Livia Moretti hat die Zügel bei der schweizweit tätigen Bank CIC vergangenen Februar inmitten von Turbulenzen übernommen. Nach Jahren des ungestümen Wachstums stellt sie nun die Qualität beim Institut in den Vordergrund, sagt die Luxemburgerin zu finews.ch.

Der Turbulenzen bei der Bank CIC (Schweiz) scheinen in den am Mittwoch publizierten Zahlen nochmals nachzuhallen. Die schweizweit tätige Bank hat für das Jahr 2022 einen Gewinn von 26,2 Millionen Franken ausgewiesen – ein gutes Viertel weniger als im Vorjahr.

Am operativen Geschäft lag es nicht. Dort stieg der Ertrag um fast 9 Prozent auf 190,6 Millionen Franken, wobei das Kommissionsgeschäft mit einem Wachstum von 22,3 Prozent zum Vorjahr von allen Sparten das stärkste Wachstum zeigte. Ebenfalls hat die Bank im vergangenen Jahr neue Stellen geschaffen und die Eigenmittel gestärkt.

Zusätzliche Reserven

Der Rückschlag beim Verdienst ergibt sich beim Institut vielmehr aus der Bildung zusätzlicher Reserven und einer «vorsichtigen Rückstellungspolitik», so die Mitteilung.

Im Detail wurden die Risikovorsorge durch die Neubildung von Wertberichtigungen für Ausfallrisiken, durch Reserven für allgemeine Bankrisiken und durch die Erhöhung von freiem Delkredere gestärkt, wie es seitens der Bank heisst. Ausserdem seien erstmalig Rückstellungen für latente Ausfallrisiken vorgenommen worden. Dies in Einklang mit den Rückstellungsprinzipien des Mutterhauses, dem französischen Finanzkonzern Crédit Mutuel.

Volle Kooperation mit der Finma

Die in der Niederlassung in St.Gallen festgestellten Unregelmässigkeiten bei der Kreditvergabe würden mit 25 Millionen Franken hingegen lediglich 0,2 Prozent der Bilanzsumme betreffen, so die Bank weiter. Der finanzielle «Impact» sei dementsprechend minimal.

Über jene Unregelmässigkeiten hatte Anfang Jahr auch finews.ch berichtete. Das Geldhaus hatte wegen den Vorkommnissen in St.Gallen die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) eingeschaltet. In der Presse wurde gar über mögliche Strafverfahren spekuliert. Dazu will sich die vergangenen Februar neu berufene Bankchefin Livia Moretti auf Anfrage nun nicht äussern.

Nur so viel sagt sie zu den Turbulenzen, welche die Schliessung der nämlichen St.Galler Ostschweizer Filiale nach sich zogen: «Der Verwaltungsrat hat proaktiv alle erforderlichen Massnahmen ergriffen und die Finma umgehend informiert. Wir arbeiten reibungslos, transparent und in voller Kooperation mit der Aufsicht zusammen bei allen Fragen, die sie uns in dieser Angelegenheit stellt.»

Chef musste gehen

Der CIC-Verwaltungsrat, der sich nach diversen Abgängen ebenfalls neu konstituieren muss, hatte im vergangenen Dezember den damaligen CEO Thomas Müller entlassen; als Grund für die Trennung führte Verwaltungsrats-Präsident Eric Charpentier damals unterschiedliche Sichtweisen in Bezug auf die strategische Ausrichtung der Bank an. Auch weitere hochrangige Angestellte mussten gehen. Die Anfang Jahr eingewechselten Managerin Moretti will nun nichts weniger, als die Bank neu zu erfinden.

Gemeint ist mit diesem «Neuerfindungsmodus» eine strategische Überprüfung, die sich laut der Chefin auf die Stärken in der Schweiz sowie auf Synergien mit Crédit Mutuel konzentriert. «Diese Synergien bieten ein enormes Potenzial, aus welchem die Bank nach Abschluss der strategischen Überlegungen am Jahresende ab 2024 schöpfen kann», so Moretti.

Filiale wird Ende Jahr geschlossen

Ihr persönlich sei vor allem die Rolle der Bank als Unterstützer von Unternehmen, Unternehmern und Führungskräften sehr wichtig, sagt die Chefin der Bank, die derzeit rund 440 Mitarbeitende am Hauptsitz Basel, in Freiburg, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern, Neuenburg, Sitten und Zürich beschäftigt. Die St.Galler Filiale wird per Ende Jahr geschlossen.

Für die Bank CIC gebe es in der Schweiz einen Platz im Markt, der dank Teams, die über das entsprechende Knowhow verfügten und sich auf eine Tradition innerhalb der Gruppe stützen können, eingenommen werden kann. «Es ist wichtig, ein gutes Produkt zu haben, aber wir können den Unterschied zu anderen Marktteilnehmern in der Servicequalität machen. Das ist es, was eine Boutique von einem Einkaufszentrum unterscheidet», sagt Moretti.

Bis im Herbst Management komplettiert

Gute Produkte, Service: Nachdem die Bank CIC in den vergangenen Jahren durch rasantes Wachstum aufgefallen war, unterstreicht die neue Chefin nun das Streben nach Qualität. «Ich setze vor allem auf Qualität, über die blosse Quantität hinaus, sowohl bei den von unserer Bank betreuten Kundinnen und Kunden, als auch bei den Dienstleistungen, die dieser Kundschaft geboten werden.» Das Mutterhaus Crédit Mutuel, ein nicht an der Börse kotierter genossenschaftlicher Konzern, ermögliche es, über die kurzfristige Rendite hinauszublicken. Die Überlegungen und Ziele des Unternehmens seien deshalb langfristig ausgerichtet, versichert die CEO.

Kurzfristig muss das Institut jedoch bemüht sein, die Lücken in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat zu füllen. Unlängst wurde bei der Bank CIC der langjährige Matthias Kälin zum neuen operationellen Leiter (COO) befördert. Moretti will nun bis spätestens im Herbst alle neuen Mitglieder der Geschäftsleitung ernennen. «Ich persönlich habe weiterhin ein offenes Ohr für die Initiativen unserer Mitarbeitenden und versuche, diejenigen zu fördern, die es verdient haben», sagt sie. Auch für die zwei Vakanzen im Verwaltungsrat sei die Rekrutierung in Gange.

Referenzen für das Bankwesen

Die Luxemburgerin fühlt sich dabei nicht fremd bei der schweizweit tätige Bank. Es gebe viele Parallelen zwischen den beiden Finanzplätzen und den beiden Ländern, sagt Moretti. Luxemburg wie die Schweiz seien international ausgerichtet. Das mache sie zu Referenzen bei der Umsetzung von Best Practice im Bankwesen. «Dank meiner früheren Erfahrungen hatte ich die Gelegenheit, mit multikulturellen und mehrsprachigen Teams zu arbeiten, die sich aus Menschen aus verschiedenen Ländern zusammensetzten. Bei all ihrer Vielfalt vereint die Schweiz die gleichen Zutaten», ist sich die Bankerin sicher.

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