Das behaupten wenigstens die Analysten eines Wallstreet-Hauses. Vorläufig dürften sich europäische Grossbanken aber noch sehr spendabel zeigen.

Die Zinswende hat auch den Erträgen von Banken im europäischen Ausland Flügel verliehen. Die 20 grössten Geldhäuser auf dem Kontinent haben im vergangenen Jahr 2023 zusammengenommen einen Gewinn von 103 Milliarden Euro eingefahren. Dies hat die Agentur «Bloomberg» errechnet (Artikel bezahlpflichtig).

Die Institute übertrafen damit die Vorlage aus dem Jahr zuvor von 78 Milliarden Euro deutlich. Rund 15 Banken verdienten dabei soviel wie nie zuvor in ihrer Geschichte.

Reihum Rückkaufprogramme angekündigt

In der Stichprobe nicht enthalten ist der riesige Jahresgewinn von 29 Milliarden Dollar, den die Schweizer Grossbank UBS im vergangenen Jahr den buchhalterischen Folgen der Credit-Suisse-Übernahme zu verdanken hatte. Während der Aktienkurs der UBS auch dank diesem «Turbolader» beim Gewinn im Jahr 2023 um mehr als 40 Prozent zulegte, gewannen die Titel der europäischen Konkurrenten im Schnitt 20 Prozent an Wert.

Und das ist noch nicht alles. Mit dem Geldregen klettert auch der Umfang der Ausschüttungen an die Aktionäre sowie der von Aktienrückkauf-Programmen. Letztere sind besonders beliebt und sollen zu einer Gewinnverdichtung für die Eigner führen. Rückkäufprogramme angekündigt haben etwa die spanische Santander, die Deutsche Bank sowie die italienischen Institute Intesa Sanpaolo und Unicredit – und die UBS.

Höchste Dividenden-Rendite weit und breit

Die Schweizer Megabank hat dabei für die zweite Jahreshäfte 2024 Rückkäufe von bis zu 1 Milliarde Dollar pro Jahr in Aussicht gestellt. Ebenfalls soll für das Geschäftsjahr 2023 die Dividende um 27 Prozent und 2024 dann um 15 Prozent steigen, versprach die UBS Anfang Februar. Damit blieb sie allerdings hinter den Erwartungen der Börsianer zurück.

Die für die europäischen Banken in den nächsten zwölf Monaten erwartete Dividenden-Rendite liegt nach Berechnungen der Analysten der amerikanischen Konkurrentin J.P. Morgan nun bei 7,8 Prozent. Das ist mehr als in jedem anderen Wirtschaftssektor und deutlich mehr als die Erwartungen für die Versicherungsbranche, wo die Kennzahl 5,5 Prozent beträgt.

Trüber Ausblick

Wie «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) die Experten allerdings zitiert, hat die Eigenkapital-Rendite mit der Ausbeute des Jahres 2023 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Angesichts einer Notenbank-Politik, die dieses Jahr sinkende Zinsen bringen soll, sei der «Peak» bei den Erträgen wohl erreicht, so die Analysten.

Das habe Folgen: «Sowohl Dividenden als auch Rückkäufe dürften nicht mehr gesichert sein, wenn sich das Kredit- und makroökonomische Umfeld verschlechtert oder die aufsichtsrechtliche Kontrolle zunimmt», mahnen die Branchenkenner der US-Bank.

Im Moment noch Tagessieger

Allerdings zählen die Kurse europäischer Banken weiterhin zu den Tagessiegern; noch lassen sich die Anleger von solch pessimistischen Szenarien nicht überzeugen. Einiges Gewicht hat auch, das Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), sich zuletzt mit Zinssenkungen zurückgehalten hat. Dies, weil der Französin die Gefahr der hohen Inflation für die Konjunktur nicht gebannt scheint.

Damit bleibt das Fenster für lukrative Zinserträge für europäische Banken wenigstens vorläufig geöffnet.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.17%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel