Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sind die Kräfteverhältnisse im Schweizer Retailbanking in Bewegung. Doch geht es um die Beliebtheit in der Bevölkerung, hat eine einzige Bankengruppe mit weitem Abstand die besten Karten für die Zukunft.

Gespannt warten interessierte Kreise auf die Veröffentlichung der Weko-Stellungnahme: Schätzt die Wettbewerbskommission die Position der «neuen» UBS in der Schweiz als marktbeherrschend ein?

Und was sagt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) dazu, die bei der Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS das letzte Wort hat?

UBS will Raiffeisen überholen

Interessanterweise warb die UBS an jenem schicksalshaften 19. März 2023 bei Investoren, dass sie dank dem Marktanteil der CS im hiesigen Retailgeschäft Raiffeisen auf den zweiten Platz verweise und damit zur grössten Bank im Heimmarkt avanciere. Dies, wenn die 24 Kantonalbanken ausgeklammert werden, die zusammengenommen dieses Geschäft klar dominieren und bisher auch am meisten von der Krisenlage bei der CS profitiert haben.

Das war allerdings nur eine Momentaufnahme. Die Kräfteverhältnisse am Schweizer Heimmarkt werden sich weiter verschieben, und die mehr als 200 Raiffeisenbanken haben gute Chancen, den Bankenplatz über die nächsten Dekaden zu dominieren. Dies jedenfalls, wenn den Ergebnissen der neuesten Ausgabe «Brand Indicator Switzerland» zur Beliebtheit von Marken zu trauen ist.

Weit vor Postfinance, Kantonalbanken und UBS

Wie der am Donnerstag publizierten Studie nämlich zu entnehmen ist, rangiert Raiffeisen mit Platz 61 unter den Top-100-Brands noch deutlich vor den Konkurrenten Postfinance (Rang 71) und den Kantonalbanken auf Platz 85. Gar nicht in die Top 100 geschafft hat es die UBS.

Erst recht interessant ist die Meinung der heute 16- bis 29-jährigen Befragten. Laut der Studie schafft es die Marke Raffeisen bei diesen gar auf den 34. Platz auf der Beliebtheitsskala, vor Postfinance, den Kantonalbanken und der UBS. Die Umfrage wurde im vergangenen November bei 2'631 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren in der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt.

Die zahlungskräftigen Kunden von morgen, lässt sich daraus folgern, kennen und schätzen Raiffeisen also vor allen anderen hiesigen Banken.

Rabatte rechnen sich später

Das ist ein Bild, dass sich mit früheren Erhebungen deckt. Laut einer schweizweiten Umfrage des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern aus dem Jahr 2023 waren die Raffeisenbanken bei 18- bis 25-Jährigen mit 25 Prozent Anteil fast so stark als Hauptbank vertreten wie die Kantonalbanken mit 28 Prozent.

Bei dieser «Generation Z» konnte die Genossenschaftsinstitute wohl auch dank den zahlreichen Sonderangeboten und Rabatten für junge Kunden punkten.

Die Rabatte von heute können sich morgen für Raiffeisen rechnen, zumal die Gruppe derzeit eine dezidiert auf Retail- und «Affluent»-Kunden ausgerichtete Strategie fährt. Traditionell ist Raiffeisen auch die Nummer eins im Schweizer Hypothekargeschäft. Mit dem weit gespannten Filialnetz erreichte die Gruppe bis im Juni 2023 schweizweit rund 3,7 Millionen Kundinnen und Kunden und konnte gegenüber Jahresbeginn nochmals 26'700 Nekunden aufnehmen.

Rücksetzer nicht auszuschliessen

Wie die Affäre um den früheren Raiffeisen-Schweiz-Chef Pierin Vincenz und dessen gescheiterte Diversifikation-Strategie zeigte, ist die Gruppe zwar nicht vor schmerzlichen Rücksetzern gefeit.

Mit der heutigen Generation Z im Rücken besteht aber zumindest die Chance, die Schweizer Bankenlandschaft in 20 Jahren in die Firmenfarbe Rot zu tünchen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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