunt es, dass selbst bei den beiden Schweizer Grossbanken keine Private Banker an der Spitze sind. Immerhin ist das Wealth Management die Kernkompetenz im Swiss Banking und nicht etwa das Investmentbanking.

Vielleicht mag es an der Ausrichtung der letzten zehn Jahre liegen, dass die Investmentbanker das Sagen haben; immerhin erlebten die grossen Finanzinstitute in dieser Zeit die totale Globalisierung, und sämtliche Entwicklungen und Tendenzen kamen aus New York und London, also aus den Hochburgen des Investmentbanking.

Paradigmenwechsel

Doch das könnte sich ändern. Denn die Wachstumsmärkte von morgen liegen in der östlichen Hemisphäre; und während das Investmentbanking immer mehr Regulatorien zu vergegenwärtigen hat und auf Grund seiner Volatilität sehr schwierig einzuschätzen ist, könnten die Private Banker mittelfristig durchaus an Terrain gewinnen. Mehr noch, wenn es zu einer allfälligen Aufspaltung der grossen Geldhäuser käme, nämlich in reine Private-Banking-Institute und in Investmentbanken.

So oder so zeichnet sich über kurz oder lang ein Wechsel an der Spitze der UBS ab. Denn Oswald Grübel wird diesen Job, das hat er selber mehrmals gesagt, nicht allzu lange machen, sondern sich, sobald die Bank irgendwie nachhaltig auf Erfolgskurs liegt, zurückziehen. Dann wären die Chancen für einen neuen Chef aus dem Private Banking durchaus gegeben.

Verschleisserscheinungen gross

Bei der Credit Suisse ist der aktuelle Chef mit Jahrgang 1959 zwar noch vergleichsweise jung, doch hat er diesen Posten seit nunmehr gut drei Jahren inne; wahrscheinlich sind es die drei härtesten Jahre überhaupt; sowohl für ihn als auch in der Finanzgeschichte der letzten 80 Jahre überhaupt. Die Verschleisserscheinungen sind gross.

Damit sollen keine neuen Spekulationen über einen Chefwechsel bei der CS angeheizt werden. Vielmehr geht es lediglich um die Überlegung, ob dereinst auch ein Private Banker den obersten operativen Chefposten bei der CS übernehmen könnte. Dannzumal könnte sich vielleicht auch das Swiss Private Banking weiterentwickelt und wieder stabilisiert haben; in neuen Geschäftsmodellen und neuen Wachstumsmärkten. Vielleicht ist dann die Zeit reif, für Private Bankers.

708 Dollar mit Grübel

In einer kürzlichen Erhebung hat das britische Branchenjournal «Financial News» untersucht, welche Investmentbankers entweder als CEO oder als Chairman die beste Aktienperformance hingekriegten. Dabei wurden zwölf Chefs beobachtet.

Am besten schnitt dabei Oswald Grübel ab, wie das Blatt feststellt. Wer im Januar 2003 100 Dollar in CS-Aktien investierte, diese im Mai 2007 verkaufte, als Grübel ging, und das Geld dann im Februar 2009 in UBS-Titel anlegte, würde heute 708 Dollar besitzen. Also rund das Doppelte von dem, was der Index europäischer Banken hergab, nämlich 393 Dollar.

Dougan schlägt Ackermann

Als schlechtester Performer gilt dagegen Vikram Pandit, der als Chef der Citigroup einen Aktienkurs-Einbruch von 89 Prozent verantworten musste, während der S&P 500 in der Vergleichsperiode 28 Prozent nachgab.

Verglichen mit dem Markt hielt sich auch Brady Dougan nicht schlecht, wenn gleich aber mit Verlust. Seit seinem Amtsantritt im Mai 2007 bis heute verlor die CS-Aktie 42 Prozent; damit schlug er allerdings den Markt um immerhin 19 Basispunkte.

Damit liegt er sogar gegenüber Josef Ackermann im Vorteil. Die Aktie der Deutschen Bank verlor seit Ackermanns Amtsantritt im Mai 2002 38 Prozent. Das ist «nur» 8 Basispunkte besser als der Markt.

Zeit noch nicht reif für Private Banker

Natürlich sind das alles Rechenspielereien, die nicht schlüssig alles über die Qualität eines CEOs aussagen; vielmehr sind diese Kursentwicklungen auch zahlreichen externen Faktoren (Krisen, Staatsbankrotte, etc.) ausgesetzt. Es lässt sich jedoch sagen, dass in den letzten Jahren die Investmentbanker das Sagen hatten und sich das wohl frühestens in ein paar Jahren ändern könnte.

 

 

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