Die Fliehkräfte im Private Banking der Region bleiben für die kombinierte UBS hoch, wie Recherchen zeigen. Nun bröckelt es in Bern nicht nur beim vormaligen Personal der Credit Suisse.

Die UBS findet in der Marktregion Bern keine Ruhe. Dieser Tage haben dort zwei weitere wichtige Kader gekündigt; nach Informationen von finews.ch handelt es sich um Thomas Blaser und Marco Krebs. Dem Vernehmen nach könnten weitere Mitarbeitende der jeweiligen Teams die beiden begleiten.

Auffallend ist, dass Blaser nicht für die Credit Suisse (CS) tätig gewesen ist, wo sich die Fliehkräfte im Schweizer Mittelland seit der Zwangsübernahme vom vergangenen Jahr als hoch erwiesen haben. Stattdessen handelt es sich um einen Managing Director der UBS, der auf mehr als zwölf Jahre Dienst bei der Marktführerin zurückblickt und im Wealth Management vermögende Privatkunden und Unternehmer im Kanton Bern betreute.

Auf Teilzeitbasis wirkt Blaser zudem als Oberstleutnant im militärstrategischen Stab des Chefs der Schweizer Armee, machte also auch im Militär beachtlich Karriere.

Begehrte E&E-Banker

Krebs ist wie Blaser bei örtlichen Unternehmern vernetzt; er leitete bei der CS im Mittelland seit 2019 den E&E-Desk, wo die Bank Entrepreneure an der Schnittstelle zwischen Firmenkunden-Geschäft und Private Banking bedient. Ebenfalls führte er den Ärzte-Desk in der Region.

E&E-Banker der CS sind aufgrund ihrer Expertise bei der Konkurrenz besonders gefragt. Seit dem Verkauf an die UBS kam es teils zu aufsehenerregenden Abwerbe-Aktionen, so etwa in Zug. Dort wechselte im vergangenen Sommer ein ganzes Team zur Genfer Privatbank Lombard Odier.

Diverse Nutzniesser

Wo es die beiden erfahrenen Kundenleute hinzieht, steht noch nicht fest. Kolportiert wird, dass sich eine Zürcher Privatbank für einen der beiden Grossbanker interessiert. Zu den Nutzniessern der Fliehkräfte des Integrations-Projekts zählten vor Ort bereits die Liechtensteiner Fürstenbank LGT und das Investmenthaus Vontobel, aber auch die Privatbank EFG International.

Recht klar ist hingegen, dass die UBS erneut zwei Veteranen verliert, auf die sie im hart umkämpften Schweizer Wealth-Geschäft wohl schlecht verzichten kann. Als überraschende Komponenten kommt hinzu, dass inzwischen auch «eigene» UBS-Banker dem Institut in der Region den Rücken drehen.

Viele Führungswechsel

So berichtete finews.ch dieser Tage über den Abgang von drei Kundenberatern in Gstaad; diese sollen am Nobel-Skiort im Berner Oberland für die Berner Kantonalbank einen neuen Standort im Geschäft mit vermögenden Privatkunden – so genannte «Key Clients» – aufbauen.

Die Abgänge in den eigenen Reihen werfen ein Schlaglicht auf Bern, wo die kombinierte UBS-CS mittlerweile auch im Vergleich zu anderen Marktregionen eine hohe Fluktuation aufweist. Ein möglicher Grund dafür sind die zahlreichen Führungswechsel, die das Gebiet zuletzt erlebt hat. Nach dem Entscheid zur Integration der CS Schweiz im vergangenen Sommer setzt die UBS in der Region Bern zuletzt ausschliesslich auf hauseigene Kader.

Erhöhter Druck?

So hat dort Christa Emminger de Grenus die Regionaldirektion übernommen, Jürg Kaufmann ist für Private Banking zuständig, das nun die jüngsten Abgänge zu beklagen hat.

In der Szene ist derweil zu hören, dass im gesamten Schweizer Wealth Management der UBS mit Blick auf die Integration ein anderer Wind weht. So erhalten die Frontleute offenbar regelmässig strikte Vorgaben, die sie im Tagesgeschäft umsetzen müssen. Die Erfüllung der Ziele wird dann genau gemessen, heisst es. Trifft dies zu, deutet dies auf einen erhöhten Druck auf die Kundenberater hin. Gut möglich also, dass da manchen das Gras anderswo grüner erscheint.

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