Die in den USA unter Zwangsverwaltung gestellte Silicon Valley Bank sponserte auch Decentriq in Zürich. Die  Softwarefirma, die mit hiesigen Grossbanken zusammenarbeitet, hat jedoch Glück im Unglück, wie finews.ch erfahren hat.

Decentriq ist im für Banken höchst spannenden Feld des Confidential Computing unterwegs: Die Software des Zürcher Startup verspricht, Daten nicht nur an ihren Speicherorten gegen Cyberangriffe zu schützen, sondern auch bei der Weitergabe und Verarbeitung. Ohne diesen Schutz wären zukunftsweisende Branchentrends wie Open Banking ein Hasardspiel sondergleichen.

Entsprechend sind die «sauberen» Datenräume des IT-Dienstleisterin im hiesigen Finanzwesen gefragt. Zu den Kunden zählen etwa die Grossbanken Credit Suisse (CS) und Postfinance, aber auch Grössen aus anderen Branchen mit sensiblen Daten wie der Telekom-Anbieter Swisscom oder die Schweizer Armee.

Darlehen von 5 Millionen Dollar

Freudig vermeldete Decentriq noch im vergangenen November, dass die Firma von der Silicon Valley Bank rund 5 Millionen Dollar an Wagniskapital erhalten hatte. «Wir sind sehr stolz auf das Vertrauen der Silicon Valley Bank und ihre Unterstützung bei der Verwirklichung unserer ehrgeizigen Ziele und unserer künftigen Wachstumspläne», hiess es in der Mitteilung zur Finanzierungsrunde.

Doch inzwischen geht der Name der einst renommierten Finanziererin des kalifornischen Tech-Mekka Silicon Valley um die Welt – und sorgt dafür, dass das Vertrauen ins Banking schwer erschüttert wird. Nicht zuletzt die Decentriq-Partnerin CS musste deswegen zum Wochenauftakt einen Kurssturz der eigenen Aktie hinnehmen. Die Silicon Valley Bank ist vergangene Woche unter Zwangsverwaltung gestellt worden und faktisch Pleite.

In der Regel bedeutet das auch, dass gesprochene Kredite nichts mehr wert sind – die Decentriq-Macher in der Schweiz müssten demnach ihre Wachstumspläne zurück in die Schublade stecken.

Dank Yeti gerettet

Doch die Zulieferin der hiesigen Finanzbranche hat offensichtlich Glück im Unglück. Denn der Vertrag zum Millionen-Darlehen wurde nicht mit der US-Bank, sondern mit deren britischer Tochterfirma abgeschlossen. Diese wurde über das vergangene Wochenende in einer atemberaubenden Übung von der britischen Grossbank HSBC übernommen – zum symbolischen Preis von 1 Pfund.

Die Aktion, die in Grossbritannien unter dem Codewort «Yeti» lief und von der britischen Notenbank Bank of England sowie Premierminister Rishi Sunak begleitet wurde, stimmt nun auch in der Schweiz hoffnungsvoll.

Alle Einlagen bei Schweizer Banken

«Wir sind optimistisch, dass mit der Übernahme von Silicon Valley Bank UK durch HSCB bald volle Klarheit herrscht. Wir glauben nicht, dass dies unsere Wachstumspläne negativ beeinflusst», sagt eine Sprecherin von Decentriq auf Anfrage. Nach eigenen Angaben hatte die Softwareschmiede auch keine Konti beim US-Institut. «Alle unsere Einlagen halten wir bei Schweizer Banken», so die Sprecherin weiter.

Dennoch schwingt bei Decentriq auch Erleichterung mit, dass der Untergang der Geldgeberin nun relativ glimpflich auszugehen verspricht. «Angesichts der ohnehin schwierigen Zeiten, in denen sich viele Tech-Firmen befinden, hätten sich ohne das Einspringen von HSBC für die grössere Startup-Community verheerende Auswirkungen ergeben können.» Bleibt zu hoffen, dass sich das gleiche bald für das US-Banking und damit das weltweite Finanzsystem feststellen lässt.

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