Der Bankenprofessor Urs Birchler spricht über Anreize und Verantwortung in der Bankenwelt und geht mit Ex-UBS-Chef Oswald Grübel hart ins Gericht.

In einem Interview mit der Wissenschaftszeitschrift «Magazin» von der Universität Zürich sieht das ehemalige SNB-Direktionsmitglied in der Verschmelzung zwischen Staaten und Banken ein grosses Problem, «weil niemand mehr für sein Handeln verantwortlich ist».

Den sichersten Weg zur Förderung von verantwortungsvollem Handeln ortet er im Staatsbankrott auf breiter Front. «Dann weiss jedermann, es ist niemand mehr da, der den Banken helfen kann», erklärt der 61-jährige Ökonom.

Urs Birchler ist Professor für Banking am Institut für Banking und Finance der Universität Zürich. Früher war er Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank. 

Weiss Grübel wovon er spricht?

Auf die Frage, ob das Renditeziel des früheren UBS-Chefs Oswald Grübel von bis zu 15 Prozent überhaupt realistisch sei, gibt Birchler zu Bedenken: «Wenn ein Bankier sagt, er wolle 15 oder 20 Prozent Eigenmittelrendite erzielen, dann ist sein Unternehmen entweder keine Bank oder seine Bank geht Risiken ein, indem sie die Eigenmittel so stark senkt, dass jeder Verdienst eine hohe Rendite bedeutet. Oder er weiss nicht, wovon er spricht. Er hat entweder keine Bank, keine Ahnung oder kein Verantwortungsgefühl».

Regulierung durch Eigenmittelvorschriften

Zur Diskussion der Systemrelevanz fordert Birchler keine garantierte Unterstützung der Staaten. «Wer ein Risiko eingeht und gewinnt, behält das Geld. Wenn es aber schlecht läuft, realisiert man eben einen Verlust», gibt der Bankenexperte weiter zu verstehen.

Das einzige, was der Staat tun könne, seien Anreize über die Eigenmittelvorschriften. Die in der Schweiz geplante Festlegung einer Eigenmittelquote von 19 Prozent sieht Birchler zwar als besser als gar nichts an, jedoch löse dies das Problem der unfreiwilligen Staatshaftung noch nicht definitiv.

Sukkurs für CoCo-Bonds

Alternativen zum Konkurs von systemrelevanten Instituten sieht Birchler – neben genügend hohen Eigenmitteln – in einer gemeinsamen internationalen Plattform, über die Bankeninsolvenzen abgewickelt werden, wobei auch die Aktionäre oder Schuldner bluten müssten.

Ausserdem begrüsst der Bankenprofessor die eingeführte Regulierung mit CoCo-Bonds – Wandelanleihen, die im Notfall zu Aktien werden – wenn die Banken über zu wenig Eigenkapital verfügen.

Weitere Voten von Urs Birchler finden sich auch auf seinem Blog batz.ch.

 

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