Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz plädiert für Lohnobergrenzen im Investmentbanking. CS-Investmentbanker Marco Illy hält nichts davon.

Das Investmentbanking ist volkswirtschaftlich notwendig. Ohne diese Disziplin wäre der Finanzbedarf vieler Unternehmen nicht zu decken. Das der Konsens einer kürzlichen Podiumsdiskussion des Zürcher «Efficiency Club» zum Thema «Investmentbanking – aus Schaden klug geworden?»

Soweit herrschte Einigkeit bei der Podiumsdiskussion, an der Marco Illy, Chef des CS-Investmentbanking Schweiz, Pierin Vincenz, CEO der Raiffeisen-Gruppe, und Ex-UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer teilnahmen.

Mass halten ist wichtig

Die Position, dass Investmentbanken für die Volkswirtschaft dringend notwendig sind, vertrat mit Nachdruck auch Raiffeisen-CEO Pierin Vincent. Obwohl sich die Bedeutung dieser Branche nicht wegdiskutieren lasse, sei es aber notwendig, Mass zu halten und die Risiken zu minimieren. Darum sollten auch die Löhne begrenzt werden.

Vincenz vertrat die Auffassung, dass man im Investmentbanking eine Obergrenze für die Vergütung einführen müsste. Moderator Reto Lipp fragte Peter Kurer, warum er es früher als oberster Aufseher über die Investmentbanker der UBS nicht geschafft habe, die Saläre zu begrenzen. Es wäre doch einfach, mit einem «Gentlemen’s Agreement» zwischen der Handvoll Chefs anderer Grossbanken eine entsprechende Obergrenze zu definieren.

Bargeld-Anteil erhöhen

Kurer wies darauf hin, dass Absprachen aus Kartellgründen nicht möglich seien. CS-Banker Marco Illy erklärte, das international die Vergütungen sehr ähnlich seien. In der Schweiz würde ebenso gut bezahlt wie in London oder New York. «Die Engländer zahlen einfach mehr Steuern», bemerkte Illy.

Klar wurde aber, dass sich in den Boniprogrammen einiges ändern muss, um riskantes Verhalten zu minimieren. Die Anreizstrukturen müssten so umgebaut werden, dass sich langfristiges Handeln lohne. Peter Kurer sprach sich dafür aus, die Aktienprogramme in den Boni zurückzufahren und stattdessen den Anteil von Bargeld zu erhöhen.

Schuld war der Eigenhandel

Eine der wichtigsten Lehren aus der Finanzkrise: «Schuld war zum grossen Teil der Eigenhandel», sagte Peter Kurer. Der habe grosse Banken wie die Lehman Brothers ins Verderben gerissen. Deshalb sollten sich die Banken darauf beschränken, im Handel nur für ihre Kunden tätig zu sein. So könne das grösste Risiko vermieden werden.

«Ganz ohne Eigenhandel geht es aber nicht», sagte CS-Investmentbanker Illy. Im täglichen Geschäftsleben sei es notwendig für Kunden, bestimmte Positionen einzugehen. Früher sei es möglich gewesen, etwa bei Neuemissionen, noch voll auf den Markt zu setzen. Heute müsse die Bank aber Garantien abgeben, dass etwa Aktien oder Obligationen auch tatsächlich platziert werden könnten. «Dazu braucht es den Eigenhandel», sagte Marco Illy.

Vorwürfe aus dem Publikum

Aus dem Publikum mussten sich die Banker gegen den Vorwurf verteidigen, sie machten im gleichen Stil weiter, wie vor der Krise. Die Behauptung, der Eigenhandel sei zurückgefahren worden, entspräche nicht der Realität. Man habe diese Aktionen einfach von Europa nach Asien verlagert, um sie dort — vor den Augen der Öffentlichkeit besser geschützt — in Ruhe tätigen zu können.

Auf die Frage, ob man durch die Krise klüger geworden sei, meinte Kurer: «Klüger schon, aber noch lange nicht klug.» An einigen Stellschrauben sei gedreht worden. Es gäbe aber noch eine Reihe weiterer Themen die bearbeitet werden müssten, um eine solch gefährliche Krise in Zukunft zu verhindern, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben.

Mehr Eigenkapital

Entscheidend für die Zukunft der Banken, war nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer eine Erhöhung der Eigenkapitalquote. Die Vorgaben von Basel III bezeichnete Kurer für nicht ausreichend. Er plädierte dafür, die Eigenkapitalquote auf mindestens zehn Prozent zu steigern. Dazu müsse nicht unbedingt neues Kapital in voller Höhe aufgenommen werden.

Mit einer Reduktion der Risikospositionen in der Bilanz lasse sich eine solche Erhöhung der Eigenkapitalquote ebenfalls erreichen. Die von Moderator Reto Lipp genannte Zahl von 50 Milliarden Franken als Eigenkapital für die UBS bezeichnete Kurer für zu hoch. Wahrscheinlich komme man mit 25 bis 40 Milliarden Franken aus.

 

 

 

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