Die härteste Prüfung des Finanzsektors scheint an Bedeutung einzubüssen. Eine Hamburger Investmentbank legt bei ihren Nachwuchskräften fortan Gewicht auf eine massgeschneiderte Karriereentwicklung und den Aufbau von Kundenbeziehungen.

Viele Jahre war der Chartered Financial Analyst (CFA) das wichtigste Ausbildungsprogramm für Investmentprofis im Fondsmanagement und Aktienresearch. Der Titel galt als Auszeichnung für einen der härtesten Tests in der Finanzindustrie. Doch die Ausbildung zum Chartered Financial Analyst stösst nicht nur bei jungen Berufsleuten, sondern auch bei Investmenthäusern auf nachlassendes Interesse.

Ein Anzeichen dafür, dass die Popularität des CFA-Titels allmählich an Strahlkraft einbüsst, liefert dieser Tage ein deutsches Traditionshaus. So ist bei der Hamburger Privatbank Berenberg die bislang obligatorische Qualifikation zum Chartered Financial Analysten für ihre Nachwuchskräfte nun optional. Das Institut verfügt in der Londoner City über eine grosse Anzahl von Research-Analysten. Bislang verlangte die Investmentbank von ihren Analysten und Mitarbeitern, dass sie alle drei Stufen der CFA-Prüfungen bestanden, um die CFA-Charta zu erhalten.

Viel Aufwand

In einer von der Job-Börse «Efinancialcareers» eingesehenen E-Mail kommunizierte Laura Janssens den Mitarbeitern, dass die Bank nach «sorgfältiger Überlegung» entschieden habe, die Kombination aus eigenem Graduiertenprogramm und berufsbegleitendem Unterricht reiche aus, um «junge Kollegen in ihrer Karriere voranzubringen». Janssens ist Berenbergs Leiterin des Bereichs European Equities.

Ein Teil des Problems seien die über 300 Stunden Studium, die für jede CFA-Prüfung erforderlich seien, und die sinkende Erfolgsquote. «In Anbetracht des Umfangs des zusätzlichen Studiums, das für das Bestehen der CFA-Prüfungen erforderlich ist, haben wir mit Besorgnis den anhaltenden Druck auf die Erfolgsquoten für die Prüfung insgesamt zur Kenntnis genommen», erklärte Janssens.

Sie merkte an, dass die Bank entschieden habe, dass die Zeit der Nachwuchstalente besser für eine «massgeschneiderte Karriereentwicklung und den Aufbau von Beziehungen zu Kollegen und Kunden» genutzt werden sollte. Nachwuchskräfte, die die Prüfungen ablegen möchten, haben allerdings weiterhin die Möglichkeit dazu.

Deutlich weniger erfolgreiche Abschlüsse

Wie das CFA Institute am vergangenen Dienstag mitteilte, haben im August nur 40 Prozent der Kandidaten die Stufe II der Prüfung bestanden, verglichen mit 44 Prozent im Februar und 46 Prozent im November. Dies ist niedriger als die historischen Erfolgsquoten.

Sheila Ohlund, CEO der CFA Society Switzerland, will von einem Bedeutungsverlust der Ausbildung nichts wissen, wie finews.ch schon früher berichtete. «Die Examen haben nichts an Strenge eingebüsst», betonte sie im Frühsommer. Entsprechend seien sie in der Branche respektiert.

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