Bei der schweizerisch-brasilianischen Privatbank klettert die Kapitalisierung nach einem erfolgreichen Jahr 2023 in beinahe astronomische Höhen. Damit verfügt J. Safra Sarasin über die Möglichkeit, sich erneut als Konsolidierin zu betätigen, sagt Präsident Jürg Haller zu finews.ch.

Die im Gegensatz zu anderen Privatbanken sehr verschwiegene J. Safra Sarasin hat im für die Branche schwierigen Jahr 2023 solide gearbeitet. Wie das brasilianisch-schweizerische Institut in Besitz der Bankierfamilie Safra am Mittwoch mitteilte, konnte der Gewinn zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf 470,3 Millionen Franken gesteigert werden.

Dies, während die Privatbank den Negativtrend beim Volumen zu stoppen vermochte: Die verwalteten Vermögen stiegen zum Jahresende auf 204,3 Milliarden Franken, von 197,9 Milliarden Franken Ende 2022. Ebenfalls höher als im Vorjahr fiel das Neugeld aus mit 7,4 Milliarden Franken aus, wie der Mitteilung zu entnehmen war.

Solide ins Jahr gestartet

«Wir sind zufrieden mit der Performance», sagt Verwaltungsrats-Präsident Jürg Haller (Bild unten) zu finews.ch. Das Geschäftsumfeld sei zwar herausfordernd und die Märkte volatil gewesen. Dennoch habe der langfristige Kundenfokus und die strikte Kostenkontrolle der Bank Früchte getragen. Anders als bei Mitbewerbern erwies sich zudem die Zinswende unter dem Strich als ein Segen, trieb diese doch die Zinsmarge in die Höhe und sorgte dafür, dass das breite Angebot des Instituts im Anleihenbereich mehr nachgefragt wurde.

Der Start ins Jahr 2024 sein nun ebenfalls geglückt, versichert Haller. «Wir sind solide unterwegs und fühlen uns komfortabel aufgestellt», so der Schweizer an der Spitze der Privatbank.

Haller 500

(Bild: J. Safra Sarasin)

Eigner befürwortet starke Kapitalbasis

In der Tat: auch nach der Dividendenausschüttung verfügt die Gruppe über eine Kernkapital-Quote von 47 Prozent und über hartes Kernkapital (CET-1) von 5,7 Milliarden Franken – nochmals mehr als im Jahr zuvor und deutlich über dem Niveau, das der Regulator verlangt. «Unsere starke Kapitalbasis und die hohen Reserven versetzen uns in eine günstige Position, um Marktschwankungen und wirtschaftliche Herausforderungen zu widerstehen und gleichzeitig das Wachstum und die Stabilität unseres Geschäfts zu unterstützen», so Haller.

Während die Stärkung der Kapitalbasis der Strategie der Eignerfamilie entspricht, sorgt dies auch dafür, dass die «Kriegskasse» des Instituts für allfällige Übernahmen so prall gefüllt ist wie selten zuvor. In der Vergangenheit beteiligte sich J. Safra Sarasin aktiv an der Konsolidierung im Private Banking. «Die Möglichkeit zu Zukäufen besteht», lautet die Einschätzung des Bankpräsidenten jetzt.

Fast 80 Vollzeitstellen geschaffen

Im vergangenen Jahr ist das Institut allerdings organisch gewachsen. Die Gruppe hat 78 neue Vollzeitstellen geschaffen (gegenüber 100 im Jahr zuvor) und ist weltweit mit rund 2’500 Mitarbeitenden unterwegs. Ebenfalls wurden im Private Banking in Baden und in Paris neue Niederlassungen eröffnet. Die Neuanstellungen entfielen dabei sowohl auf den Bereich der Privatkunden wie auch das Geschäft mit Institutionellen und Firmenkunden.

Mit Blick auf den Zwangszusammenschluss UBS und CS habe J. Safra Sarasin weiterhin nicht vor, gezielt Berater und Kunden von den beiden Grossbanken abzuwerben, erklärt Haller weiter. «Wenn aber jemand auf uns zu kommt, werden wir das in Betracht ziehen.»

Neue Dienste für Unternehmerfamilien

Diesbezüglich liess der Coup vom vergangenen Juni aufhorchen: Wie auch finews.ch berichtete, hatte J. Safra Sarasin damals ein ganzes Investmentbank-Team der Credit Suisse (CS) für das Anleihengeschäft rekrutiert. Ein eher untypischer Vorstoss für eine Privatbank – doch beim Institut hofft man, auf diese Weise zusätzliche Dienstleistungen für Unternehmerfamilien anbieten zu können.

«Das Team erweitert unsere Fähigkeiten im Bereich der Fremdkapital-Märkte, wobei der Schwerpunkt auf der Emission und dem Underwriting von Anleihen in Franken für Emittenten liegt», sagt Haller dazu. Das Angebot soll nun weiter ausgebaut werden, etwa in Bereiche wie die Beratung bei Fusionen und Übernahmen (M&A).

Privatmarkt-Investments im Fokus

Schliesslich bedeuten Deals auch immer ein Risiko, was J. Safra Sarasin bei seinen Privatmarkt-Investments für Profianleger erfahren musste. Laut einem aktuellen Bericht des deutschen «Handelsblatts» (Artikel bezahlpflichtig) hat das Institut für Kunden an einer Finanzierungsrunde des amerikanischen Online-Händlers Thrasio teilgenommen. Das Investment entwickelte sich allerdings nicht wie erwartet, wie die Zeitung ausführte.

Haller sagt dazu, dass Privatmarkt-Investments generell höhere Risiken mit sich brächten. Solche Anlagen würden Allerdings würden solche Anlagen nur anspruchsvollen Kunden angeboten, die sich der damit verbundenen Risiken voll bewusst seien und ihre Positionen entsprechend dimensionierten. Die breiter zugänglichen Privatmarkt-Vehikel von J. Safra Sarasin hätten 2023 eine gute Performance ausgewiesen.

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