Die Barclays Private Bank in der Schweiz hat noch vor dem Ende der Credit Suisse als eigenständige Bank deren Afrika-Geschäft mitsamt Personal übernommen. Die Integration verlaufe nach Plan, sagt CEO Rahim Daya zu finews.ch.

«Wir waren in diesem Jahr in einer aussergewöhnlichen Situation und haben kräftig investiert», sagt Rahim Daya, Chef der Barclays Private Bank Schweiz, im Gespräch mit finews.ch. Dabei hätten zwei Wachstumsinitiativen eine Rolle gespielt. «Erstens haben wir seit Oktober 2022 etwa 40 Leute in der Schweiz eingestellt, und zweitens das Empfehlungsabkommen, das Anfang 2022 mit der Credit Suisse (CS) unterzeichnet wurde.»

Das Team in Zürich sei von einer Handvoll Mitarbeitenden auf über 20 gestiegen. «Im Büro nähern wir uns der Kapazitätsgrenze, aber das sind gute Probleme», so der vorab im Genfer Büro stationierte CEO der Auslandsbank.

Londoner Beziehungen

Die Tochter der britischen Grossbank ist in der Schweiz im On- und Offshore-Geschäft tätig und zählt auch eine Reihe von Multi-Family-Offices (MFO) zu ihren Kunden. Insbesondere die guten Verbindungen in den Nahen Osten, inklusive Israel, und der Link zum Finanzzentrum Grossbritannien kennzeichnen die Position der Bank.

«Viele von unseren Kunden haben eine Beziehung zu Grossbritannien und London. Sie haben oft dort eine Weile gelebt, dort studiert oder gearbeitet oder sogar eine Immobilie dort», erklärt Daya.

Spezielles Abkommen in Afrika

Entsprechend resultiert die Positionierung von Barclays Schweiz: Das Institut funktioniert als Hub zu den Kunden in den Schwellenländern, Nahost und Afrika und Richtung Grossbritannien.

Ein grosser Sprung war das Empfehlungsabkommen mit der CS im Februar 2022, das es der Grossbank ermöglichte, Kunden, die in der Region Subsahara-Afrika ansässig sind, an Barclays zu verweisen. «Rund 200 Kunden sind so zu uns gestossen, und etwa 20 Mitarbeiter in Dubai, Zürich und London», sagt Daya.

«Da es ein Referral Agreement war und keine Übernahme, erfolgte der Wechsel nur mit Zustimmung der Kunden. Und dabei mussten sie den bei uns üblichen Evaluationsprozess durchlaufen.»

Klein und agil

Auch im Onshore-Geschäft in der Schweiz hat Barclays zulegen können. «Etwas, was ich von neuen Kunden gehört habe, ist, dass sie sich bei ihrer bisherigen Bank verloren vorkamen und zu uns kommen, da man uns als klein genug ansieht, um agil zu sein», sagt der Barclays-Banker.

Im kommenden Jahr will er die Integration fortführen und die Investitionen monetarisieren. Das deutlich erweiterte Team arbeite sehr gut zusammen, und er sei oft in Zürich oder mit den Arbeitskollegen auf Reisen. «Es dauert in der Regel zwei bis drei Jahre, bis sich eine Neueinstellung bewährt. Aber das Momentum lässt sich schon im ersten Jahr einschätzen.»

Pop-up-Bank in Verbier

Auch ein im vergangenen Winter gestartetes Experiment will Daya wiederholen: In dieser Skisaison ist die Barclays Private Bank erneut mit einem temporären Büro im Walliser Nobel-Skiort Verbier präsent. «Wir wollen die Gelegenheit nutzen, dort den Kontakt mit den Kunden zu pflegen», so Daya.

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