Dass das Bankgeheimnis gelockert wird, liess die Börse offenbar kalt: Vontobel, Julius Bär, EFG – die Aktienkurse der betroffenen Banken stiegen heftig.

Die Titel der Zürcher Vermögensverwaltungsbank EFG legten am Freitag um satte 14 Prozent zu. Die Namenaktien von Julius Bär stiegen um fast 9 Prozent. Die Vontobel-Aktie kletterte um respektable 4 Prozent.

Und während sich viele Politiker und Unternehmer, Experten wie normale Menschen angesichts der Ereignisse Sorgen machten ums Bankgeheimnis und die Zukunft des Finanzplatzes, stiegen die Börsenkurse der Grossbanken ebenfalls nach oben: Bei der CS war es ein sattes Plus von 5,5 Prozent, und die UBS legte um knapp 2 Prozent zu.

Gewiss: Insgesamt war der Markt sehr optimistisch. Und natürlich spiegelte sich bei Bär wie Vontobel wie UBS stark, dass ein gewisses Vertrauen in die Finanztitel zurückkehrt – fast überall. Doch das Kursfeuerwerk (gerade bei den Vermögenverwaltungs-Banken) zeigt doch auch, dass der Markt ein weiteres Loch im Bankgeheimnis nicht gerade als Katastrophe beurteilt.

Anders gesagt: Die Börse glaubt, dass die erwähnten Schweizer Banken auch mit einem geschwächten Geheimnis gut weiterleben können.

34 relevante Ereignisse, kaum je relevante Folgen

Das enstpricht den Ergebnissen einer Studie, die drei Forscher der Universitäten Lausanne und Zürich im Jahr 2005 publizierten: Um den Wert des Bankgeheimnisses zu schätzen, nahmen Alexandre Ziegler, Michel Habib und François-Xavier Delaloye damals die Aktien von UBS und Credit Suisse, Julius Bär und Vontobel und prüften, wie sehr die Kurse auf Nachrichten übers Bankgeheimnis reagierten.

Die Hypothese: Je wichtiger und wertvoller das Bankgeheimnis, desto stärker reagieren die Aktienkurse auf positive oder negative Nachrichten in der Sache.

Die Forscher nahmen den Zeitraum zwischen 1998 und 2003, als das Bankgeheimnis in den Bilateralen Verhandlungen II regelmässig zur Debatte stand; dann wählten sie 34 Ereignisse, die für das Bankgeheimnis relevant waren, und untersuchten, ob die Aktienkurse deswegen ausschlugen.

Ein solches Ereignis geschah zum Beispiel im März 2003: Damals verwarf der EU-Ministerrat einen Vertrag mit der Schweiz, der das Bankgeheimnis garantieren würde. Hier rauschten die Kurse von Bär und Vontobel tatsächlich vorübergehend in den Keller. Auf der anderen Seite führte das Zinsabkommen mit der EU, einmal unter Dach und Fach, zu keinen spürbaren Reaktionen der Bankaktien.

Ist der Wert des Bankgeheimnisses gesunken?

Insgesamt zeigte sich, dass die Grossbanken-Aktien sehr beschränkt auf die Bankgeheimnis-Diskussionen reagierten. Mit anderen Worten: Der Markt erwartet, dass das Bankgeheimnis nur eine geringe Bedeutung für UBS und Credit Suisse hat. Die Aktien von Bär und Vontobel reagierten schon volatiler auf das Schicksal des Bankgeheimnisses – und so kamen die Autoren zum Schluss: «Das Bankgeheimnis hat einen Wert, zumindest für die Privatbanken.»

Konkret: Ziegler, Habib und Delaloye rechneten 8,3 Prozent der Marktkapitalisierung von Julius Bär und 12,6 des Werts von Vontobel dem «Faktor Bankgeheimnis» zu. Allerdings kamen sie auch zum Ergebnis, dass über den ganzen Zeitraum hinweg betrachtet kein Zusammenhang nachweisbar ist zwischen den Börsenkursen und den ganzen Bankgeheimnis-Verhandlungen mit der EU; ein Resultat, das die drei Autoren selber als überraschend bezeichnen.

Die neuste Entwicklung lässt nun ahnen, dass der «Wert» des Bankgeheimnisses – soweit er sich in der Börse spiegelt – seither noch weiter gesunken ist.

Die ganze Studie von Ziegler, Habib und Delaloye finden Sie hier.

 

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