Der Glaubwürdigkeit von Konzernchef Brady Dougan sei es nicht förderlich, dass er die Leistungen der Credit Suisse immerzu in rosiges Licht taucht.

Brady_Dougan

Zugegebenermassen habe der Amerikaner die zweitgrösste Schweizer Bank während der Finanzkrise gut über die Runden gebracht, schreibt die «Finanz und Wirtschaft» in ihrer Ausgabe vom Samstag. Die Abschreiber in der Bilanz seien damals vergleichsweise gering gewesen, Liquidität sei stets vorhanden gewesen, und der Zufluss an Kundengeldern blieb intakt.

Doch der CS gelang es nicht, die vielversprechende Ausgangslage nach 2009 zu nutzen, heisst es in der Zeitung weiter. Brady Dougan (Bild) könne heute zur Last gelegt werden, dass er die Wachstumsmöglichkeiten überschätzte und die Kosten zu wenig straff kontrollierte.

Nachbesserungen sind nötig

Das Auseinanderdriften von Ertrag und Aufwand spiegelt sich in einer Aktienperformance, die seit zwei Jahren unter dem Durchschnitt der Konkurrenzpapiere ausfällt.

Nachbesserungen sind nötig, die weder dem Personal noch den Aktionären der Credit Suisse gefallen dürften: Das Investment Banking beschäftige «3000 bis 5000 Angestellte zu viel», mahnt Dougan-Vorgänger Oswald J. Grübel.

Wann handelt Urs Rohner?

Und um die relativ schmale Kapitaldecke (hartes Kernkapital nach Basel III) zu stärken, muss der Konzern erhebliche Gewinnanteile zurückbehalten, statt sie als Dividende auszuschütten.

Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, seit einem Jahr im Amt, wird sich überlegen, wie lange er Dougan an den Schalthebeln der CS lassen soll, bevor er einen überzeugenden Nachfolger präsentiert.

Es gibt Kronfavoriten

Ein offensichtlicher interner Kandidat lasse sich derzeit nicht ausmachen, schreibt die «Finanz und Wirtschaft». Dies ist insofern etwas merkwürdig, da mit Hans-Ulrich Meister, dem derzeitigen Private-Banking- und Schweiz-Chef schon seit geraumer Zeit ein Kronfavorit existiert. Seine Ambitionen auf den obersten Chesessel sind ein offenes Geheimnis in der Branche.

Gerade vor dem Hintergrund, dass Meisters Chancen auf den CEO-Sessel sehr gut stehen, bringt sich auch Meisters Vorgänger, Walter Berchtold, wieder ins Gespräch. Er wurde letztes Jahr zum Chairman Private Banking «wegbefördert», ist aber weiterhin in der Konzernleitung vertreten. 

Wer versteht etwas vom Investmentbanking?

Er könnte durchaus seinen früheren Posten wieder einnehmen, sobald Meister aufsteigt. Das Kapitel «Clariden Leu», bei dem Berchtold zu lange zögerte, ist inzwischen abgeschlossen, und mit den USA dürfte in absehbarer Zeit ebenfalls eine Lösung gefunden werden, so dass Berchtold auch von dieser Seite her kein Risiko mehr droht.

Ungelöst bleibt indessen die Frage, wie ein neuer CEO mit der Investmentbanking-Sparte der CS verfährt. Auch Hans-Ulrich Meister ist nicht der Investmentbanker per se.

Vor diesem Hintergrund ist es auch denkbar, dass sich der Credit-Suisse-Verwaltungsrat für eine Co-Leitung entschliesst, wie das bereits in den Jahren 2002 bis 2004 mit Oswald J. Grübel und John J. Mack der Fall war.

Erfolgreiche Co-Leitung

Die Credit Suisse befand sich damals in einer denkbar schlechten Situation. Dem Gespann Grübel-Mack gelang es jedoch, die Schweizer Grosbank wieder auf Kurs zu bringen und Mack nach vollbrachter Tat «elegant» zu verabschieden. 

Keine Frage: Für Gesprächsstoff an der Generalversammlung der Credit Suisse am 27. April 2012 im Zürcher Hallenstadion ist gesorgt.

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