Die Integration der Marktführerin im Schweizer Firmenkundengeschäft bietet Einstiegschancen für andere Banken. Doch die potenziellen Erben der Credit Suisse sind mit einem schwierigeren Umfeld konfrontiert, wie neue Analysen zeigen.

Sergio Ermotti will zwar die Marktanteile seiner Bank wie auch der übernommenen Credit Suisse (CS) halten. Doch er macht sich nichts vor: «Es gibt viel Bewegung bei den Kunden, einige gehen, andere kommen», konstatierte der CEO der kombinierten UBS an der Halbjahreskonferenz vom vergangenen August.

Das gilt nicht zuletzt für das Schweizer Firmenkundengeschäft, wo die CS in den vergangenen Jahren marktführend gewesen ist. Dort sehen sich einerseits die Firmen mit einem erhöhten Risiko konfrontiert, wenn sie künftig ihre Kreditlinie nur noch bei einer Schweizer Grossbank beziehen als bei zweien. Anderseits ist es für die UBS nicht wirtschaftlich, ihre ausstehenden Positionen gegenüber hiesigen Firmen gleich zu verdoppeln.

Leichtes Spiel?

Entsprechend haben Dritte relativ leichtes Spiel. Medienberichten zufolge klopfen Firmen inzwischen auch bei den Schweizer Niederlassungen von ausländischen Grossbanken an, um ihre Kreditlinien zu diversifizieren. Ein ideales Einfallstor also – wäre das nicht die Hürde, dass die bestehenden Kreditverträge gewöhnlich auf drei bis sieben Jahre hinaus laufen.

Und bis dahin, das zeigen nun zwei neue Analysen zum Zustand der Schweizer Firmenlandschaft, dürfte das Geschäft der Banken nicht einfacher werden.

Kreditaufnahme wird teurer

So zeichnet die am Mittwoch publizierte neue Ausgabe der Finanzierungs- und Treasurystudie der Hochschule Luzern (HSLU) das Bild eines herausfordernden Umfelds für die Finanzierung von Unternehmen. Die abrupten Zinsanstiege zur Bekämpfung der Inflation werden zur Belastung und manifestieren sich in steigenden Finanzierungskosten, mahnen die Studienautoren.

Das hat Folgen für die Nachfrage nach Fremdkapital und damit für das Geschäft der Banken mit Anleihemissionen. Das verzinsliche Fremdkapital ist im letzten Jahr erstmals seit 2015 gesunken, wie die Wissenschafter feststellten. Gemäss Studienleiter Thomas Birrer ist dies eine nachvollziehbare Entwicklung. «In den vergangenen Jahren war Geld sehr günstig und viele Unternehmen machten Gebrauch von attraktiven Kreditkonditionen. Mit den gestiegenen Zinsen wird die Kreditaufnahme nun teurer.»

Skeptisch gegenüber der Börse

Auch gegenüber dem Einsatz von Eigenkapital sind die Schweizer Firmen skeptischer geworden. Die Finanzwissenschafter beobachten, dass sich in der Schweiz kotierte Unternehmen immer häufiger für einen Weggang von der Börse entscheiden. «Für viele Unternehmen stellt die zunehmende Regeldichte ein Hindernis dar», so der Befund. Das bedeutet, dass für die Banken auch die einträgliche Begleitung bei Börsengängen seltener wird.

Gleichzeitig nahm der Liquiditätsbestand der Unternehmen im vergangenen Jahr insgesamt um einen knappen Zehntel auf 109,9 Milliarden Franken ab. Gemäss Birrer bestehe aber aktuell kein Anlass zur Sorge: «Die Liquiditätssituation ist grundsätzlich komfortabel.» Die Unternehmen verfügten über mehr als 65 Milliarden Franken an fest zugesagten und noch nicht bezogenen Kreditlinien.

Schwindender Optimismus

Die Frage ist, wie schnell die jeweiligen Finanzchefs die noch nicht abgerufene Liquidität einsetzen müssen. Ebenfalls am Mittwoch hat Raiffeisen Schweiz gemeinsam mit den Partnern Kearney, Swiss Export und Angst+Pfister eine Studie zum Zustand der Schweizer KMU-Landschaft publiziert; die Analyse fokussiert zwar auf den Mittelstand. Aus den Erkenntnisse lassen sich aber auch für Grossfirmen gültige Trends ableiten.

So stellt die Studie der Genossenschaftsbanken fest, dass der Optimismus unter den befragten 382 Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer KMU schwindet. Die Anzahl Firmen, die von einer guten bis sehr guten Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden drei Jahren ausgehen, sei seit 2021 deutlich gesunken, lautet der Befund.

Gefahr von Rückschlägen steigt

Als grösste Risiken innerhalb der nächsten zwölf Monate identifizierten die befragten KMU neben hohen Energie- und Rohstoffpreisen, den Zugang zu Fachkräften und Personal sowie einmal mehr die unklaren bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU.

Damit steigt auch die Gefahr von Rückschhlägen für die Geldinstitute, welche Schweizer Firmen mit Krediten alimentieren. Wie immer im Banking gilt es deshalb, die eigene Risikobereitschaft festzulegen. Denn Hilfe in einem schwierigen Umfeld ist eine ideale Voraussetzung für langjährige Partnerschaften. Genausogut können sich Banker dabei auch ihre Finger verbrennen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.24%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel